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2004: Versicherte zahlten 32 Milliarden

17.08.2006 - von Hanne Schweitzer

Ministerpräsident Oettinger (CDU) fordert, dass jeder Patient in Zukunft 10 Prozent der für ihn anfallenden Behandlungskosten selbst zahlen soll.

Was mit diesen 10 Prozent passieren soll, sagt Oettinger leider nicht. Auch nicht, woher die Rentner dieses Geld nehmen sollen. Deren Renten steigen ja im Gegensatz zu den Diäten der Abgeordneten nicht, sondern sie sinken.

Natürlich erklärt Oettinger genausowenig wie seine Politikerkollegen, wo denn eigentlich das ganze andere Geld geblieben ist, das durch die "Reformen" der letzten Jahre den Bürgern bereits abgeknöpft worden ist.
Verbessert hat sich dadurch weder die Versorgung der Kranken, noch die Finanzlage der Kassen.

Zu Oettingers Forderung sollte man wissen, was der Präsident des Statistischen Bundesamts, Johann Hahlen just am gleichen Tag mitteilte, an dem Oettingers Interview im Stern erschien:

Laut Hahlen zahlen die Versicherten einen immer größeren Teil der Krankheitskosten aus eigener Tasche. 1995 waren das noch zehn Prozent. Bis 2004 war dieser Anteil bereits auf 14 Prozent gestiegen. Der aus eigener Tasche von den Patienten bezahlte Anteil beläuft sich auf 32 Milliarden Euro. Darin enthalten sind die Praxisgebühr und erhöhte Zuzahlungen bei Arznei- Hilfs- und Heilmitteln.[/b]
Die Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherungen sind dagegen zwischen 2003 und 2004 um vier Milliarden Euro gesunken.

Diese Informationen des Statistischen Bundesamts wurden in kaum einer Tageszeitung veröffentlicht. Die allermeisten beschränkten sich darauf, die Informationen zu nennen, die Auskunft darüber geben, wie viel Geld das Gesundheitssystem `verschlingt´. Ein Schelm, wer Schlechtes dabei denkt!

Die Spitzenverbände der Deutschen Wirtschaft, und das Rheinisch Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung forderten mehr marktwirtschaftliche Impulse in der Gesundheitsversorgung. Dieter Hundt, Präsident der Bundesvereinigung der DEUTSCHEN Arbeitgeber, möchte, damit das gelingt, die Belastungsgrenze für die Eigenbeteiligung an der Gesundheitsversorgung von zwei auf drei Prozent des Jahreseinkommens erhöhen. "Ein erster Weg könnte sein," so Hundt, die Praxisgebühr von 10 auf 5 Euro zu halbieren, sie aber grundsätzlich bei jedem Arztbesuch anfallen zu lassen". Der BDI schlug in Person von Carsten Kreklau, Mitglied der Hauptgeschäftsführung vor, statt der geplanten fünf Prozent sollten die gesetzlichen Krankenkassen 10 bis 15 Prozent ihrer Ausgaben durch Zusatzbeiträge der Versicherten finanzieren.

Dann, so das Kalkül, kann zumindest der Arbeitgeberanteil an den Krankenkassenbeiträgen weiter gesenkt bzw. eingefroren werden. Der Ausstieg aus der paritätischen Finanzierung ist ja schon längst erfolgt. Seit dem 1. 7. 2005 ist der Arbeitgeberanteil am Krankenkassenbeitrag absolut um 0,45 Prozent gesunken. Das spart
den Unternehmen schon mal etwa 4 Milliarden Euro.

Quelle: FAZ, 17.8.06, 18.8.06, 25.8.06

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