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Corona: Angst essen Seele auf – auch die von Marxisten!

Foto: H.S.

17.05.2021 - von Dieter Wegner

Angst ist eine allgemeine menschliche Reaktion auf eine Gefahr. Ohne Angstreaktion wäre die Gattung Mensch nicht überlebensfähig.

Entscheidend ist jedoch, wie vor dem Hintergrund von Angst individuell und kollektiv auf eine Gefahr reagiert wird.

a) Durch Leugnung oder Bagatellisierung der Corona-Gefahr.

b) Durch Anerkennung der Corona-Gefahr, aber Benutzung der Angst für unangemessene Maßnahmen, wie es von Seiten der Regierung geschieht.

c) Durch die Anerkennung der Corona-Gefahr und rationale Reaktion. Mit Kritik an den Corona-Leugnern und den unangemessenen und falschen Maßnahmen der Regierung.

Zu a): Die „Querdenker“-Bewegung besteht zum großen Teil aus „Normalos“ der Gesellschaft. Vom Rande her versucht die AfD mit ihren nazistischen Vorstellungen Einfluß zu gewinnen. Da auf den „Querdenker“-Demos keine Abstände eingehalten und keine Masken getragen werden, leugnen offensichtlich die meisten von ihnen die Gefahr durch Corona.

Zu b): Die Bundesregierung benutzt die Angst in der Bevölkerung, um ihre Maßnahmen durchzusetzen. Dabei ist sie gleichzeitig ein Corona-Leugner, nämlich für den Bereich der Großbetriebe. Während das private Leben und der Freizeit-Bereich stillgelegt oder eingeschränkt wird durch Schließung von Kultur-, Sport-, Bildungseinrichtungen, läuft die Großindustrie munter weiter und wird mit Milliardensubventionen unterstützt. Absicht: Die deutsche Wirtschaft muß stärker aus der Corona-Zeit herauskommen als die Konkurrenz.

An der Bevölkerung wird die Gefolgschaftstreue anhand der Maßnahmen getestet- auch schon für Krisenmaßnahmen in der Zukunft!

Zu c): Ein Teil der Bevölkerung reagiert auf die Pandemie rational und nicht angstgesteuert. Sie hält die AHA-Regeln ein.

Aber sie kritisiert die falschen und unangemessenen Regierungsmaßnahmen!

Besonders soll hier eingegangen werden auf die Reaktion vieler Linker auf die Regierungsmaßnahmen. Während die Haltung bisher Usus war und Grundvoraussetzung für „Linkssein“, daß eine kapitalistische Regierung keine Politik im Interesse des Volkes machen kann sondern nur im Interesse der Wirtschaft, wird jetzt plötzlich die Corona-Politik gutgeheißen. Es wird argumentiert: „Was für Alternativen hat die Regierung denn? Sie hat im Wesentlichen doch alles richtig gemacht! In welchem demokratischen Staat ist es besser gelaufen? Warum sollen wir nicht auf die Experten der Regierung, Drosten, Wieler und Lauterbach vertrauen?“

Jahre- oder jahrzehntelange Überzeugungen und Einstelllungen sind wie weggewischt. Wie läßt es sich erklären, daß altgediente Marxisten plötzlich unter die Fittiche der Regierung schlüpfen? Hier kommt die Kategorie der Angst wieder ins Spiel. Aus dem Urgrund der Angst suchen Linke Schutz bei einer starken Kraft. Und das ist für sie in dieser Situation die Regierung. Alle marxistischen Überzeugungen werden außer Kraft gesetzt. Merkel, Drosten, Wieler, Lauterbach werden zu Wahrheitsverkündern.

Faßbinder hat 1974 den Film gedreht: Angst essen Seele auf. Ein Film, in dem es um die nicht konfliktfreie Beziehung einer älteren deutschen Frau mit einem jungen Marokkaner geht. Vielleicht würde Faßbinder heute einen Film drehen mit dem Corona-Stoff: Angst essen marxistische Seele auf?

Warum hat die Linke nicht schon vor einem Jahr auf die verfehlte Politik der Regierung reagiert? War sie in Schockstarre gefallen? Oder zumindest verunsichert und zu kollektivem Handeln unfähig? Und überließ das politische Feld deshalb der kleinbürgerlichen Bewegung der „Querdenker“.

Und erst jetzt, durch den Protest der 53 SchauspielerInnen und KabarettistInnen passiert ein Weckruf und entwickeln sich Proteste von links. Wie auch am 1. Mai, der genutzt wurde als Ort der Kritik an den Maßnahmen von Regierung, Zuständen in den großen Firmen und der Partnerschaft des DGB mit Regierung und Kapital.

Quelle: Gewerkschaftslinke Hamburg