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Modewort Generationengerechtigkeit

24.11.2005 - von Hanne Schweitzer

Keine Rede mehr ohne das Wort "Generationengerechtigkeit". Schwer und dunkel kommt es daher und will nicht so recht passen zu den jungen Abgeordneten, die sich bereits in der letzten Legislaturperiode als Lobbyisten von "Generationengerechtigkeit" geoutet haben.

Dazu muss man wissen: Die Initiative "Generationengerechtigkeit ins Grundgesetz" will die Rechte künftiger Generationen schützen. Künftig, das heißt aber: der kommenden Zeit angehörig, nicht jetzt. Sollte es, statt um Künftiges, nicht zuerst mal um die diesseitige Welt und ihre Bürger gehen?

Das Büro gegen Altersdiskriminierung hat nichts gegen "Generationengerechtigkeit",wir fragen uns allerdings, warum dieser Begriff inflationär gebraucht wird, während das Original, die Gerechtigkeit kaum noch ein Thema ist.

Bedenklich stimmt uns auch ein Satz aus der Erklärung der jungen Abgeordneten zur Generationengerechtigkeit: "Milliardenkredite müssen von den nachfolgenden Generationen getragen werden."
Abgesehen davon, dass darin nicht mehr von den künftigen, sondern von den nachfolgenden Generationen (wem nachfolgend?) die Rede ist: Unsinn bleibt Unsinn.

Staatskredite, egal in welcher Höhe, werden durch direkte oder indirekt Steuern von ALLEN nicht steuerflüchtigen StaatsbürgerInnen getilgt. Und die jungen Abgeordenten täten gut daran zur Kennntnis zu nehmen, dass Milliardenkredite auch ältere "Normalos" nicht erfreut. Weil sie älter sind, wissen sie: Immer dann, wenn Staaten wegen ihrer Überschuldung drohten pleite zu gehen, brach entweder die Währung zusammen und die Ersparnisse waren futsch, oder es begann ein Krieg.

Unser Misstrauen gegen die jungparlamentarischen Lobbyisten von Generationengerechtigkeit, denen es nicht peinlich ist, sich "Youngster" zu nennen wird durch einen Satz des jungliberalen Abgeordneten Daniel Bahr weiter geschürt. Der parlamentarische Vorstoß, Generationengerechtigkeit im Grundgesetz zu verankern, sei "ein Signal, dass die Jungen für ihre Generation kämpfen", so der 28jährige "Youngster".

Am 22.11. 05 konnte man in der Berliner Phoenix-Runde mit dem Thema "Macht Merkel Mut" in einem Einspieler erfahren, welche Auswirkungen das Gerede von der Generationengerehtigkeit haben kann. Zu sehen waren vier Oberschülerinnen aus Berlin. Das Abitur war für 2007 geplant. Frau Merkel solle bloß keine Studiengebühren einführen, kicherten die Mädels in die Kamera, schließlich seien es ja sie, die Frau Merkels Rente zahlen. (Kein Konjunktiv!)

Die Propaganda von der Generationengerechtigkeit zeigt Wirkung.

Link: http://www.altersdiskriminierung.de/themen/artikel.php?ID=1590
Quelle: Phoenix, 22.11.2005

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