Antidiskriminierungstelle: ArbeitsUNfähig

25.01.2007 - von Hanne Schweitzer

Entweder will niemand den Job haben, was schwer vorstellbar ist, oder es kümmert sich niemand darum, dass er ausgeschrieben und besetzt wird, oder potentielle BewerberInnen fürchten Ursula von der Leyen als Chef, oder der Job ist sooo unattraktiv, dass er nicht mal ins "Eine Hand wäscht die andere Karussell" der Parteien aufgenommen wurde. An mangelnden "Versorgungsfällen" kann es jedenfalls nicht liegen.

Was auch immer: Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes, deren Einrichtung im Allgemeinen Gleichstellungsgesetz verbindlich beschlossen und von den Abgeordneten des Bundestages im August des Jahres 2006 abgesegnet wurde, hat noch immer keine Leitung. Am Telefon melden sich Frauen, die sich selbst als Aushilfskräfte bezeichnen und freundlich stereotyp wiederholen, dass sie alles notieren und weiterleiten werden. Wohin, das bleibt ihr Geheimnis.

Der Chefsessel der Stelle ist imer noch vakant, eine Vertretung oder kommissarische Leitung gibt es nicht, Anfragen werden Wochen später beantwortet - ohne Unterschrift und ohne jede inhaltliche Aussage.

Ratspräsidentschaft, Jahr der Chancengleichheit, das macht sich gut in Sonntagsreden und auf Festessen des bezahlten Parlamentarismus. Ansonsten schert sich niemand darum diese Stelle möglichst schnell funktionsfähig zu gestalten. Vom Ehrgeiz mit den Briten oder Iren gleichzuziehen, was Kompetenz, Bürgerfreundlichkeit und Stellenwert der Antidiskriminierungsarbeit anbelangt, kann überhaupt keine Rede sein. Hier wird einer Behörde eine weitere Abteilung angegliedert, weiter nichts. Wer wissen möchte, wie so etwas enden kann, sollte sich einmal für die entsprechende Behörde in Washington interessieren. (Die Dienstreisen dorthin werden sicherlich nicht auf sich warten lassen, sobald das Personal und der Beirat vorhanden sind.)

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