Los Angeles, Foto: H.S.
11.06.2017 - von Hanne Schweitzer
"Ob jemand sicher Auto fährt, hängt nicht vom Geburtsdatum ab. Mit mir wird es keine Führerscheinpflichttests für Senioren geben, sagte Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) der Bildzeitung am 10.6.2017. Er sprach sich gegen verpflichtende Führerscheintests für Senioren aus und begründete dies so: "Unsere Statistiken zeigen: Ältere Menschen bauen deutlich weniger schwere Unfälle als andere Autofahrer". Leider vergaß er zu erwähnen, dass ältere Autofahrer, deren Alter nicht näher spezifiziert wurde, schon jetzt sehr viel höhere Prämien für ihre KFZ-Versicherungen bezahlen müssen.
Dobrindt erwähnte auch die Empfehlungen nicht, die der Verkehrsgerichtstag, der vom 25.-27.1 2017 in Goslar tagte, zum Thema Senioren und FÜhrerschein herausgegeben hat. Er geht wohl davon aus, dass er nicht mehr im Amt sein wird, wenn die Befürworter einer Sonderbehandlung für ältere Autofahrer die derzeit noch fehlende "Grundlage" für kostenplfichtige, "obligatorische und periodische Fahreigenungsprüfungen" geschaffen haben werden. Ob dies auch für selbstfahrende Autos gelten soll??
Verkehrsgerichtstag Goslar 2017, Senioren im Straßenverkehr. Empfehlung
Es gibt Hinweise darauf, dass ältere Menschen als Kraftfahrer ein zunehmendes
Risiko für die Sicherheit im Straßenverkehr darstellen. Politik und Forschung sind aufgefordert, zeitnah die notwendige Datengrundlage hinsichtlich der Risikoabschätzung zu schaffen. Für die Einführung genereller, obligatorischer und periodischer Fahreignungsüberprüfungen gibt es derzeit keine Grundlage. Instrumente zur besseren Einschätzung der eigenen Fahrkompetenz sind zu entwickeln und wissenschaftlich zu evaluieren.
Vorgeschlagen wird eine qualifizierte Rückmeldefahrt, deren Ergebnis ausschließlich dem Betroffenen mitgeteilt wird. Falls sich herausstellt, dass solche Instrumente auf
freiwilliger Basis nur unzureichend in Anspruch genommen werden, ist die Teilnahme
obligatorisch zu machen.
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Die anlassbezogene Fahreignungsüberprüfung muss insbesondere zur Vermeidung von Mehrfachbegutachtungen älterer Kraftfahrer verbessert werden. Dazu gehört:
- Verankerung der psycho-physischen Leistungsüberprüfung (Interview, Leistungstest, Fahrverhaltensbeobachtung) als eigenständiges Instrument in der Fahrerlaubnis
- Verordnung, da in erster Linie kognitive Leistungseinschränkungen vorliegen,
- größere Sensibilisierung der Ermittlungsbehörden für Fahreignungsmängel.
Die verkehrsmedizinische Kompetenz der Ärzte muss verbessert werden. Es ist zu prüfen, welche Meldepflichten für Ärzte hinsichtlich der Fahreignung ihrer Patienten vorgegeben werden sollen.
Die älteren Kraftfahrer werden aufgerufen, in Eigenverantwortung jederzeit zu prüfen, ob
und wie sie auf eventuelle Einschränkungen ihrer Fahreignung angemessen reagieren müssen!
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