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Wo gibt es Beschwerdestellen über Pflege ???

Foto: H.S.

07.09.2023 - von Hanne Schweitzer

Am 15. Juni 2023 war der Welttag gegen die Misshandlung älterer Menschen. Das Büro gegen Altersdiskriminierung hat den Tag zum Anlass genommen, um herauszufinden, wohin sich BürgerInnen wenden können, wenn sie sich über schlechte Pflege beschweren wollen. Etwa über die Qualität der Pflege, über mangelhafte medizinische oder medikamentöse Versorgung, über körperliche oder psychische Misshandlungen, fehlende Inkontinenzvorlagen oder andere Hilfsmittel, über finanzielle Ausbeutung, miserables Essen, freiheitsentziehende Maßnahmen, ständiges vor dem Fernseher sitzen müssen oder nicht raus an die Luft kommen.

Leider war das Ergebnis sehr sehr dürftig. Obwohl die Zahl der Menschen die wegen gesundheitlicher Probleme der Pflege durch andere bedürfen, jedes Jahr zunimmt, und die Kosten dafür jedes Jahr steigen, stagniert die Zahl der Beschwerdestellen über Pflege. Das ist strukturelle Altersdiskriminierung.

Laut Statistischem Bundesamt gibt es zur Zeit ca. fünf Millionen pflegebedürftige Menschen. Davon lebt rund eine Million in Pflegeheimen und vier Millionen werden zu Hause von Angehörigen und/oder Freunden bzw. Pflegediensten betreut.

Um diese Ignoranz von Pflegeproblemen zu beenden, sind in allen Bundesländern unbedingt Beschwerdetelefone einzurichten. Die Telefonnummern sollten - wenn es schon keine bundeseinheitliche ist, einprägsam und leicht zu finden sein!

Obwohl also die Bevölkerung immer älter wird, gibt es zur Zeit nur in wenigen Bundesländern Pflegebeauftragte oder andere, niedrigschwelligere Anlaufstellen, die sich der Beschwerden der Gepflegten annehmen. Aber selbst die wenigen Beschwerdestellen sind nur mit Recherche und viel Zeitaufwand zu finden.

Löbliche Ausnahmen sind Bayern und das Saarland. In den anderen Bundesländern, so z.B. in Niedersachsen, ist die Beschwerdestelle Pflege auf der Webseite der Landespatientenschutzbeauftragten versteckt. Berlin kümmert sich. Hier gibt es immerhin drei Anlaufstellen, eine vom Senat, eine von der Diakonie und die der Heimaufsicht. In NRW, das gern als Bundesland genannt wird, in dem es eine Pflegebeauftragte geben soll, existiert zwar eine "Beauftragte der Landesregierung für Menschen mit Behinderung sowie für Patientinnen und Patienten in Nordrhein-Westfalen". In der Beschreibung ihrer Aufgaben kommt aber kein einziges Mal das Wort "Pflege" vor. Woraus gefolgert werden muss, dass die speziellen Belange der Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen nicht in den Zuständigkeitsbereich der NRW-Beauftragten fallen. Die Unabhängige Patientenberatung, auf die das Land NRW verweist, ist ebenfalls keine Anlaufstele für Beschwerden, informiert sie auf ihrer Webseite doch lediglich über die Themen Pflegeantrag, Pflegeleistungen, und Pflegende Angehörige. In Schleswig-Holstein übernimmt der Patientenombudsverein die Unterstützung von Menschen, die sich über Pflege beschweren wollen. In Hamburg und Rheinland-Pfalz existieren "Beschwerdetelefone Pflege" bei der Verbraucherzentrale. Und man fragt sich, warum sie diese Aufgabe nicht in allen Bundesländern übernehmen kann.

Es besteht dringender Handlungsbedarf!!!!!!

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BAYERN
Pflege-SOS Bayern

Anlaufstelle für inakzeptable Zustände in Pflegeheimen
Telefon 09621 / 966 966 0 (kostenlos)
Montag bis Donnerstag von 9.00 bis 16.00 Uhr
Freitag von 9.00 bis 12 Uhr.
Mail: Pflege-SOS@lfp.bayern.de
Webseite: Link

Patienten- und Pflegebeauftragter der Bayerischen Staatsregierung
Prof. Dr. Peter Bauer MdL
E-Mail patientenbeauftragter@stmgp.bayern.de
Telefon +49 89 540233-0
Fax +49 89 540233-90999
Webseite Link
Beschwerden über Pflege können nur per Mail an die poststelle@stmgp.bayern.de
oder an das Postfach des Patienten- und Pflegebeauftragten der Bayerischen Staatsregierung
Heidenauplatz 1 Postfach 8167 München eingereicht werden.


