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Österreich: So viele Mega-Reiche wie noch nie

Foto: H.S.

Österreich - 13.04.2024 - von Patrick Fischer, Christian Siedenbiedel

Mehr Milliardäre als je zuvor - und mit noch mehr Geld. Aber: Kein Milliardär unter 30 hat etwas dafür geleistet – es sind ausschließlich Erben!

Wer ein Ego hat, das so fett ist wie sein Bankkonto, der will da drauf: auf die Forbes-Liste der Superreichen. Jährlich präsentiert das US-Magazin mit viel Glamour sein Milliardärs-Ranking (Donald Trump schaut da mittlerweile nicht mehr so gern drauf), dahinter verbergen sich aber erschreckende Zahlen – wenn man genauer hinschaut und das ein bisschen sacken lässt.

Es ist nämlich der Hochglanz-Beweis für eine höchst problematische Entwicklung. Kostprobe gefällig? Aber Achtung, jetzt wirds unappetitlich: Unfassbare 14,2 Billionen Dollar (so viel wie noch nie) gehören den insgesamt 2.781 Milliardärinnen und Milliardären (so viele wie noch nie). Werte, die es in der Geschichte der Menschheit noch nie gab.

Die Reichen werden immer reicher

Und: Die Reichen werden auch immer reicher. Ja, man hört das oft. Aber es stimmt eben auch. Hier einige weitere, eigentlich grausliche Fakten: Die oben genannten 14,2 Billionen sind um mehr als zwei Billionen Dollar mehr als noch im Vorjahr. Zwei Drittel der Milliardärinnen und Milliardäre sind heute reicher als vor einem Jahr.

Beinahe lustig mutet es übrigens an, dass sogar bei den Mega-Reichen dieser Welt die besonders Mega-Reichen (also Platz 1 bis 20) noch schneller mega-reich werden als die ein bisschen weniger Mega-Reichen (also von Platz 21 bis Platz 2.781). Die Top-20 haben laut Forbes-Ranking nämlich allein 700 Milliarden Dollar im letzten Jahr dazu gewonnen.

Unter 30 gibt es nur Erben

Klar wird aus dem Forbes-Ranking auch: Reich wird man nicht durch Arbeit – zumindest nicht, wenn man jung ist. Keine Milliardärin und kein Milliardär auf der Liste hat für seinen Reichtum gearbeitet, wenn er oder sie unter 30 Jahre alt ist. Sie sind alle Erben. Für Forbes „der Beginn der lang erwarteten Übergabe des Reichtums von einer Generation an die nächste“. Für den ÖGB einige Milliarden Gründe für Erbschafts- und Vermögenssteuern. Denn diese Liste der Nicht-Leistungen wird in den nächsten Jahren deutlich länger werden.

Reichster Österreicher ist ein junger Erbe

Und ja, es gibt auch Österreich-Bezug: Neun Österreicher (ja, lauter Männer bzw. in einem Fall eine Familie) haben es ins Forbes-Ranking geschafft. Auf Platz eins der rot-weiß-roten Fraktion? Mark Mateschitz, also sozusagen ein Rich-Kid. Jedenfalls ein Erbe. 39,6 Milliarden Dollar (knapp 37 Milliarden Euro) sind es laut Forbes-Ranking – ohne dafür gearbeitet zu haben, ist Mateschitz also quasi aus dem Stand auf Platz 31 der Welt und zum reichsten Österreicher gehüpft. Was dafür an Erbschaftssteuer bezahlt wurde? Nix. Was dafür an Vermögenssteuer bezahlt wird? Nix.

ÖGB fordert gerechte Besteuerung

Das Forbes-Ranking ist je nach Blickpunkt schockierend oder unterhaltend. In jedem Fall ist es aussagekräftig - auch für Österreich. Deshalb ist es für den ÖGB auch klar, dass etwas passieren muss beim Thema Verteilungsgerechtigkeit. Arbeit muss sich lohnen, klar. Aber in der Regel arbeitet am härtesten, wer wenig bis „normal“ verdient. Wer sehr viel hat, der kann das auch um sehr viel vermehren, ohne dafür selbst eine großartige Leistung erbracht zu haben. Geschenke wie zum Beispiel die erneute Senkung der Körperschaftssteuer nützen der Allgemeinheit gar nichts, sondern machen die Reichen immer reicher.

Deshalb fordert der ÖGB unter anderem:

Rücknahme der Körperschaftssteuersenkung
Einführung einer Millionärssteuer auf private Nettovermögen über einer Million Euro
Einführung einer Erbschafts- und Schenkungssteuer auf große Vermögen
Einführung einer Finanztransaktionsteuer
Wirksame Abschöpfung krisenbedingter Übergewinne

Alles zum Thema „Steuerpolitik braucht soziale Handschrift“ und den Analysen, Positionen und Forderungen des ÖGB rund um leistungslose Einkommen gibt es im „ÖGB-Programm 2023–2028“.

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Am 16,4,2024 meldet die FAZ auf Seite eins unter der für die Zeitung ungewöhnlichen Überschrift Zunehmende Ungleichheit:
"Die Vermögen der Deutschen sind wieder ungleicher verteilt – es ist die größte Diskrepanz im Euroraum." Auf S, 19 der Printausgabe schreibt Christian Siedenbiedel u.a. ... Demnach ist das Wachstum der Nettovermögen in Deutschland seit Ende 2021 rückläufig. „Besonders die Wachstumsrate des Vermögens der vermögensärmeren Hälfte fiel relativ stark“,
schreibt die Notenbank. ein Grund sei, dass aufgrund von Bewertungsänderungen die Ansprüche an Leistungen von Versicherungen kräftig zurückgegangen seien, die in dieser Bevölkerungsgruppe eine größere Rolle spielten. ..." Laut Bundesbank ist die Ungleichheit in Europa in Deutschland am höchsten. Es folgen Lettland, Finnland, Frankreich, Italien Belgien, Spanien, Niederlande und Griechenland, wo die Ungleichheit aktuell am geringsten sein soll.

Quelle: ÖGB, FAZ