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Spaziergang im Park

Foto: H.S.

25.02.2025 - von Hartmut Jeroomin

Im Park ... kommt das dicke Ende immer nach: Wen du da auch triffst, sofort musst du dir eine Krankengeschichte anhören. Weil die kurzen „Sprechzeiten“ bei den Medizinern eben nicht ausreichen, alle Beschwerden umfassend darzulegen! Und nun kommt ein Spaziergänger gerade recht, ob er will oder nicht. Schnell ergibt sich daraus eine weitere Runde um den Teich und noch eine. Bei Sonnenschein auch ein längeres Verweilen auf einer Bank.

Ich bin also sehr geübt im Zu- oder Weghören. Das darf natürlich der Erzähler nicht spüren. So werfe ich dann hin und wieder ein: War bei mir genauso! Oder so ähnlich. Und schon arbeitet sich der Vortragende weiter am Thema ab und gerät dabei immer in weitere Kreise über sein Vorleben. Ganze Biografien kommen zu Tage. Sehr häufig werden die Schwiegerkinder vorgeführt. Manchmal auch der gewesene Gatte. Jede Vereinbarung wie: „reden wir nicht über Krankheiten“ wird sofort vergessen ... das Wetter kommt nur noch am Rande vor. Männer sind da etwas zurückhaltender, nur so kurze Einblendungen warum sie nicht mehr rauchen oder Bier trinken oder sonst was nicht mehr können oder wollen.

Wollte ich die Inhalte summieren und u.U. mit so einem kleinen Gerät aufzeichnen und danach von KI auswerten lassen und zusammenziehen, das Fazit würde vermutlich die medizinische Wissenschaft enorm bereichern! Mich nun weniger, aber geduldig spiele ich eben mit. Nur wenn man die Person schon mehrmals traf, kann es brenzlig werden. Da geht dann alles wieder von vorne los. Der Beschwerden sind aber auch gar zu viele und zudem mit Fachtermini versehen, da behalte mal der Überblick.

Da ich mich nun aber immer weniger zum Seelentröster eigne, in vielen Lebensjahren ging mir diese Eigenschaft nach und nach verloren und meine eigenen Befindlichkeiten kommen kaum noch zum Zuge, muss ich über Änderungen nachdenken. Entweder wechsele ich das Revier oder demoliere das Hörgerät oder stelle einen Seelsorger ein. Der sollte da ja als berufsmäßiger Zuhörer Rat wissen?

Manchmal hilft nur eine Wanderung auf den Wilisch oder eine Pilzsuche, da kann ich mit meinen Gedanken dann alleine sein und mir selbst etwas erzählen. So ist das eben denkt ein Hartmut Jeromin nach einer Parkexkursion.

Quelle: Hartmut Jeromin