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Halle: Arbeit, Gewalt und Zwang. Tagung zu Industriekultur und Verantwortung

20.11.2025

Die Tagung stellt Fragen nach den verschiedenen Formen von Gewalt und Zwang seit dem Ersten Weltkrieg bis heute und damit einhergehend nach Formen der öffentlichen Erinnerung und Verantwortung. Wie können diese negativen Folgen und Voraussetzungen von industrieller Entwicklung in ein Narrativ von Industriekultur in Sachsen-Anhalt eingebettet werden?

Industriekultur wird häufig von einer Fortschrittsgeschichtsschreibung begleitet. Tatsächlich existieren zahlreiche Verbindungen zwischen industrieller Entwicklung und Gewaltstrukturen, wie Zwangsarbeit oder prekären Arbeitsbedingungen. Auch die Rüstungsindustrie als eine auf Zerstörung gerichtete Produktion spielt in industriekulturellen Großerzählungen nur selten eine Rolle. Dies gilt insbesondere für das Gebiet des heutigen Sachsen-Anhalt dessen industrielle Entwicklung wie die kaum einer anderen Wirtschaftsregion Europas mit den Gewaltverbrechen des 20. Jahrhunderts verbunden ist. Die Tagung stellt Fragen nach den verschiedenen Formen von Gewalt und Zwang seit dem Ersten Weltkrieg bis heute und damit einhergehend nach Formen der öffentlichen Erinnerung und Verantwortung von Institutionen. Wie können diese negativen Folgen und Voraussetzungen von industrieller Entwicklung in ein Narrativ von Industriekultur in Sachsen-Anhalt eingebettet werden?
Die Tagung wird initiiert vom Landesheimatbund Sachsen-Anhalt e. V. und dem Institut für Landesgeschichte am Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt in Kooperation mit dem Netzwerk Industriekultur, dem Museumsverband Sachsen-Anhalt, der Landeszentrale für politische Bildung, dem Salinemuseum Halle (Saale) und dem Landesbeauftragten für die Aufarbeitung der SED-Diktatur.

Programm

Donnerstag, 20.11.2025


09:30 Uhr:
Begrüßung
Jan Kellershohn (Halle): Einführung

10:00 Uhr:
Panel I: Arbeits- und Gewaltverhältnisse bis 1933
Moderation: Jan Kellershohn (Halle)
Jan zum Mallen (Bochum): Freie Arbeit? Bedeutung und Wandel der Vertragsbruchkriminalisierung in der Zuckerrübenproduktion (1880-1914)
John Palatini (Halle): Die Kriegsgefangenen und der Aufbau der Mitteldeutschen Industrie im Ersten Weltkrieg

11:30 Uhr: Mittagessen

12:30 Uhr
Panel II: Rüstungsproduktion und Untertageverlagerungen
Moderation: Justus Vesting (Halle)
Joachim Grossert (Bernburg): Leau – ein Außenlager des KZ Buchenwald
Andreas Froese (Nordhausen): Zwangsarbeit unter und über Tage: Das KZ Mittelbau-Dora (1943-1945)
Gero Fedtke (Langenstein-Zwieberge): Sklavenarbeit und Spitzentechnologie. Zum Untertageverlagerungsvorhaben B2 (Konzentrationslager Langenstein-Zwieberge)
Martin Schneider (Halle): Militärische Infrastruktur in Sachsen-Anhalt vor und während des Zweiten Weltkriegs und deren denkmalpflegerische Aufarbeitung – Analysiert an zwei Beispielen

15:00 Uhr: Pause

15:30 Uhr:
Panel III: Dimensionen der Verantwortung
Moderation: Ortrun Vödisch (Halle)
Kathrin Misterek (Halle): Materielle Spuren der Gewalt: Archäologie der NS-Zwangsarbeit am Beispiel des Flughafens Tempelhof, Berlin
Anne Heinlein (Potsdam): Industriekultur und Erinnerung. Künstlerische Auseinandersetzungen mit Orten von Macht, Militär und Zwang in der ehemaligen DDR
Christina May (Halle): Wie angemessen ist eine Erinnerungskultur für industriell gehaltene und getötete Tiere?
Daniel Pöhl (Halle): Halloren am Kamerunberg. Koloniale Verstrickungen der Schokoladenfabrik Friedrich David & Söhne mit dem Kakaoanbau in der Kolonie „Deutsch-Kamerun“

