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Senioren zahlen 9,20 € für 1 Euro Jobber

09.04.2010 - von Günter Isemeyer / Uwe Reepen

Kritik am Missbrauch von sogenannten „1-Euro Jobs“ hat die Gewerkschaft ver.di in Düsseldorf geäußert. Anlass dafür waren Medienberichte, wonach die gemeinnützige GAWO GmbH in Mönchengladbach für ihren mobilen sozialen Dienst Arbeitslose einsetzt, die über die kostenlosen Betreuungsdienste hinaus widerrechtlich auch als Putzkräfte tätig werden. Die Hartz IV EmpfängerInnen erhalten für ihre Tätigkeiten bei Senioren und Behinderten einen Stundenlohn von 1,50 Euro. In Rechnung gestellt werden den Senioren aber 9,20 Euro. Vermittelt werden die Hartz IV-Bezieher durch die zuständige Arbeitsagentur.

Die GAWO ist eine 100prozentige Tochter der Arbeiterwohlfahrt (AWO) und kümmert sich um die Qualifizierung und Berufsintegration von Arbeitslosen. Nach Informationen von ver.di tritt die AWO als Vertragspartner der Haushalte auf, während die GAWO das „Personal“ stellt. Erst kürzlich hatte ein ähnlicher Skandal bei der AWO in Neumünster zur Einstellung des dortigen Projekts „Haushaltsbetreuung“ geführt.

„Wir erwarten, dass die ARGE unverzüglich einschreitet und die rechtswidrigen Vorgänge in Mönchengladbach beendet“, sagte Sylvia Bühler, bei ver.di NRW zuständig für das Sozial- und Gesundheitswesen. Für die reguläre Tätigkeit einer Haushaltshilfe stünden den Beschäftigten tarifvertraglich zwischen 9,20 Euro und 12,32 Euro zu. „Arbeit für Hilfebedürftige muss ordentlich bezahlt werden“, so Bühler. Es sei sicher kein Zufall, dass im Sozialbereich viele Verantwortliche nicht so genau hin schauen. Das Soziale dürfe nicht viel kosten. Mit großer Sorge sehe die Gewerkschaft, welche Auswirkungen der wirtschaftliche Druck auf die Wohlfahrtsverbände habe. Egal ob AWO, DRK, Caritas oder Diakonie, bei allen Verbänden gebe es Gliederungen, deren Verhalten gegenüber ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nicht zu den Grundsätzen eines Wohlfahrts- und Sozialverbandes passe.
Laut ver.di ist die "Tendenz, sich als marktwirtschaftliches, gewinnorientiertes Unternehmen zu gerieren, bei keinem anderen sozialen Arbeitgeber so ausgeprägt wie bei der Dikonie".

„1-Euro-Jobs vernichten reguläre Arbeitsplätze und gehören endlich abgeschafft“, forderte Bühler. (Leider sagte sie nicht, dass die Träger pro Ein-Euro Job bis zu 500 Euro im Monat Betreuungsgeld erhalten, also ein sehr einträgliches Geschäft betreiben.)

Arbeitsgelegenheiten seien erwiesenermaßen kein geeignetes Instrument, um auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, vielmehr werde damit dem Missbrauch und der Ausbreitung von prekärer Arbeit Tür und Tor geöffnet, betonte Bühler. So seien Ende 2009 bereits mehr als 56.000 Menschen in NRW in 1-Euro Jobs beschäftigt gewesen. Die Mehrzahl davon als billige Kräfte bei Wohlfahrtsverbänden.

Haushalten, die Betreuungsdienste suchen, rät Bühler, sich die Arbeitsbedingungen genau anzusehen und zu vergleichen. „Es gibt noch tariftreue Arbeitgeber, mit Betriebsräten und vernünftigen Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten“. Das habe positiven Einfluss auf die Qualität der Arbeit und die Senioren müssten sich nicht ständig auf wechselndes Personal einstellen.

ver.di-Landesbezirk Nordrhein-Westfalen 40210 Düsseldorf
e-mail:pressestelle.nrw@verdi.de

Link: http://www.altersdiskriminierung.de/themen/artikel.php?id=3400
Quelle: PM ver.di NRW, 9.4.2010

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