Foto: H.S.
14.04.2025 - von Hanne Schweitzer
Andreas Hupke ist seit 20 Jahren ehrenamtlicher Bezirksbürgermeister von Köln, zuständig für die Innenstadt und den rechtsrheinischen Vorort Deutz. Die Bezirksvertretung, der er vorsteht, ist eine Art „Stadtbezirksparlament“. Es hat nicht viel zu sagen, kann aber kleinere Entscheidungen treffen, Anträge und Anfragen stellen oder Stellungnahmen abgeben.
Bei der letzten Kommunalwahl holten die Grünen in der Innenstadt-Deutz ein Rekordergebnis von knapp 45 Prozent. Hupke hatte daran einen großen Anteil und wurde erneut zum Bezirksbürgermeister gewählt.
Im kommenden September sind wieder Kommunalwahlen. Hupke sagt, die Grünen wollen ihn aussortieren. Nicht, weil er gegen Parteibeschlüsse oder ungeschriebene Regeln verstoßen hat. Die Grünen finden, er sei zu alt, alter weißer Mann soll weg. Durch Andeutungen zwischen Tür und Angel hätten ihm Kollegen aus der Partei zu verstehen gegeben, dass er sich besser nicht mehr um einen Listenplatz bewerben soll, sagt Hupke. Dabei ist der Bezirksbürgermeister acht Jahre jünger als Bernie Sanders. Der zieht seit Monaten mit seiner Anti-Trump-Musk und Oligarchen Tour durch die USA von Stadt zu Stadt. Sanders ist 83. Aber selbst wenn Hupka von Vergesslichkeit oder Gedächtnisverlust befallen wäre, über so etwas spricht man gemeinsam an einem Tisch sitzend.
Auf einer Pressekonferenz und in einem Fernsehinterview hat der Bezirksbürgermeister letzten Samstag bekannt gegeben, dass er seine Mitgliedschaft bei den Kölner Grünen ruhen lassen wird. Er pfeift auf das Mandat der Partei und will sich stattdessen im September als unabhängiger Einzelkandidat zur Wahl stellen. Dann wird sich zeigen, ob die WählerInnen ihre Stimme lieber einem alten Hasen mit ruhender Parteimitgliedschaft oder einer grün-mandatierten Anfängerin oder einem entsprechend ausgewiesenen Anfänger geben werden.
Hubkes Vorwurf der Altersdiskriminierung wird von den Kölner Grünen ignoriert. So etwas "Böses" würden sie nicht tun. Stattdessen nutzt der Vorstand der Grünen im Ortsverband Innenstadt-Deutz in seiner Stellungnahme viele Worte aus dem Setzkasten, welche die guten eigenen Absichten hervorheben sollen: "Wir Grüne stehen für das Miteinander und Vielfalt, für Verantwortung gegenüber der Gemeinschaft und für gelebte, transparente politische Prozesse. Diese Prinzipien bilden das Fundament unserer politischen Arbeit. So wie es gelebte Tradition ist, dass wir – insbesondere im Vorfeld von Wahlen – rechtzeitig in den Dialog mit unseren gewählten Vertreter*innen oder Bewerber*innen für Rat und Bezirksvertretung eintreten. ... Wir sind überzeugt, dass politische Verantwortung immer auch den Mut zur Veränderung und zur gemeinsamen Gestaltung von Übergängen erfordert – im Sinne einer lebendigen und zukunftsorientierten Demokratie, und mit dem besonderen Respekt vor den Menschen, die sich meist im Ehrenamt für das Gemeinwohl einsetzen.
Die Frage ist: WARUM KANN JEMAND NICHT MIT 75 ALS KANDIDAT DER GRÜNEN PARTEI FÜR EIN EHRENNAMT ALS BEZIRKSBÜRGERMEISTER KANDIDIEREN, wenn ein 77Jähriger im Bundestag als Alterspräsident arbeiten kann?
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