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Krankenhausreform: Manchmal ist der Leidensdruck so groß, dass ...

Foto: H.S.

14.03.2023 - von Tobias Winzer

Manchmal ist der Leidensdruck so groß, dass es eine seltene Einigkeit auf allen Ebenen des politischen Systems gibt. So plant nicht nur Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach eine großangelegte bundesweite Krankenhausreform. Nein, auch Sachsens Landesregierung macht sich nach dem Beschluss des neuen Krankenhausgesetzes daran, die Klinikversorgung im Freistaat zu erneuern. Hinzu kommen regionale Initiativen, wie zum Beispiel im Landkreis Görlitz. Energiekrise und Personalmangel haben die Nöte der Kliniken jüngst noch einmal verschärft. Klinikschließungen, wie derzeit in Reichenbach abzusehen, sorgen wiederum dafür, dass Rettungsdienste zunehmend überlastet sind, weil mehr Menschen aus Mangel an Alternativen den Notruf wählen - auch wenn es eigentlich keine Notfälle sind.

Dass sich etwas verändern muss, daran sind sich also fast alle einig. Um das Wie wird derzeit aber heftig diskutiert, wie meine Kollegin Stephanie Wesely recherchiert hat. So ist abzusehen, dass mit der geplanten Krankenhausreform des Bundes nicht jede Klinik ihre Notaufnahme behalten wird. Stattdessen soll es integrierte Notfallzentren - so etwas wie Super-Notaufnahmen - geben. Gleichzeitig soll ein neues Leitsystem für Notrufe installiert werden. Wer künftig die 112 oder die Nummer des ärztlichen Bereitschaftsdienstes 116117 wählt, kommt bei einer Leitstelle an. Medizinisch qualifizierte Fachkräfte schätzen dort die Schwere des Notfalls ein und vermitteln die Patienten.

Dass wegen der Notaufnahmen das letzte Wort noch nicht gesprochen ist, verdeutlicht der Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft Sachsen, Friedrich R. München, im Interview. Er verweist auf Sachsens Krankenhausplan, der auch Regionalkliniken oder Integrierte Gesundheitszentren mit Notfallversorgung vorsieht. "Wir müssen die Notfallversorgung unbedingt erhalten", sagt München, der den Reformplänen aber auch Positives abgewinnen kann - nämlich das Abrücken von den Fallpauschalen. "Gut ist, dass künftig auch das Vorhalten von Personal und Medizintechnik honoriert wird, nicht nur die erbrachte Leistung", sagt er. "So können Krankenhäuser wirtschaftlicher arbeiten, und trotzdem die Rund-um-die-Uhr-Versorgung absichern."

Quelle: Newsletter Sächsische Allgemeine, 13.3.2023