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Klimatreffen in Ägypten und bundesdeutsche MedienarbeiterInnen

Foto: H.S.

21.11.2022 - von Hanne Schweitzer

21.11.2022: „Bei der COP27 waren die reichen Staaten die Profis. Sie zücken jetzt das Scheckbuch und schaffen laut Abschlusserklärung ‚gemeinsame Finanzierungsmechanismen‘,
um den am stärksten von den Folgen der Erderhitzung betroffenen Ländern zu helfen. Sie tun das mühelos, sie haben die Mittel, aber der Klimaschäden-Fonds schüttet die Probleme lediglich mit Geld zu und löst sie nicht. Wenn die armen Staaten auf das Ausland blicken, dann sehen sie Verschwendung, Luxus, Egoismus. Sie sehen Industriestaaten, die für Einmalverpackungen und Vorweihnachtsgedöns Rohstoffe verschwenden und den Müll
anschließend in ihren Ländern illegal entsorgen. Was sie nicht sehen, sind Vorbilder für einen sparsamen Einsatz der Ressourcen“. ...
Augsburger Allgemeine

21.11.2022: ... „Als Erfolg wird verkauft, dass es nun einen gemeinsamen Fonds geben soll, um Klimaschäden in ärmeren Ländern auszugleichen. Politiker wie die deutsche Außenministerin argumentieren, der Topf sei ein guter Grund, die Konferenz nicht einfach frontal vor aller Augen vor die Wand fahren zu lassen. Dabei ist der Plan alles
andere als überzeugend. Zu unambitioniert, zu unkonkret. Summen werden nicht genannt; es ist unklar, wer was einzahlt und wer was bekommen soll. Und dafür der ganze Aufwand?“, fragt die Neue Osnabrücker Zeitung.

21.11.2022: ... Die COP 27 stehe »für ein weiteres verlorenes Jahr beim klaren Adressieren der Ursache der Klimakrise«, kritisierte die Umweltschutzorganisaion WWF in einer Mitteilung am Sonntag. Viviane Raddatz, deutsche WWF-Leiterin für Klimaschutz und Energiepolitik, monierte, man habe sich »nur auf einen Durchbruch bei der Behandlung der Symptome« einigen können, »nicht aber darauf, die Ursache abzustellen«. Dass es nicht gelungen sei, sich auf ein Bekenntnis zum schrittweisen Ausstieg »aus allen fossilen Energien« zu einigen, sei »die Enttäuschung dieser COP«. Eine weitere Klimakonferenz, »bei der es keine Fortschritte gibt«, dürfe es »nicht mehr geben«. ...
Jens Walter für Junge Welt, Print.

21.11.2022:
... Binnen eines Jahres soll die Architektur für einen Fonds entstehen, aus dem klimabedingte Schäden kompensiert werden. Allein das ist ein Durchbruch, doch auf
dem Weg dorthin mussten die Europäer Fe-dern lassen. Nur mit Mühe konnten sie durchsetzen, dass der Fonds nicht für alle Entwicklungsländer gilt, sondern nur für jene Staaten, die ihrer geografischen Lage oder Armut wegen besonders unter der Klimakrise leiden. Dafür unterlagen sie mit ihrem gewagtesten Anliegen: China und andere reiche Schwellenländer verpflichtet der Beschluss einstweilen nicht dazu, in diesen Fonds einzuzahlen. ...
Michael Bauchmüller für Süddeutsche Zeitung, Print, S.2

