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Wie mit Wissensgesellschaft + Bildungspaketen Mindestlöhne + Regelsatzerhöhung blockiert werden sollten

02.02.2011

Hartz IV-Ringkampf: Die Opposition verdient durchaus Respekt dafür, dass sie den zwingenden Zusammenhang von Mindestlöhnen und Regelsatzerhöhung nicht preisgegeben hat. Und da sind wir dann aber auch schon bei dem be-rüchtigten Hasen im Pfeffer: „Bildung“ soll es richten. Im Sommer 2010 war es dem Eiskalten Engel von der Leyen mühelos gelungen, mit einer Bildungs-Gutschein-Debatte davon abzulenken, dass es nicht um bessere Schüler-Noten irgendwann sondern um mehr Geld für Kinder, Eltern und Ältere geht – jetzt sofort.

Nebenbei ist der Ministerin auch noch der Coup gelungen mit dem Bildungsthema den DPWV vom Gros der Wohlfahrts- und Sozialverbände wegzulotsen: Während die übrigen Verbände einstimmig und eindeutig mehr Grundsicherungsgeld und einheitliche Mindestlöhne gefordert haben, hat der DPWV eine Solonummer zum Thema „Allerlei Wohltaten für die armen Kinder“ aufgeführt und dabei auch die un-vermeidliche „musische Bildung“ in den Mittelpunkt gestellt.

Die Erklärung für dieses in der Szene durchaus registrierte Ausscheren des DPWV aus der Verbändefront ist nicht zuletzt in der auch bildungs-bürgerlich geprägten Mitgliederstruktur des DPWV zu suchen. Als Folge der in der Vergangenheit voll-zogenen Arbeitsteilung zwischen den Verbänden sind Selbsthilfe- und Eigeninitativ-gruppen bevorzugt beim DPWV heimisch geworden. Damit fühlt sich dieser Verband viel stärker als die Arbeiterwohlfahrt, die Diakonie oder die Caritas bildungs-bürgerlichen Milieus nahe.

Von der Leyens Giftapfel „Bildungsgutscheine“ konnte in diesem Milieu ganz mühelos als Bio-Obst kredenzt werden. Die Opposition muss nun um das Überleben des neuen Grundrechts auf Grundsicherung kämpfen und tut dies wacker mit den richtigen Argumenten, wenn auch mit schändlichen Kompromissen.

Was jetzt gelernt werden muss: Das Medien-, Politiker- und Expertengeschwätz von der „Wissensgesellschaft“ oder gar der „Bildungsrepublik“ (Merkel) ist genau das Gegenteil von dem was es zu sein vorgibt: Noch mehr Formalbildung, Zeunigszettel etc. sind mitnichten Garanten für gute Arbeit und ausreichende Löhne. Billig-Bildung und Fast-Akademiker als „Selbstunternehmer“, evtl. auch in Form einer „Ich-AG“ verschärfen den Konkurrenzdruck auf dem Markt für Arbeit. Und für die notwendig sich häufenden Fälle des Scheiterns sorgt das in der Schule gelernte „Ei-genverantwortungs-Dogma“ dafür, dass die Betroffenen die Schuld bei sich und nicht beim „Geschäftsmodell Deutschland“ und seiner „Rohstoff-Wissen“-Exportökonomie suchen. Die makroökonomischen Daten ziehen den Schleier von der auch bei Wohlmeinenden weitverbreiteten Bildungsillusion:

Zwar hat der Anteil der Hochqualifizierten an den Abhängigbeschäftigten in den letzten 20 Jahren deutlich zugenommen, gleichzeitig hat aber der Anteil der Brutto-lohneinkommen am Volkseinkommen in den letzten 20 Jahren deutlich abgenom-men. D.h. der Bildungsstress steigt, aber die Bildungsrendite sinkt.

Zuletzt: Der Fake-Doktortitel des Herrn zu Guttenberg ist die andere Seite der Bildungsgutscheine der Frau von der Leyen.

Quelle: Studiengruppe für Sozialforschung