17:30 Uhr: Pause

18:00 Uhr
Podiumsdiskussion: Arbeit, Gewalt, Zwang. Wie erinnern wir die Schattenseiten der Industriegeschichte?
Ingo Beljan, Felix Bachmann (Salinemuseum Halle)
Sven Sachenbacher (Fachdienstleiter Kultur, Kreismuseum Bitterfeld)
Thies Schröder (Vorstandsmitglied Bundesverband Industriekultur/Ferropolis)
Elisabeth Rüber-Schütte (Landeskonservatorin/Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt)
Daniel Logemann (Museum Zwangsarbeit im Nationalsozialismus, Weimar)

19:30 Uhr: Abendessen


Freitag, 21.11.2025

8:30 Uhr:
Panel IV: Regionale und betriebliche Perspektiven auf Zwangsarbeit
Moderation: Stephanie Eifert (Merseburg)
Johanna Hohaus (Halle): Zwangsarbeit im Raum Wittenberg – Aufarbeitung und Erinnerung
Katharina Krüger (Halle): Die Mansfeld AG im Zweiten Weltkrieg
Arndt Macheledt (Heringen): NS-Zwangsarbeit im deutschen Kalibergbau unter besonderer Berücksichtigung des Werra-Kalireviers

10:15 Uhr: Pause

10:30 Uhr: Panel V – Parallelsektionen
Panel Va: Im System der Zwangsarbeit
Moderation: John Palatini (Halle)
Daniel Bohse (Magdeburg): Zwangsarbeit von Justizgefangenen während des Zweiten Weltkrieges im Gebiet von Sachsen-Anhalt
Johanna M. Vojcsik (Freiburg/Pécs): Zwangsarbeit von ungarischen Jüdinnen für die Rüstungsindustrie
Frank W. Ermer (Havelberg): Das Außenlager Glöwen des KZ Sachsenhausen und die Verstrickungen mit der Rüstungsindustrie 1933–1945

Panel Vb: Zwangsarbeit und Unternehmensgeschichte
Moderation: Roland Wiermann (Bernburg)
Christian Marlow (Magdeburg): Polte-Patronen, Panzer IV, Junkersflieger und T 55 – Waffen- und Rüstungsbetriebe in und um Magdeburg 1914-1989
Antonia Beran (Genthin): „Dienstverpflichtet im Reich“ – Frauenschicksale in der Rüstungsindustrie und Perspektiven der Erinnerungskultur am Beispiel der Silva GmbH (Genthin-Wald)
Katharina Hindelang (Halle): Formen der Zwangsarbeit um das Silva-Metallwerk in Genthin. Eine Spurensuche

12:15 Uhr: Mittagessen

13:00 Uhr
Panel VI: Strafgefangenenarbeit in der DDR
Moderation: Johannes Beleites (Magdeburg)
Christian Sachse (Berlin): Strafgefangene in der Industrie der Bezirke Halle und Magdeburg
Justus Vesting (Halle): Strafgefangene und Bausoldaten im Chemiedreieck

14:00 Pause

14:15 Panel VII: Arbeit und Gewalt in der DDR
Moderation: Daniel Bohse (Magdeburg)
Josepha Kirchner (Gräfenhainichen): Arbeitsbedingungen von Vertragsarbeitenden im Bezirk Halle zwischen 1970–1990
Anna Horstmann (Bielefeld): Zwischen Bevormundung und Gefährdung. Arbeitsschutz im Mitteldeutschen Chemiedreieck
Björn Schmalz (Merseburg): Vom Hörschaden über den Gelenkverschleiß bis zur Infektionskrankheit. Rechtliche Grundlagen, archivalische Überlieferung und (Un)Benutzbarkeit von Unterlagen über Berufskrankheiten im DDR-Bezirk Halle

15:45 Uhr: Abschlussdiskussion
Moderation: Jan Kellershohn (Halle)

16:00 Uhr: Abreise



Veranstaltungsdetails

20.11.2025 bis 21.11.2025

09:30 bis 16:00 Uhr

Salinemuseum Halle

Mansfelder Str. 15
06108 Halle (Saale)

Anmeldung

Online per Link oder telefonisch bis zum 07.11. Tagungsgebühr 10 Euro (zu zahlen vor Ort), ausgenommen Mitglieder des LHB und MV Sachsen-Anhalt e. V.
Steffi Halbauer
info @lhbsa.de
0345 135 016 48

Anmeldung zur Tagung bis zum 07.11.2025 forms.office.com/pages/responsepage.aspx?id=uGleTcVUR0CRZ8aGflRDI70BwLl7IY5KkTS4VmAdstZUN1ZLMVNUQTdCV0tUS1VYQjBDSFc3T0YzTC4u&origin=QRCode&route=shorturl





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