12.10.2012 - von G.F.
Auch meine Altersrente ist sehr klein, und das nicht ohne Gründe! Meine Altersrente beträgt monatlich netto 1.107,00 Euro. Davon muß ich allein für die Miete monatlich 515,00 Euro zahlen. Diese Wohnung aber, die ich mir arbeitsam erwirtschaftet habe, gebe ich nicht auf. Eher springe ich aus dem 14. Stockwerk in den Abgrund und hinterlasse den geschrumpften Nachlaß einschließlich zermatschtem Körper der Gesellschaft.
Meine Altersrente könnte viel, viel höher sein, um mindestens 500 Euro netto mehr im Monat; dann könnte ich auskommend und zufrieden davon leben sowie sogar freudig kerngesund hinzuverdienen, um Enkeltochter zu erfreuen und um mal Extrawünsche zu erfüllen.
Warum ist diese Altersrente so niedrig?
Weil mir 15 Jahre an Berufstätigkeit fehlen! Mindestens 15 Jahre!
Warum fehlen mir 15 Jahre?
Weil ich ein Mobbing-Opfer und Opfer der Altersdiskriminierung bin!
Warum bin ich ein Opfer des Mobbings und der Altersdiskriminierung geworden?
Weil die Geschäftsleitung einer Berliner GmbH Berlin ab 1989 entschieden hat, gegen mich als leistungsstarke Abteilungssekretärin einen Nervenkrieg zu führen und dafür zum Mittel der hundsgemeinen Intrige und der entehrenden Verleumdnung zu greifen. Eine Kündigung war nicht möglich, da ich mich als 48jährige und Alleinerziehende noch auf den Kündigungsschutz des Betriebsverfassungsgesetzes berufen konnte.
Warum wurde bei mir zum Mittel des Nervenkrieges durch Mobbing und Altersdiskriminierung gegriffen?
Ich war der Geschäftsleitung - angesichts der verlockenden, jüngeren Billigkräfte aus Ost-Berlin - zu alt und zu teuer!
Und warum dieser Nervenkrieg?
Weil dafür rücksichtslos auch meine private Situation genutzt wurde, was besonders schäbig ist, eine äußerst belastende Situation nämlich durch einen schrecklichen Schicksalsschlag, den damals meine erst 13jährige Tochter durch einen Fremden erleiden mußte! Einen so prägenden Schlag des Schicksals, der sie schließlich im Alter von 36 Jahren einholte und zur Alkoholikerin machte! Als Alleinstehende und Alleinerziehende, ohne Familienangehörige (alle verstorben) und ohne richtige Freunde (alle weg), konnte ich das Erlebte nicht auffangen und in eine gute Richtung lenken. Dafür reichte die Kraft nicht aus.
Warum konnte ich in die Welt des Berufslebens nicht zurückkehren?
Die Welt des Berufes und des Geschäftslebens hatte sich stark verändert. Es tobte der "Krieg der Generationen". Mit 50 Jahren war ich im Bewußtstein der Wirtschaftsbosse zu alt und zu teuer; mit 50 Jahren war ich trotz meiner Kenntnisse, meines Wissens und meiner stetig weitergebildeten Fähigkeiten für den Berufsmarkt völlig überflüssig!
Warum gibt es schon seit vielen Jahren diese Altersarmut?
Warum habe ich keine Riester-Rente abgeschlossen?
Schon vor Verabschiedung der geplanten neuen gesetzlichen Rentenversicherung machte ich mit anderen Betroffenen, die wie ich ein gesellschaftliches Bewußtsein entwickelt hatten, Herrn Riester auf einer Berliner Veranstaltung der SPD auf die schuldlos arbeitslosen 50Jährigen aufmerksam, die gar keine Möglichkeit hatten, in eine Riester-Rente einzuzahlen. Herr Riester hatte für den Mangel bei der Gesetzgebung nur ein Achselzucken übrig und gab dann zu, daß dieser Mangel ein zukünftiges großes Problem beinhaltet. Ich nannte das dann die "Riester-Lücke"! Diese existiert noch heute und erklärt, warum heute viele Rentnerinnen mit einer sehr kleinen Rente auskommen müssen. Bei mir sind es 15 fehlende Berufsjahre und damit 15 Jahre fehlende Beitragszahlungen in die gesetzliche Rentenversicherung.
Dann gibt es da noch diese 23 % !
Warum immer noch diese 23 % Unterschied bei der Bewertung der Arbeitsleistungen von Frauen und Männern? Aus Gleichberechtigung werde endlich G l e i c h w e r t i g k e i t !
Was nun? Wie geht es weiter? Werden Fälle wie meiner bei der Gesetzgebung einmal Berücksichtigung finden?
Auf die Gegenwart schaue ich mit Zweifel und in die Zukunft mit großer Sorge, wobei ich auch großes Verständnis für die Sorgen und Zweifel der Jungen habe, ob mit festem Arbeitsplatz oder ohne festen Arbeitsplatz!
P. S.
Es ist Ihr lobenswerter Verdienst, sehr geehrte Ursula von der Leyen, die Debatte über die Höhe der gesetzlichen Altersrente nach vielen "Nullrunden" angestoßen zu haben.
P. P. S.
Es stimmt einfach nicht, daß vor allem Frauen der eigenen Altersvorsorge zu wenig Aufmerksamkeit schenken, jedenfalls nicht die Frauen, die noch von der Frauenbewegung der 70er Jahre bewegt wurden. Daß vor allem Frauen der eigenen Altersvorsorge zu wenig Aufmerksamkeit schenken, behauptet jedenfalls das Management der HypoVereinsbank Berlin und lädt mit dieser Behauptung zu einer Veranstaltung "Frauen und Vorsorge" am 24. Oktober 2012 im Atrium in der Friedrichstraße 60, 10117 Berlin-Mitte, ein. (Eine Uhrzeit wurde nicht angegeben; das wäre mir als mitorganisierender Sekretärin oder Assistentin nicht passiert!)
P. P. P. S.
Meine Lebenslüge gegenüber meiner Tochter ist: Wenn Du Dich beruflich und auch privat stetig weiterbildest, Deine Kenntnisse und Dein Wissen immer "up to date" hälst, wirst Du nie arbeitslos werden! Welch ein Irrtum!
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