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Nur wenige RenterInnen erhalten Sozialhilfe

01.04.2004 - von A. Langenbeck

Geht es den sog. Alten tatsächlich so gut ?
Bislang wird aus dem geringen Anteil der Sozialhilfebezieher im Rentenalter geschlossen, dass die über 65 jährigen ein ausreichendes Einkommen haben.
Herr Haustein vom Statistischen Bundesamt in Wiesbaden spricht vom einem „geringen Sozialhilferisiko“, wenn es um die Rentenbezieher geht.
Kurz zuvor hatte die Behörde die Sozialhilfezahlen aus dem Jahre 2002 ausgewertet und zog daraus den Schluss, dass die primäre Risikogruppe die unter 18 jährigen (6,6 % Sozialhilfebezieher) seien. Hingegen betrage der Anteil der Sozialhilfebezieher in der Gruppe der über 65 jährigen nur 1,3 %.
Die Alten bräuchten sich also nicht zu beklagen, während die Jungen darben.
Gewiss gehe es den Alten im Schnitt besser als manchen anderen Bevölkerungsgruppen – allen voran die Alleinerziehenden, bemerkt die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlerin, Ute Klammer, von der Hans-Böckler-Stiftung – Allerdings fielen die Frauen oft genug aus dem Raster der Statistik, weil die Ehemänner mit komfortablen Renten versehen seien. Grundsätzlich seien es gerade die Frauen, die ein erhöhtes Risiko tragen.
Allerdings stellt Frau Klammer klar, dass Sozialhilfebezug nicht mit Armut gleichgesetzt werden dürfe, auch wenn es eine festgesetzte Einkommensgrenze gäbe, die das Sozialhilfeniveau einleite. (Wer soll das denn verstehen?)
Zu kurz gegriffen sei es allerdings, dass wenn die meisten Alten keine Sozialhilfe beantragten, sie auch diese Leistungen nicht benötigten. Nach wie vor hinderten Scham, falscher Stolz, mangelnde Aufklärung und die Angst, dass letztlich die Kinder zur Kasse gebeten werden, viele alte Menschen daran, einen Antrag auf ergänzende Leistungen beim Sozialamt zu stellen. Der Personenkreis der „verschämten Armen“ bildet eine Dunkelziffer-

Auch das am 01.01.2003 in Kraft getretene Grundsicherungsgesetz soll nach Expertenaussage nicht dazu geführt haben, dass alle RentnerInnen über ihre Rechtsansprüche vernünftig informiert sind.

„Den Alten geht’s gut“ Diese allgemeine Parole möchte Frau Klammer nicht hören: Denn schließlich rangierten die Alten vorne, wenn es um die Dauer des Sozialhilfebezuges gehe, denn diese hätten z.Bsp. wegen fehlender Möglichkeiten ihre Rente aufzubessern, keine Möglichkeit, aus dem Sozialhilfebezug wieder rauszukommen.

Bei den Jüngeren bewege sich doch mehr. In den USA z. B. sind 75, 80 jährige noch z. T. erwerbstätig.
Die Sozialexpertin geht davon aus, dass in den kommenden Jahren das Rentenniveau in Relation zum früheren Einkommen weiter absinken wird.

Die Politik sei nur noch mit dem Beitragsziel beschäftigt, nicht aber mit dem Sicherungsziel, d. h. mit der Frage einer Mindestrente. Der klassische Eckdatenrenter mit 45 Beitragsjahren gehöre der Vergangenheit an.

„Die Leute steigen heutzutage später ins Berufsleben ein und früher aus.“, so Frau Klammer. Und wenn die Menschen in Zeiten der Arbeitslosigkeit keine Arbeitslosenhilfe mehr erhalten, wird auch kein Rentenbeitrag mehr erbracht. Diese Lücken fehlen später bei der Rente.“, so die Voraussage der Sozialexpertin.


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