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Stromanbieter wechseln: Mit 70 + zu alt?

20.04.2011 - von M. Karl-Heinz Lehmann

Frau M. berichtet: In einem Kölner Einkaufzentrum hätte eine Mitarbeiterin am Stand der Stromfirma Yellow eine 72Jährige Dame als neue Stromkundin wegen ihres Alters abgelehnt.

Herr H. berichtet: "Für RWE war als "autorisierter Partner vor Ort" eine Frau F. von der Fa. R.(sales partner) von Haus zu Haus unterwegs, um neue Kunden für RWE zu werben. In unserem 7-Familien-Haus erklärte sie dem 84jährigen Herrn K., der an einem Vertrag interessiert war, mit ihm könne ein Vertrag nicht abgeschlossen werden, das müsse über dessen Ehefrau (73 Jahre) laufen.

Mit Leuten über 75 schließe man "zu deren eigenem Schutz" keine Verträge mehr ab. Frau K. solle also den Stromzähler bei den örtlichen Stadtwerken auf sich umschreiben lassen, dann stünde einem Vertrag nichts mehr im Wege.

Als Frau F. uns im gleichen Haus (alles Eigentumswohnungen) aufsuchte, erwähnte sie den Vorgang K. mit den gleichen Argumenten; wir - meine Frau und ich - zählen 73 und 74 Jahre -.

Ich habe deshalb RWE eine E-Mail mit Hinweis auf diesen Sachverhalt und mit der Bitte um Aufklärung unter den Stichwort Altersdiskriminierung gesandt. Darauf meldete sich am nächsten Tage telefonisch Herr K. von der RWE-Kundenbetreuung und erklärte, RWE wende solche Praktiken nicht an. Wenn das die Fa. R. mache, sei das nicht in ihrem Sinne; es sei aber auch dumm, so etwas zu bekunden.

Daraufhin setzte ich mich mit Frau F. in Verbindung (Handy
) und wies sie auf die Altersdiskriminierung hin; sie hatte noch nie davon gehört, es sei doch zum Schutz der alten Leute. Sie versprach, ihren Chef zu informieren. Dieser versuchte mich offensichtlich zu erreichen, denn er bat über die Mail-Box meines Handys um Rückruf. Da ich jedoch gerade operiert worden und im Krankenhaus war, habe ich nicht mehr reagiert.

Vorher hatte ich noch versucht, die örtliche Presse für den Sachverhalt zu interessieren. Ein versprochener Rückruf bei mir erfolgte jedoch nicht.

Wenn solche Aktionen Schule machen, können Leute über 75 nicht mehr am Wettbewerb durch Anbieterwechsel teilnehmen und müssen an alten teure Verträge gebunden sein. Ein unhaltbarer Zustand! Welche Abhilfe ist möglich?
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Abhilfe bietet ein Gesetz gegen Altersdiskriminierung, das den Zugang zu und die Versorgung mit Waren und Dienstleistungen unabhängig vom Alter gebietet.

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Am 3.12. 2011 berichtet die Rheinische Post unter der Überschrift: "Altersdiskriminierung oder Schutz vor Hausgeschäften?" von einem ähnlichen Fall. Allerdings geht es um eine 81jährige Dame. Sie ist Kundin bei den Stadtwerken Kleve. Der Vertreter, der an ihrer Haustür klingelte, kam von der RWE und machte ihr ein preiswertes Wechselangebot. Er lehnte die Dame aber als Kundin ab, nachdem er ihr Alter erfahren hatte.
Auf Anfrage der Rheinischen Post erklärte ein RWE Sprecher: Es sei eine Vorgabe des Unternehmens an die Vertreter, bei Menschen über 75 Jahren keine Verträge an der Haustür abzuschließen. Damit komme die RWE zum einen einer Forderung von Verbraucherschützern nach, zum anderen wolle die RWE sich nicht von Angehörigen nachsagen lassen, dass Senioren übervorteilt würden. Wer über 75 Jahre sei, bekomme eine zweite Beratung, wenn der Interessent dies wünsche.

Link: Alte Dame kann kein Handy kaufen
Quelle: Mail an die Redaktion, RP 3.12.2011

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