18.11.2022: Auf einem schmalen Grad
... Wer aber tatsächlich zuhört, dem vergeht das Vergnügen. Aus allen Teilen der Welt berichten Delegierte und Wissenschaftler von verbrennenden Wäldern, verdorrenden Feldern, Überschwemmungen ganzer Landstriche, die zu Verarmung, Hunger und Flucht führen. Laut aktueller UN-Prognose führen alle bisher eingeleiteten Klimaschutzmaßnahmen zu einer Erderwärmung um rund 2,5 Grad. Das ist insofern gut,als dass 2009 noch ein Grad mehr berechnet worden war. Es ist aber auch schlecht, weil auch bei 2,5 Grad Durchschnittserwärmung viele Regionen unbewohnbar werden, Ernten ausfallen, Vegetation, Gletscher und Küstenstädte verschwinden. ... „Natürlich kommt all das zu spät und zu langsam“, räumt Baerbock ein. Aber ohne diese Konferenzen käme es gar nicht. ... Neubauer sieht ein, dass eine schlechte Klimakonferenz besser ist als gar keine. Doch ihre Unzufriedenheit bleibt. Auf der Konferenz wimmele es von Öl-und Gaslobbyisten, die Einfluss auf die Verhandlungen nehmen, so die Aktivistin.So habe Gastgeber und Konferenzleiter Ägypten als größter Gasexporteur Afrikas bereits Gas als Brückentechnologie in den Vertragsentwurf geschrieben. Und das allermeiste Geld zur Förderung der fossilen Klimakiller komme eben nicht aus den Entwicklungsländern – sondern aus dem Norden, der sich hier als Klimaretter zelebriert.
Stefan Geyer für Kölner Stadtanzeiger, 18.11.202, Print, S.2

18.11.2022: Immer dieser Untergang
... Aber so sehr man die Verzweiflung der Warnenden versteht – die vielleicht auch durch den fast stur wirkenden Optimismus verstärkt wird, wie ihn etwa der Bundeskanzler verbreitet: Die Politik sollte sich vor dem Überdruss an Endzeitbeschwörung hüten. Und mit der Schwäche der Menschen rechnen. Regierungen müssen an einer endlich wirksamen Mischung aus neuer Infrastruktur, Anreizen und Verboten arbeiten. Das wäre die bessere Antwort auf die Klimakrise: mehr Staat. Und weniger Angst.
Johann Schloemann für Süddeutsche Zeitung, Print S.4

17.11.2022: Die Zahl der zugelassenen Kraftfahrzeuge in Nordrhein-Westfalen ist um 17,9 Prozent gestiegen
Anfang 2021 waren 12,2 Millionen Kfz zugelassen. Zum Jahresbeginn 2010 hatte der Bestand noch bei 10,4 Millionen gelegen. Wie Information und Technik Nordrhein-Westfalen als Statistisches Landesamt mitteilt, lag der Anstieg im bevölkerungsreichsten Bundesland damit in etwa auf dem Niveau des
Bundesdurchschnitts (+17,6 Prozent).
Statistisches Landesamt NRW IT NRW (außer Konkurrenz)

16.11.2022: Diesen Mittwoch tritt die Konferenz in die entscheidende Phase
... Die letzten wichtigen Minister treffen ein, am Nachmittag auch Deutschlands Außenministerin Anna-lena Baerbock (Grüne). Zwei, vielleicht drei Tage bleiben ihnen dann, um die letzten Streitpunkte auszuräumen. Fragen also, die sich in den ersten zehn Tagen im Kreis der Klimadiplomaten nicht hatten klären lassen. Von der Sorte gibt es reichlich. In einigen Fällen sind zwar die Gespräche abgeschlossen – aber mit dem Ergebnis, dass das gemeinsame Ergebnis „keinen Konsens wiederspiegelt“. Andere Texte wimmeln nur so von eckigen Klammern, den Indikator der Meinungsverschiedenheit. „Es gibt zwar Fortschritte“, sagt Ägyptens Chefunterhändler Wael Aboulmagd. „Aber zu sagen, dass sie den politischen Versprechen entsprechen, wäre übertrieben.“ ...
Michael Bauchmüller für Süddeutsche Zeitung, 16.11.2022, Print,S.6

15.11.2022:Verheerende Überschwemmungen in New South Wales
Weite Teile des australischen Bundesstaates New South Wales an der Ostküste stehen nach immer neuem Starkregen erneut unter Wasser. Die Rettungsdienste stünden vor »dem größten Hochwassereinsatz in der Geschichte des Bundesstaates«, berichtete der australische Sender ABC am Dienstag.

