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Daimler: Betriebsrente wird schrumpfen

13.04.2012 - von Georg Rapp

Derzeit zahlt Daimler für jeden Beschäftigten jährlich nicht nur einen von der Entgeltgruppe abhängigen Beitrag in ein Versorgungskonto ein. Sondern gleichzeitig auch noch fünf Prozent Zinsen für die gesamte Zeit bis zum voraussichtlichen Renteneintritt. Zukünftig sollen die angesparten Beiträge variabel verzinst werden. Der Beschäftigte muss an Zinsen nehmen, was der Markt her gibt.
Das Zinsrisiko durch den variablen Zinssatz wird auf die Beschäftigten abgewälzt.

Dabei ist beabsichtigt, in jüngeren Jahren das Kapital in risikoreicheren Anlageformen zu investieren, im Alter dann mehr in sicheren. Ob damit langfristig die Verzinsung
unter oder über den zur Zeit garantierten 5% liegen wird, darüber kann nur spekuliert werden. Tatsache ist, dass Aktien über einen längeren Zeitraum - und wir haben es hier mit bis zu 40 Jahren zu tun - nicht mehr Ertrag bringen als ein gut angelegtes Sparbuch.

Totalverlust der Zinsen möglich
Neben diesem Zinsrisiko droht weiteres Ungemach. Denn im neuen Modell werden vom Unternehmen nur noch die eingezahlten Beiträge garantiert. Nicht aber deren Verzinsung. Denn würde das Unternehmen auch die Zinsen garantieren, müssten dafür zusätzliche
Rückstellungen gebildet werden.

Der einzelne Beschäftigte würde also im Falle einer Insolvenz gerade mal die nackten Beiträge zurück erhalten.
Aber: Was ist ein Beitrag, der mit 25, 30 Jahren einbezahlt wurde, 40 Jahre später noch wert?

Trägt Insolvenzsicherung noch?
Das Ganze wird auch nicht mehr über die Unterstützungskasse, sondern einen externen Versicherer abgewickelt werden. Da ist zur Zeit noch unklar, ob bereits erwirtschaftete Zinsen garantiert sind oder ob die
im Falle einer Pleite des Versicherers ebenfalls verloren gehen. Ohnehin ist nicht klar, was im Falle einer
Insolvenz passiert. Bei den derzeitigen Turbulenzen am Finanzmarkt weiß doch kein Schwein, was die nächsten Jahrzehnte bringen werden. Bleibt nur zu hoffen, dass das
Konstrukt so angelegt ist, dass in jedem Fall eine Insolvenzsicherung greift. Egal, ob Daimler oder der Versicherer pleite geht.

Wenn diese Veränderung kommt - und daran gibt es keinen Zweifel - wird sie nur für Neuzugänge gelten. In der Diskussion ist aber, einen Wechsel auf freiwilliger Basis zu ermöglichen.

Davon raten wir angesichts der unabsehbaren Risiken des
neuen Systems dringendst ab! Man würde damit nur dem Unternehmen Pensionsrückstellungen abnehmen! Mit hohem Risiko und ohne realistische Aussicht auf eine höhere Betriebsrente! Auch im Betriebsrat bestehen große
Vorbehalte gegen diese Neuregelung. Dass sich der Gesamtbetriebsrat (GBR) überhaupt auf Verhandlungen
eingelassen hat, ist nur dem geschuldet, dass der Vorstand ihn gnadenlos erpresst hat: Entweder akzeptiere der GBR diese Veränderung oder es gäbe für die Neuen überhaupt keine Betriebsrente mehr. Da ist eine schlechte Betriebsrente allemal besser als gar keine. Und weniger als
nichts kann‘s eigentlich nicht werden.

Quelle: alternative Nr. 105