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Bosbach: Demografische Prognosen kalter Kaffee

23.02.2004

Prof. Gerd Bosbach, der an der FH Koblenz Statistik, Mathematik und Empirik lehrt, weist nach, dass die 2003 veröffentlichten Vorausberechnungen des Statistischen Bundesamtes für die Jahre bis 2050 von den Politikern dramatisiert werden.

Leider kennt man das ja bereits von all den unsäglich teuren aber langweiligen und ergebnislosen Tagungen, auf denen Männer und Frauen mit ernsten Gesichtern über das berichten, was in 30 oder 40 Jahren sein wird, obwohl doch jedes Kind weiß, dass die Verhältnisse heute geändert werden müssen, damit sie in x Jahrzehnten besser sind.

Derart langfristige Prognosen sind kaum möglich. Ein Blick auf die Prognosen von vor 30 Jahren belegen das sehr eindrucksvoll.



Wenn es z.B. um die zu versorgenden Menschen geht, ist es ein Fehler, nur an über 60jährigen BürgerInnen zu denken. Dabei wird völlig vergessen, dass auch jüngere Menschen zu versorgen sind. Warum hat man aber ausschließlich „die Alten“ als Kostenfaktor im Auge und übersieht systematisch, dass der Nachwuchs ebenfalls enorme Ausgaben erfordert. Beide Altersgruppen zusammengefasst, ergeben einen deutlich geringeren Anstieg der zu Versorgenden.
„Auf hundert Menschen mittleren Alters (20 – 60 Jahre) kamen im Jahre 2001 laut Statistik 44 Ältere und 38 Junge, macht insgesamt 82. 2050 sollen es 78 Ältere und 34 Junge sein, das macht insgesamt 112. Während der Altenquotient um 77 Prozent steigt, ergibt sich für den Gesamtquotienten ein Plus von 37 Prozent. Die Dramatik hat sich allein bei Einbeziehung der jungen Generation in die Betrachtung schon halbiert.“



Fazit:
Fasst man die Kostenbelastung der Alten und Jungen zusammen, und gelingt der Abbau von Arbeitslosigkeit, wird außerdem das sog. Renteneintrittsalter angehoben, dann sieht die Prognose für die kommenden Jahrzehnte bei weitem nicht so dramatisch aus, wie es uns die PolitikerInnen heutzutage immer wieder weismachen.

Quelle: Frankfurter Rundschau, 23. Februar 2004

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