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Warum die Rente nicht immer reicht: Brief an Olaf Scholz

Foto: H.S.

08.11.2018 - von Hartmut Jeromin

Selbstbestimmt zu altern, ein schöner Traum. Manchmal geht da was, oft nicht. Warum nicht: Beim Geld hapert es! Das kann ich nicht mehr beeinflussen. Es beginnt mit der Rentenhöhe, den Abzügen und Gegenrechnungen und nun auch mit der Einkommenssteuer, trotz lebenslangem Einzahlen der Anspruchsberechtigten wird gekürzt und abgezogen, was das Zeug hält. Die Rente Ost (meine einzige Einnahmequelle!) stieg zum 01.07.18 um 3,2%, was bei mir netto 67,94 € im Monat ausmachte. Schon 2017 stieg meine Rente um netto 69,02 € und gar 2016 um 109,17 €.

Was sich gut liest, aber ich durfte es ja nicht behalten und selbstbestimmt verbrauchen: Die Steuer nahm sich monatlich davon 45,-€, bzw. 61,17,-€. Von dem, was blieb, fraß die Inflation ganze 1,8 %, besonders die Energie (3,1 %), Nahrung (3,0 %), Benzin (6,0%), Fahrzeugwartung (3,3 %), Miete (1,6 %), u.s.w. Also vom Unausweichlichen. Auf Nahrung, Wärme, Bewegung und Wohnen kann ich ja nicht verzichten. Bei den Rezepten wird aber auch zubezahlt, bei verordneter Physiotherapie ebenfalls. Da habe ich noch keine neuen Zähne, keine Brille.

Manchmal hat man größere Ausgaben, z.B. Autoreifen, TÜV, Kleidung, Schuhe, da fällt Mehrwertsteuer an; oder man möchte eine Woche Kurzurlaub machen, wieder Mehrwertsteuer. Und so kommt es: Schnell ist man in Dispo und zahlt z.B. 9,68 % Zinsen. Und die Sparkasse nimmt sich auch gleich noch 7,90 € Kontoführungspreis, alles in Selbstbedienung.

Was bleibt für die Erben, die Enkel? Und unter die Erde möchte man ja auch gebracht werden, auch das kostet und sollte angespart werden, aber wovon?

Und deshalb unterbreite ich Ihnen, Herr Scholz, diese Zusammenhänge. Wie ich lese, sind sie sogar stellvertretender Vorsitzender einer politischen Partei in Deutschland, die sich auch sozial und demokratisch nennt! Da sollte ich doch an der richtigen Adresse sein?

Auf meinen Brief an ihre Parteivorsitzende, Frau Nahles, bekam ich so Aussagen wie: Besteuert wird nach wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit, auch bei Rentnern. Ich las auch etwas von einem Existenzminimum …und das bestimmt wer? Der Gesetzgeber. Und wer ist das? Und welche Rolle spielt dabei die SPD?

Muss ich also wirklich bis an das Lebensende arbeiten gehen, um SELBSTBESTIMMT leben zu können. Denn so sieht es zur Zeit ja aus.

Ich werde versuchen, auf diese Probleme aufmerksam zu machen, wo und wie ich nur kann und mir Partner und Verbündete suchen. Bei 20 Mio. Rentnern dürfte das nicht schwer werden. Und nun jährlich diese Zahlen zusammenzustellen und veröffentlichen. Vielleicht hilft es ja doch!

Anlage: Geben und Nehmen, progressiv.

Mit freundlichem Gruß
Hartmut Jeromin, Lehrer i.R. am 10.10.2018
Mail hartmut-jeromin(at)t-online.de


[bGEBEN UND NEHMEN ... PROGRESSIV![/b]
Schön für mich, denn da die Renten in den letzten Jahren im Osten stetig stiegen und zwar infolge von Gründen (!), bekam ich 2010 doch glatte 1.6494,- € Brutto als Altersrente und nochmals die gr. Witwerrente von 5.014,- € jährlich. Das waren also 21.508,- € im Jahr und also monatlich 1.792,- €. Davon ging noch etliches in die Kranken- und Pflegekasse und nur 1,7,- € an das Finanzamt als Einkommenssteuer, andere Einnahmen hat unsereins ja nicht. Hier spiegelt sich also der Ertrag unseres Berufslebens wieder und der Arbeitsfleiß der heutigen Beitragszahler insgesamt!