13.11.2022: Wichtige "Details" der Klimakonferenz finden sich eher bei der britischen Zeitung The Guardian, als in deutschen Medien. So z.B. der Bericht von Fiona Harvey über die Rede von John Kerry "US 100% ready" to discuss loss and damage" und weitere key events unter: Link

- In der gemeinsamen Sonntagsausgabe der britischen Zeitungen OBSERVER und GUARDIAN wird der Gastkommentar eines Wissenschaftlers veröffentlicht, der auf die Gefahren des Klimawandels hinweist. Er erinnert an das 1,5-Grad-Ziel der Klimakonferenz von Paris: „Vor sieben Jahren schien das 1,5-Grad-Ziel noch vernünftig. Jetzt ist es im besten Fall irrelevant und im schlimmsten Fall gefährlich. Die Behauptung, dass 1,5 Grad machbar sind, ist irreführend und weckt falsche Hoffnungen. Es ist daher von entscheidender Bedeutung,
dass die diesjährige Klimakonferenz dies klarstellt. Denn nur dann werden sich Konzerne und Regierungen nicht länger hinter Worten verstecken können und keine Ausreden mehr haben, um wenig oder nichts zu tun. Nur wenn sie endlich das Scheitern der Bemühungen offenlegen, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, werden wir in der Lage sein anzuerkennen, dass für jeden Temperaturanstieg von 0,1 Grad gekämpft werden muss“, appelliert der Gastkommentator an alle Leserinnen und Leser. 13.11.2022 (Außer Konkurrenz) Internationale Presseschau Deutschlandfunk, 13.11.2022

- "Deutschland nimmt dreckige Kohlemeiler aus der Reserve zurück ans Netz, weil die
Versorgung durch den russischen Gaslieferstopp gefährdet wird. Deutschland ruft andere Länder dazu auf, es ihm gleichzutun mit der Energiewende hin zu Erneuerbaren, unterstützt aber Länder wie den Senegal dabei, neue Gasfelder zu erschließen. Anspruch und Handeln der Bundesregierung klaffen beim Klimaschutz deutlich auseinander“, stellt die Rhein-Zeitung fest. 8.1.2022

- "Mindestens 15 000 Hitzetote in Europa in diesem Jahr".
8.1.2022: Neue Zürcher Zeitung (Außer Konkurrenz)

- "...Das Thema „Schäden und Verluste“ – englisch: loss and damage – steht auf der Tagesordnung. Damit beginnen nun offizielle Gespräche zu der Frage: Wer zahlt für Schäden, die der Klimwandel verursacht? ... Seit 30 Jahren steht diese Frage im Raum, noch vor einem Jahr blockten die USA und die Europäische Union jedes Gespräch darüber ab. ... Denn wenn der moderne Mensch keinen Spaß versteht, dann beim Thema Geld. ... Zugleich nehmen es die Gesellschaften tatenlos hin, dass die Hauptverursacher dieser Erwärmung prächtig verdie-
nen. Allein im zweiten Quartal dieses Jahres haben die sechs Öl- und Gasfirmen
Exxon, Chevron, BP, Shell, Total und Repsol einen Gewinn von 57,2 Milliarden Dollar ausgewiesen. In drei Monaten! ..."
Thomas Hummel für Süddeutsche Zeitung, Print,8.11.22 S.4

- Auf der Weltklimakonferenz beraten Staats- und Regierungschefs in Ägypten über das 1,5-Grad-Ziel. Bis heute blieb in den Mainstreamedien der Zusammenhang zwischen Kriegsführung und Klimabelastung unerwähnt. Stattdessen am 7.11.2022: "Es ist immer wieder erstaunlich, wie klar die Politik den Klimawandel als größte Krise für die Menschheit benennt – und dann nicht danach handel. Auch die Bundesregierung mit ihrer Grünen-Außenministerin Annalena Baerbock nicht. Die Eindämmung der Erderhitzung bei 1,5 Grad habe höchste Priorität, sagt sie, denn die Menschheit steuere auf eine Erwärmung von über 2,5 Grad und damit auf einen Abgrund zu. ... Einfache Frage: Warum macht sie es dann nicht? ... Nicht einmal ein kostenloses Tempolimit auf Autobahnen. ...
Kristina Dunz für Kölner Stadt-Anzeiger, Print, 7.11.2022, S.4

