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Versorgung älterer Patienten akut gefährdet

15.09.2008 - von Bundesverband Geriatrie e.V.

Auf die dramatische wirtschaftliche Situation von geriatrischen Kliniken und Einrichtungen hat der Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes Geriatrie in Berlin verwiesen.

„Schon heute steht eine nicht geringe Zahl von Einrichtungen der geriatrischen Rehabilitation mit dem Rücken zur Wand“, erklärte Hon.-Prof. Dr. med. Dieter Lüttje. Zwar sei nicht zuletzt im Rahmen der Gesundheitsreform der Anspruch auch der geriatrischen Patienten auf die für sie notwendigen Rehabilitations-Leistungen verankert worden. „Ministerin Schmidt hat gerade diesen Aspekt immer wieder herausgestellt und, wie erst im Juni vor Vertreterinnen und Vertretern von Krankenkassen, auf die verstärkte Notwendigkeit verwiesen, solche Leistungen anzubieten.“

Die Realität sehe jedoch anders aus, so Lüttje: „In einer Vielzahl von Bundesländern droht der spezifischen Versorgung älterer Patienten kurzfristig das Aus.

Tagessätze seit sechs Jahren nicht erhöht

Wie der Verbandsvertreter, seit zehn Jahren Chefarzt einer Klinik für Geriatrie, mitteilte, seien die Tagessätze in der geriatrischen Rehabilitation seit nunmehr durchschnittlich sechs Jahren nicht erhöht worden. „Angesichts der zwischenzeitlich drastisch gestiegenen Kosten, allein schon für Energie, Wasser und nicht zuletzt unser qualifiziertes Personal, ist mit diesen Sätzen kein wirtschaftliches Arbeiten mehr möglich.“

Hinsichtlich der Belegung der Einrichtungen erklärte Hon.-Prof. Lüttje, dass die Zahl der Ablehnungen von Reha-Empfehlungen durch die Krankenkassen signifikant zugenommen habe. „Es gibt Einrichtungen, in denen bis Jahresmitte bereits deutlich über ein Drittel dieser Empfehlungen abgelehnt wurde.“

Der Verbandsvorsitzende kritisierte zugleich, dass die Kassen zunehmend die Rehabilitation älterer Patienten in Kliniken anderer Fachbereiche wegen der dort geringeren Kosten favorisierten. „Dies widerspricht jedoch dem Ansatz, jedem geriatrischen Patienten die auf seine speziellen Bedürfnisse ausgerichtete Rehabilitation zugute kommen zu lassen.“ Das Ziel, die Selbstständigkeit der Patienten zu erhalten, beziehungsweise so weit wie möglich wieder herzustellen unter besonderer Berücksichtigung der Besonderheiten der medizinischen Versorgung im Hohen Alter würde von Trägern und Einrichtungen im Bundesverband sichergestellt, könnte jedoch nicht von einer Reha-Einrichtung ohne spezielle Qualifikation in der Geriatrie erwartet werden.

Demografische Entwicklung erhöht Bedeutung der Altersmedizin

Der Bundesverband betonte, dass mit dem zunehmenden durchschnittlichen Lebensalter auch die Zahl von alterstypischen Erkrankungen zunehmen und damit die Bedeutung der geriatrischen Frührehabilitation wachsen werde. Laut Schätzungen des Statistischen Bundesamtes werde die demografische Entwicklung im Jahr 2030 zu etwa 58 Prozent mehr Pflegebedürftigen und 12 Prozent mehr Krankenhausbehandlungen im Vergleich zu heute führen. Die Zahl der Menschen mit einem Lebensalter von 60 und mehr Jahren dürfte bis 2030 um etwa 38 Prozent auf insgesamt 28,4 Millionen (gegenwärtig ca. 20,5 Millionen) steigen, die der über 80-Jährigen von derzeit 3,6 auf 6,3 Millionen.

Forderung nach sofortiger leistungsgerechter Vergütung

Vor dem Hintergrund der Entwicklung im Krankenhausbereich und der für Ende September geplanten Großdemonstration in Berlin unter dem Motto „Rettung der Krankenhäuser“ verwies Lüttje auf analoge Probleme im Bereich der geriatrischen Rehabilitation. „Es geht heute darum, die Leistungen in der geriatrischen Rehabilitation endlich realistisch zu vergüten und so die drohende Schließung von Kliniken und Einrichtungen abzuwenden“, so Lüttje.

www.bv-geriatrie.de

Geriatrie, oder auch Altersmedizin, befasst sich mit den speziellen Erkrankungen oder Unfallfolgen älterer Menschen. Das Besondere an dieser Patientengruppe ist, dass ältere Menschen zumeist mehrfach krank (multimorbid) sind. Die geriatrischen Kliniken bieten, hierauf abgestimmt, multidimensionale geriatrische Therapien. Dabei wird ein ganzheitlicher Ansatz verfolgt.
Der Bundesverband Geriatrie ist ein Verband von Klinikträgern, dem derzeit 208 Mitglieder angehören, die 217 geriatrische Kliniken bzw. Einrichtungen betreiben. So sind unter anderen fast alle größeren Klinikverbünde und -konzerne mit ihren geriatrischen Einrichtungen Mitglieder des Bundesverbandes.

Link: http://www.altersdiskriminierung.de/themen/artikel.php?id=2620
Quelle: PM Bundesverband Geriatrie e.V.