04.03.2013 - von H.K.
Frau K. ist 62 und sucht Arbeit. Bislang konnte sie Zeitarbeit machen. Am 28.2.2013 hatte sie ihren letzten Arbeitstag. Sie berichtet: Nach monatelangem Einsatz bei einem namhaften Zeitarbeitsunternehmen erhielt ich nach Ende des Einsatzes wie gewohnt die betriebsbedingte Kündigung zu heute. Dennoch kam noch ein Auftrag - gemeinsam mit zwei männlichen Kollegen um die 40 (einen kannte ich schon vom letzten Einsatz - meine "Zahlen" waren mindestens genauso gut) traten wir an.
Beide Männer wurden gleich eingearbeitet und angelernt, bei mir wurde vom jüngeren männlichen Abteilungsleiter abgeblockt.
Als ältere Frau durfte ich drei Wochen lang scannen (ich habe mich beschwert - natürlich vergeblich) und bin dann nicht verlängert worden - die anderen bleiben noch.
Gut - es ist alles gescannt, ich habe mich ins Zeug gelegt.
Bitter auch: bevor man entlassen wird, kommt noch eine kleine Prise Mobbing. Dann fällt es leichter für alle Beteiligten.
Ja, es tut weh - ich spüre keine altersgemäße Gelassenheit und Weisheit. Am ärgsten sind die Selbstzweifel - muss ich wirklich schon vorzeitig in Rente, die für mich eindeutig Altersarmut bedeutet? Mich noch einmal als Ladenhüter auf den Markt drängen - mich schuldig fühlen, weil ich noch arbeiten will? Weil ich Jüngeren den Platz streitig machen will? Wenn ich aber keine Arbeit mehr finde, könnte es sein, dass ich der kleinen, weißhaarigen Frau Konkurrenz machen muß, die regelmäßig am S-Bahnhof die Mülleimer nach Pfandflaschen durchforstet.
Übrigens - ich bin auch noch preisgünstig!
Wann kommen die Firmen darauf, dass man sich als älterer Kunde lieber mit Gleichaltrigen unterhält (Telefonie), als mit Jungen, die oft zu schnell reden, ungeduldig sind und nach den Gesprächen über Alzheimer ablästern. Die wenig Verständnis für die andere Auffassungsgabe älterer Kunden haben und gnädigerweise keine Vorstellung davon, dass sie selbst einmal altern.
Das Gesetz gegen Altersdiskriminierung ist nicht hilfreich. Arbeitgeber weigern sich, eine Begründung wegen einer Ablehnung zu geben. Verklausulierte Angaben müssen enträtselt werden: gerne Berufsanfänger, junges oder dynamisches Team, maximal 10 Jahre Berufserfahrung. Ich habe als Zeitarbeiterin länger in einer Gruppe gearbeitet, meine Leistung war guter Durchschnitt. Aber eine Festanstellung bekommen nur Jüngere. Ich weiß das, denn alle hatten sich beworben.
Mir graut schon vor der Arbeitsberatung, wo man mich wieder in die frühere Rente abschieben wollen. Was für mich Altersarmut mein restliches Leben lang bedeutet.
Müssen wir Alten in einer Parallelwelt mit Bustouren, Volksmusik und bestenfalls noch als Ersatzoma brauchbar, leben?
So, für heute habe ich mir die Beruhigungsmittel gespart.
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Mann: Ich bin am 01.04.1999 in die Arbeitslosigkeit geschickt worden. Mit dem 60. Lebensjahr wurde ich mit 18% in Rente geschickt. Warum muß ich diesen Abschlag nach Erreichen des 65.Lebensjahres immer noch hinnehmen? B.L.
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