Nur, das blieb so nicht: Im Jahr drauf nahm ich zwar Brutto 21.625,-€ ein, also monatlich 1.802,- €, musste aber nun schon 5,8,- € im Monat ans Finanzamt zahlen. 2012 stieg wieder mein Monatseinkommen auf 1.832,- €, dafür wurden nun aber schon im Monat 8,6,- € für das Finanzamt fällig, also gegenüber 2010 glatte 5 x mehr.

Rechnen wir weiter: In 2013 wurden für 1.866,-€ monatlich schon 25,-€ fällig, also stieg die Steuerlast in einem Jahr auf das 3fache, gegenüber 2010 gar auf das 15fache.

Geht da noch mehr? Wollen sehen: 2014 erhielt ich monatlich 1.948,- € und musste nun nur 20,-€ ans Finanzamt zahlen, ich brauchte ja Brillen, Zähne u.s.w.- Aber ich bin ein sparsamer Mensch, immer gewesen und verursache nicht so gerne Kosten, also nahm sich das Finanzamt 2015 von monatlich 2.020,-€ gleich mal wieder 32,-€ und 2016 von 2.177,94 -€ ganze 45,- € und nun im Jahre 2017 von 2.255,18 wieder 734,- € Steuer/ 61,17 € im Monat.

Peng! Das zieht einem die Schuhe aus. Also gegenüber 2010 nun schon 36 x mehr. Und wurde und wird auch so eingezogen, eine Wahl hat man da nicht! Also stieg zwar die Rente in 7 Jahren schrittweise auf zuletzt 424,-€ mehr im Monat, was sich schön anhört, wird aber sofort „gegenfinanziert“ um nun 61,17€ im Monat an das Finanzamt.

Wenn man bedenkt, dass die Renten von den Beitragszahlern aufgebracht wurden und werden und sich der Staat nun auch bei den Rentnern bedient und zwar in quadratischer Progression, entstehen Fragen: Nach welcher Logik werden Alterseinkünfte besteuert? Warum braucht der Staat so viel Geld? Ich habe von 1957 bis 2005 ein ganzes Berufsleben lang „gesteuert“, dazu natürlich noch und auch weiterhin in die Sozialkassen und auch den sog. Soli gezahlt. Und natürlich Verbrauchssteuern. D.h., ich bezahle meine Gesundheit/ Krankheit und notfalls auch Pflege im solidarischen Umlageverfahren immer noch selbst!

Bei der Hinterbliebenenrente gar wird auch gemogelt, denn von nun monatlich 872,94 -€ regulärem Anspruch werden als „Gegenrechnung“ zur Altersrente schon etwa 40% abgezogen und dazu auch wieder die Sozialbeiträge; versteuert und abgezogen aber wird immer hübsch vom Brutto, das macht sich besser, es verschafft dem Staat Einnahmen und mindert die Alterseinkünfte erheblich!

Was ich mit obiger Rechnungslegung darstellen wollte! Das ist nicht schön für mich! Die Rentenbeitragszahler geben und der Staat nimmt, auch von mir.- Nun kam mir die Idee, zu beantragen, keine Hinterbliebenenrente und keine Rentenerhöhung mehr an mich zu zahlen, denn die schaffen mir nur Abzüge und steigende Steuern vom „Ganzen“ nicht etwa in % von der jeweiligen Steigerung, ich brauchte keine Steuererklärung mehr, keine Steuerberatung, wäre den ganzen Ärger los. Und das Finanzamt entlastet und könnte Personal sparen. Und der Staat ginge leer aus und könnte sich womöglich keine 709 Abgeordneten im Bundestag mehr leisten, sondern nur die gesetzlichen 598. Für mich wäre das kein Verlust, die gesetzlichen würden es schon schaffen! Oder: Ich gehe wieder arbeiten und „ernte“ dadurch ca. 50% vom Verdienst minus Abschmelzung der Hinterbliebenenrente, minus Abzug infolge „kalter Steuerprogression“.

Beim jetzigen Verfahren bleibt mir nur übrig, den Gürtel um 734,-€ im Jahr enger zu schnallen und dann eben weniger Verbrauchssteuern zu zahlen. Und natürlich bei Wahlen nach Alternativen zu suchen. 20 Mio Ruheständler könnten mir dabei helfen. Denn politische Parteien scheinen nicht zuständig zu sein.

Oder hat jemand noch eine bessere Idee? Her damit, zu Hartmut Jeromin im Oktober 2018.-