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Einsatz gegen Diskriminierung muss Kernaufgabe im Kampf gegen Rassismus sein

Foto: H.S.

01.03.2020 - von ADS

Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes hat vor dem am Montag im Bundeskanzleramt stattfindenden Integrationsgipfel ein entschiedeneres Vorgehen gegen rassistische Diskriminierung angemahnt. „Wir erleben in den letzten Jahren einen massiven Anstieg rassistisch motivierter Diskriminierungen im Arbeitsleben und bei Alltagsgeschäften“, sagte der kommissarische Leiter der Antidiskriminierungsstelle, Bernhard Franke, am Montag in Berlin. „Viel zu oft werden beispielsweise Menschen wegen ihres Namens, ihres ´nicht-deutschen` Aussehens oder ihrer Religion bei Bewerbungen übergangen, bekommen keine Wohnung oder werden pauschal von der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ausgegrenzt."

Der Schutz vor Diskriminierung müsse „klar und deutlich als Kernaufgabe im Kampf gegen Rassismus und für Integration verstanden werden – auch von der Bundesregierung“, sagte Franke. Deshalb sei es "überfällig", eine Reform des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) anzugehen, das im kommenden Jahr 15 Jahre alt wird. "Wie zahlreiche Studien belegen, sind Betroffene in vielen Bereichen nicht ausreichend vor Diskriminierung geschützt und können sich oft nicht effektiv gegen Benachteiligung wehren", sagte Franke.

Franke mahnte außerdem an, in die nachhaltige Finanzierung qualifizierter Antidiskriminierungsberatung vor Ort zu investieren. Nicht zuletzt seien hier auch die Länder gefragt, durch die Schaffung landeseigener Antidiskriminierungsstellen und -gesetze Betroffene bei Diskriminierung gezielter unterstützen zu können.

Sebastian Bickerich
Pressesprecher der Antidiskriminierungsstelle des Bundes
Referatsleiter ADS-P
10117 Berlin
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«Der Rassismus soll keine andere Familie mehr zerstören»
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Gegen Rassismus und Antisemitismus formiert sich in Deutschland eine neue Bewegung, die als Migrantifa im Wissen um Gewalt und Diskriminierung mit aller Macht für eine gerechtere Welt kämpft. Migration bleibt das bestimmende Feld, auf dem sich die Gesellschaft weiter demokratisieren oder in nationalistischen Autoritarismus umschlagen wird. RLS

Quelle: ADS