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Steppe ringsum - wie in den Ländern anderer Klimata

Foto: H.S.

21.09.2018 - von Hartmut Jeromin + Hanne Schweitzer

Eine Urlaubsfahrt nach Norden durch Sachsen, Brandenburg und Mecklenburg zeigt mir braune, verdorrte, abgenagte Wiesen und Weiden. Getreidefelder sind abgeerntet. Bäume und Sträucher verlieren ihr Laub. Pilze im Wald gibt es nicht. Wie in Ländern anderer Klimate. Weidende Rinder und Pferde finden kaum noch einen Grashalm. Da kommen sicher die Landwirte ins Grübeln: Was füttern? Einzig der Mais zeigt noch Leben, auf trockenen Standorten aber auch bedenklichen Minderwuchs.
Mit der Ackerfrucht leidet auch der Viehbestand an der Dürre. Was wird geschehen? Die Milchkühe geben weniger Milch, die Fleischrinder hungern. Futter von sonst woher anfahren könnte sehr teuer werden. Meistens steht ja die Futterfläche in den Regionen im Zusammenhang mit dem Tierbesatz, kurzfristig lässt sich da kaum was ausgleichen. Bei Marktfrüchten ist das eher möglich, wie bei Korn, Obst und Gemüse.

Und nun werden Tierbestände verringert. Also ein plötzliches Überangebot an Tierprodukten. Die Nachzucht fällt aus usw. Spüren wir das in den Geschäften irgendwie? Ich ahne, das wird für den „Handel“ ein Sondergeschäft! Preissteigerungen für Getreideprodukte, Milch und andere Agrarzeugnisse werden wir bezahlen müssen. Obwohl solche regionalen Ereignisse des Wetters global durch Handel ausgeglichen werden können, auch innerhalb der EU. Deshalb u.a. gibt es sie ja. Wohl dem, der Reserven anlegen konnte, früher in Scheunen, heute in Silos. Oder auf günstigen Standorten produziert, in der Warnow-Niederung sah ich so etwas und vermute es auch in den Peene-Niederungen. Oder wer noch eine gute Humuswirtschaft betreibt, da werden die Böden speicherfähiger für Wasser. Nur mit Gülle ist da nichts zu machen. Aber mit Herbst-Zwischenfrüchten. Oder mit dem Mais für das Bio-Gas. Was bringt mehr, Gas oder Milch?

Also hören wir mittags um zwölf den Agrarwetterbericht und anschließend die Agrarpreise vom Agrarmarktbericht. Da musste schon früher (in meiner Jugend) in der Bauernstube der Mund gehalten werden, damit der Bauer das aus dem Radio richtig hören und verstehen konnte, das verhinderten nicht einmal Grenzzäune.

Früher geisterte aber auch der Spruch durch die Gemüter: „Der Mensch denkt und Gott lenkt!“ Wer aber lenkt den Handel und die Preise? Die Regierung bestimmt nicht? Obwohl sie könnte.

Wir werden also sehen! Und uns verhalten! Denn unser Budget ist begrenzt.

Und mein privater Anbau am Haus? Tomaten: Gut. Gurken: Gut. Beeren: Gut. Meine Wasserrechnung aber wird dafür beträchtlich. Kartoffeln auf dem Feld: Befriedigend. Aber die Kartoffelkäfer kamen in Massen, weil sie fliegen können. Zwiebeln: sehr gut. Bohnen: sehr gut. Und dann entdeckte ich die wilde Brombeerhecke…ein Fest.

Schlimm aber trifft es die Obstanbauer hier: Ihre EU-geförderten Neuanpflanzungen verschlingen jede Menge Wasser und das kostet!
Und ein neuer Spruch geht rund: „Nach diesem Wetter werden wir uns noch sehnen
…“
Hartmut Jeromin kommt ins Grübeln im Juli/ August 2018.

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Anfang August 2018 im Wendland:
Der Boden unter den Eicheln ist voller grüner Mini- Eicheln, kleine Äpfelchen liegen unter den Apfelbäumen. Die Kornfelder sind abgeerntet, die Maisfelder werden bewässert. Die Kühe stehen im Stall und werden mit Silofutter versorgt. Den Hühnern macht die Hitze nichts aus. Die neu gepflanzten Apfelbäumchen lassen die blattlosen Ästchen hängen, die Holunderbeeren sind schon reif aber schrumpelig. Die Wildrosensträucher tragen rote Hagebutten, auf den Sonnenblumenfeldern leuchten nur wenige, allenfalls kniehohe Exemplare.
Im Zug ein Vater mit seinem Sohn. Sie sprechen über die Hitze und der Vater merkt an, dass die Ernte in diesem Jahr schlecht ausfallen wird. Der 12Jährige entgegnet, er habe bei den Großeltern im Fernsehen gehört (!), die Bauern würden eine Milliarde Euro vom Staat erhalten. Darauf der Vater: "Damit können die Bauern aber kein Getreide kaufen, in den anderen Ländern ist es ja genau so heiß und trocken gewesen. Der Sohn schweigt. Man sieht, dass er denkt. Schließlich sagt er - ganz erstaunt über den Schluß zu dem er gekommen ist: Geld kann man nicht essen.
Hanne Schweitzer

Quelle: Hartmut Jeromin

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