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BERLIN
Die pflegerische Versorgung läuft nicht immer ohne Probleme. Betroffene und Angehörige suchen dann, wenn sie Kritik an Anbietern haben, an Grenzen der Versorgung stoßen, durch Überforderung selbst in eine kritische Situation geraten, nach Unterstützung.
Koordinierungsstellen und Beschwerdeinstanzen in Berlin finden Sie hier:
Erste Anlaufstelle für Problemmeldungen und Beschwerden sollte immer Ihre Pflegekasse sein. Wenden Sie sich an Ihre Fachberater|in oder direkt an die Pflegestützpunkte. Der Medizinische Dienst der gesetzlichen Pflegekassen ist verpflichtet Mängel in der pflegerischen Versorgung in Einrichtungen zu überprüfen. Über eine Mitteilung an Ihre Pflegekasse kann der MDK eingeschaltet werden und Nachrichten über Mißstände nachgehen.
Problemmeldungen zu Pflege-Einrichtungen können Sie der Heimaufsicht melden.

Heimaufsicht Berlin - Landesamt für Gesundheit und Soziales
Turmstraße 21, 10559 Berlin
Tel. 030 / 90229-3333
Fax 030/90229-3298 <53>Heimaufsicht@lageso.berlin.de

PFLEGE IN NOT
Beratung bei Konflikt und Gewalt in der Pflege
Bergmannstraße 44
10961 Berlin <61>pflege-in-not@diakonie-stadtmitte.de
Link
Tel 030 - 69 59 89 89
Fax 030 - 69 59 88 96
Fahrverbindung: U-Bhf. Südstern, U-Bhf. Gneisenaustraße

Jede*r, der*die Konflikte und Gewalt in der Pflege erlebt, kann sich an uns wenden.

Eine Pflegesituation verändert oft vieles. Sie kann jede*n auch an die eigenen Grenzen bringen. Konflikte sind da normal. Sowohl Pflegebedürftige als auch Pflegende können leicht in Stress- und Krisensituationen geraten. Auch Gewalt kann da ein Thema sein, in vielen Formen – körperlich oder verbal.
Wir kennen die Herausforderungen, zu pflegen oder gepflegt zu werden. Wir kennen aber auch die vielen guten Wege, diese Herausforderungen zu bewältigen und Krisen zu überwinden. Wir unterstützen Sie individuell, kostenlos und auf Wunsch natürlich anonym!
Kontaktieren Sie uns für telefonische und persönliche Beratung, psychologische Beratung, Vermittlungsgespräche (Mediation), Hausbesuche und Vor-Ort-Beratung sowie Fortbildungen für Beschäftigte in der Pflege.

PATIENTEN- und PFLEGEBEAUFTRAGTE FÜR BERLIN
Koordinierungsstelle Beschwerdewege in der Pflege
Oranienstr. 106
10969 Berlin Kreuzberg
Tel 030 9028 20 10
Fax 030 3028 31 13 <81>patientenbeauftragte@sengpg.berlin.de
Link

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HAMBURG
Beschwerdetelefon Pflege für Hamburg
Beim Beschwerdetelefon Pflege können Sie sich zum Beispiel beschweren,
- wenn sie sich über eine ambulante oder stationäre Pflegeeinrichtung in Hamburg ärgern,
- Sie Probleme mit Ihrer Pflegekasse haben oder
- Behörden und Institutionen Ihnen Kummer beim Thema Pflege bereiten.

Natürlich können Sie auch mit uns Kontakt aufnehmen, um uns von Ihren Problemen im Zusammenhang mit der Pflege in Hamburg zu berichten.

Telefon: (040) 28 05 38 22 oder (040) - 428 54 31 91.

Bei allgemeinen Fragen zu Hilfen in der Pflege wenden Sie sich bitte an den jeweiligen für Ihren Bezirk zuständigen Pflegestützpunkt.

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NIEDERSACHSEN
Beschwerdestelle Pflege
Die Beschwerdestelle Pflege wurde mit der Novelle des Niedersächsischen Pflegegesetzes (NPflegeG) als neutrale Anlaufstelle ins Leben gerufen. Ihre Aufgabe ist es, sich für die Wahrung der Rechte pflegebedürftiger Menschen sowie der von Beschäftigten in der Pflege einzusetzen und auf die Sicherung und Weiterentwicklung der Qualität der pflegerischen Versorgung hinzuwirken.