- Einen indirekten Kommentar zum Klimawandel publizierten die Westfälischen Nachrichten aus Anlass des Treffens des G7-Treffens in Münster: „Ist es im 21. Jahrhundert, in dem jede Schulklasse den digitalen Distanzunterricht aus dem Effeff beherrscht, wirklich noch nötig, dass sieben Außenminister plus Entourage und illustrer Gästeschar für Friedensappelle, Hilfszusagen und die Geißelung barbarischer Regimes um die Welt jetten? Dass sie enorme Kosten produzieren, einen ordentlichen CO2-Fußabdruck in die Umwelt setzen und ganz nebenbei eine Stadt zwei Tage auf den Kopf stellen?" So fragen die Westfälischen Nachrichten und überrascht von der eigenen, ungewohnten Klarheit im Kopf, rudern sie heftig zurück als sie fortfahren: "Klare Antwort: selbstverständlich ja. In Zeiten, in denen die Welt immer unruhiger, unfriedlicher und unzuverlässiger wird, ist das wichtiger denn je. ..." 7.11.22

- Die Augsburger Algemeine lässt die LeserInnen wissen, dass auch sie schuld haben an der Nichterfüllung der Klimavorgaben: „Bundeskanzler Scholz muss in aller Demut zur Weltklimakonferenz nach Ägypten reisen. Denn die Zeiten, in denen Deutschland sich auf solchen Treffen als Vorbild präsentieren konnte, sind längst vorbei. Weil der Ausbau der erneuerbaren Energien verschleppt wurde, ist der einstige Klima-Musterknabe gezwungen, auf den Weltmärkten um fossile Energieträger zu betteln. Dass der vertraglich zugesicherte Beitrag zur Reduzierung der Erderwärmung weit hinter dem Plan zurückbleibt, liegt aber auch an den Verbraucherinnen und Verbrauchern selbst. Denn der Hunger nach mehr frisst viele Einsparungen gleich wieder auf“. Was meint die Augsburger Allgemeine? SUV-Fahrer? 7.11.22

- Die Zeitungen der OM MEDIEN trauen sich Realitätsbeschreibung, ohne sie direkt wieder zurückzunehmen: „Ein Land, das Tankrabatte gewährt, aber nicht mal ein Tempolimit auf Autobahnen hinbekommt; ein Land, das dramatisch wenig in den Ausbau des Schienennetzes investiert, sich aber für ein einheitliches Monatsticket feiert; ein Land, in dem die Genehmigung eines Windrads sieben Jahre, die eines Flüssiggasterminals am Rande des Wattenmeers aber nur sieben Wochen dauert – solch ein Land ist weit von einer Führungsrolle beim Klimaschutz entfernt. Leider“, bedauern die OM MEDIEN aus Vechta. 7.10.22

- Die Berliner Morgenpost erwartet nicht, dass die Konferenz in Scharm el-Scheich die
klimapolitische Wende bringt: „Das Mammut-Treffen von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft droht vielmehr zu einem großen Fiasko zu werden. Fast alle Länder haben die Zusagen, ihre Klima-Anstrengungen zu vergrößern, verfehlt. Bereits jetzt liegt die weltweite Durchschnittstemperatur bei rund 1,15 Grad über der Vergleichsmarke. Es wird wieder wortreiche Bekenntnisse geben. Dabei zählen nur Taten. 7.11.2022


Weltklimakonferenz in Ägypten: Austragungsort Scharm El-Scheich militarisiert.
Hunderte Aktivisten inhaftiert

Keine Idylle im Urlaubsparadies. Proteste gegen die am Sonntag beginnende Weltklimakonferenz COP 27 im ägyptischen Badeort Scharm El-Scheich werden bereits im Vorfeld unterdrückt. Bisher seien über 100 Menschen von ägyptischen Einsatzkräften festgenommen worden, berichtete dpa am Mittwoch. Ägyptische Quellen geben teils deutlich höhere Zahlen an; so nennt die unabhängige Nachrichtenseite Mada Masr die Zahl von 150 Festgenommenen, und die Menschenrechtsorganisation El Shehab berichtet von 242 Festnahmen allein in Alexandria und dem Suez-Gouvernement. ...
Jakob Reimann für Junge Welt, 5.11.2022 unter: Link

Quelle: Presseschau des Deutschlandfunk, 5.+7.11.2022, Junge Welt, Kö-Stdt-Anz.