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Online: DeZIM_talk #1: Menschenrechte über Bord! Finden Geflüchtete in Europa noch Schutz?

23.06.2020 - von DeZIM

Die Lage auf den griechischen Ägäis-Inseln ist dramatisch. Den Geflüchteten in den überfüllten Lagern dort mangelt es an Wasser und Nahrung, an Unterkünften, sanitären Anlagen und Ärzten. Doch die EU reagiert quälend langsam. Im März erklärten sich einige EU-Staaten bereit, rund 1.500 besonders schutzbedürftige Geflüchtete aus griechischen Lagern aufzunehmen. Seit April sind gerade einmal 47 von ihnen in Deutschland eingetroffen. Jetzt sollen weitere dazukommen, hat Innenminister Seehofer angekündigt.

Griechenland wird von der EU allein gelassen und zeigt selbst Härte. Anfang des Jahres kam es an der Grenze zur Türkei zu schockierenden Szenen. Immer wieder schicken griechische Grenzbeamte Geflüchtete in die Türkei zurück, ohne ihre Asylanträge zu prüfen. In der Corona-Krise nahmen Griechenland und andere Staaten temporär gar keine Asylanträge an, und Italien und Malta schlossen ihre Häfen. In dieser Situation übernimmt Deutschland zum 1. Juli die Ratspräsidentschaft der EU. Kann es einen „Neustart“ in der Asylpolitik geben, den Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen versprochen hat? Wie soll die EU damit umgehen, dass sich einige ihrer Mitgliedsstaaten strikt weigern, Geflüchtete aufzunehmen?

Weitere Fragen sind:
- Warum stockt die Aufnahme von Geflüchteten aus Griechenland in Deutschland?
- Wer verteidigt noch die europäischen Werte, die in der EU-Charta definiert wurden?
- Wer rettet Geflüchtete, die im Mittelmeer in Seenot geraten sind?
- Ist die Türkei beim Schutz von Geflüchteten eher Partner oder Gegner der EU?
- Was wird aus den Geflüchteten, die in Idlib oder in den Lagern in Libyen ausharren?
- Was können Sozialwissenschaftler*innen und NGOs tun?

Darüber diskutieren unsere Gäste:
Jean Ziegler ist Soziologe und Publizist und kritisiert Menschenrechtsverletzungen weltweit. Für den UN-Menschenrechtsrat besuchte er 2019 das Lager Moria auf Lesbos. Darüber schrieb der Schweizer das Buch „Die Schande Europas“, das Anfang des Jahres erschienen ist.
Gerald Knaus ist Politikberater und Gründer der European Stability Initiative (ESI), eines Think Tanks mit Büros in Berlin, Brüssel, Istanbul und Wien. Knaus gilt als Architekt des EU-Türkei-Abkommens. Zuletzt schlug er vor, das Abkommen zu erneuern und die Geflüchteten aus Griechenland rasch nach Europa bringen.
Moderation:
Isabel Schayani ist Fernsehjournalistin und Redakteurin beim WDR. Seit zehn Jahren kommentiert sie für die ARD-Tagesthemen, seit 2016 moderiert sie den ARD-„Weltspiegel“. Sie ist verantwortlich für „WDR4you“, ein Online-Programm zur Migration und Integration von Geflüchteten. 2019 erhielt sie den Grimme-Preis für ihre journalistische Gesamtleistung.
Begrüßung:
Serhat Karakayali ist Soziologe und Migrationsforscher. Er hat sich in Studien und Publikationen u.a. mit Solidarität in der Einwanderungsgesellschaft, ehrenamtlichem Engagement in der Geflüchtetenhilfe und der deutschen „Willkommenskultur“ beschäftigt. Ab 1. Juli wird er die Abteilung Migration am Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) leiten.


23.6.2020 19.00 bis 20.00 Uhr
Link
Ihre Fragen können Sie während der Veranstaltung im Youtube-Chat stellen oder via Mail an veranstaltungen@dezim-institut.de

Quelle: DeZIM