Pflegebedürftige Menschen, deren Angehörige sowie beruflich Pflegende können sich mit Beschwerden sowie Hilfeersuchen bezüglich der pflegerischen Versorgung an die Beschwerdestelle Pflege wenden. Mögliche Anliegen sind beispielsweise Hinweise auf Qualitätsmängel in der unmittelbaren pflegerischen Versorgung, Hygienemängel oder der Verdacht auf Gesetzesverstöße. Die Mitarbeitenden der Beschwerdestelle Pflege nehmen die Anliegen entgegen, unterstützen bei der Klärung und wirken auf eine Lösung hin. Hierbei arbeiten sie mit anderen relevanten Stellen und Akteuren in der Pflege zielführend zusammen. Alle Anliegen werden vertraulich behandelt.

Eine regelmäßige Auswertung der gemeldeten Fälle soll mögliche Handlungsansätze zur Weiterentwicklung der pflegerischen Versorgung in Niedersachsen aufzeigen. Hierfür berichtet die Beschwerdestelle Pflege der Landesregierung und dem Niedersächsischen Landtag jährlich über ihre Tätigkeit.
Die gesetzliche Grundlage finden Sie im § 1a des Niedersächsischen Pflegegesetzes (NPflegeG).

Büro der Landespatientenschutzbeauftragten
Nds. Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung
Hannah-Arendt-Platz 2
30159 Hannover

BESCHWERDESTELE PFLEGE Pflege
Telefon: (0511) 120-4186
Fax: (0511) 120-99-4186
E-Mail: pflegeanliegen@ms.niedersachsen.de

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RHEINLAND PFALZ

Das Informations- und Beschwerdetelefon Pflege der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz ist Ansprechpartner für kostenlose Information und Beratung bei Problemen in der ambulanten und stationären Pflege, bei Fragen zur Abrechnung oder Vertragsgestaltung von Pflegediensten sowie Alten- und Pflegeheimen, bei Fragen zur Begutachtung durch den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung oder zu Pflegegraden (alt Pflegestufen) und einzelnen Pflegeleistungen.

Das Angebot erfolgt in Kooperation mit den 135 Pflegestützpunkten in Rheinland-Pfalz sowie der Beratungs- und Prüfbehörde nach dem LWTG (BP-LWTG) und wird finanziert vom Ministerium für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung.

Telefonische Beratung unter:
(06131 28 48 41 (Mo-Fr 10-13 Uhr und Do 14-17 Uhr)
(06131) 2848-76
(06131) 2848-70 <140>pflege@vz-rlp.de
Link

Außerhalb der Sprechstunden erreichen Sie unseren Anrufbeantworter. Die Beratung ist kostenlos und vertraulich.
Schriftliche Anfragen per Email an: pflege@vz-rlp.de oder Telefax (06131) 28 48 70

per Post an:
Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz e.V.
Postfach 41 07
55 031 Mainz
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SAARLAND
Die Geschäftsstelle des Landespflegebeauftragten ist beim Ministerium für Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie angesiedelt.

Der saarländische Pflegebeauftragte
Jürgen Bender
E-Mail: geschaeftsstelle.pflegebeauftragter@soziales.saarland.de
Tel: +49 681 501-3297 + 0681/501-3480
Fax: 0681 501-3277
Franz-Josef-Röder-Straße 23
66119 Saarbrücken
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SCHLESWIG-HOLSTEIN
Wir beraten und unterstützen Sie bei Konflikten mit:
Ärztinnen und Ärzten,
Krankenhäusern,
Krankenkassen,
Rehabilitationseinrichtungen,
Apotheken,
Pflegediensten,
stationären Pflegeeinrichtungen,
Pflegekassen und dem Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK)

Der Patientenombudsverein vertritt seit 1996 die Anliegen von Patenten, Pflegebedürftigen und deren Angehörigen in Schleswig-Holstein. Die Ombudsleute vermitteln bei Konflikten im Gesundheitswesen und wirken auf eine Streitschlichtung hin. Das Ziel ist immer
eine Kooperation mit allen Beteiligten, um eine ethisch, rechtlich und finanziell vertretbare Lösung zu finden.

Verein Patientenombudsmann/-frau
Schleswig-Holstein e.V.
Vorsitzender: Volker Dornquast
Geschäftsführer: Carsten Heppner
Bismarckallee 8-12 | 23795 Bad Segeberg
Telefon: 0 45 51 803 422
Telefax: 0 45 51 803 421 <189>info@patientenombudsmann.de
Link

Quelle: Büro gegen Altersdiskriminerung, Internetrecherche vom 13.6.2023