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+++ USA: Berufstätig mit 60, 70, 80 plus

20.04.2006 - von Hanne Schweitzer

Nach Angaben der US Censusbehörde waren im Jahr 2000 immerhin 57 Prozent der 60 bis 64-jährigen Männer berufstätig.
18 Prozent waren es bei den 65 bis 74-Jährigen, 10,5 Prozent bei den 75 bis 84-Jährigen und 4,8 Prozent bei den Männer über 85.


Jack

Jack war als Soldat im 2. Weltkrieg in Köln. Ging 1989 in Rente. War städtischer Angestellter, seine Rente reicht aus. Arbeitet trotzdem seit 1990 Dienstags bis Freitags von 10-16 Uhr als Kassierer im Indian Mound Museum in Florence, Alabama. Hat die Arbeit angenommen, weil er nach seiner Pensionierung etwas zu tun haben wollte. Seine Frau macht den gleichen Job in einem anderen Museum.

Betty

Betty war Krankenschwester. Ging 1984 in Rente, da war sie 62. Weil sie damals nicht genug verdiente, hat sie sieben Tage in der Woche gearbeitet. Davon sechs Tage von 9-5 und Sonntags von 13.30 bis 16.30. Ist vor fünf Jahren ins Berufsleben zurückgekehrt. Arbeitet seitdem zwei Tage in der Woche als Betreuerin im Coca Cola Museum in Vickburg, Mississippi. "Man hat den Eindruck, dass die Chefs lieber die Älteren einstellen, als die Jüngeren," sagt sie. "Auf die Alten können sie sich verlassen."


Die Leiterin des Ford House Visitor Center in Mendocino, Kalifornien ist noch nicht in Rente. Ihr ehrenamtlicher Helfer, Vietnamveteran, aber schon. Gemeinsam ist den beiden ihre ausgeprägte Abneigung gegen Präsident Bush - siehe www.bushguilty.com

Arthur


Arthur E. La Salle, Historiker, Chef der Springfield Foundation. Setzt sich für den Erhalt des 1786 - 1791 erbauten wunderschönen Springfield Herrenhauses in Fayette, Mississippi ein. Der Nachfahre der französischen LaSalles, die immerhin zu den Gründern von New Orleans gehörten, bietet das ganze Jahr Führungen durch sein Haus an.

Marlies, Rosa, Marianne

Marlies (links im Bild) wurde 1974 pensioniert. Seit mehr als 20 Jahren arbeitet sie halbtags als Foodsupervisor und hat das Sagen in Küche und Garten von Camp Trinity in Weaverville, Kalifornien. Marianne (rechts) kam mit ihrem Mann Jack nach Weaverville, als in Arizona die Arbeit knapp wurde, aber beide trotz Rentenalter noch weiterarbeiten wollten. Rosa (Mitte) ist die Jüngste im Küchenteam. In einem Jahr will sie in Rente gehen, aber zwei Tage in der Woche weiterarbeiten.

Nancy

Nancy aus Los Angeles, Kalifornien, mußte gegen ihren Willen mit 59 in Rente gehen. War jahrzehntelang Geschäftsführerin einer großen
sozialen Organisation. Hat mit 65 Jahren einen 24 Stunden-Job pro Woche als Mädchen für alles in einer Anwaltskanzlei angenommen.
Kopieren, Ablage, Anrufe entgegen nehmen - all diese Dinge, die sonst niemand machen will. "It´s time for a change".

Peach

Peach aus Los Angeles, Kalifornien hat fünf Kinder (heute Babyboomer)großgezogen, Jahrzehnte ein gastfreundliches Haus in downtown L.A. geführt und pflegt ihren Mann nach seinem Schlaganfall. Arbeitet bis heute, wie schon ihr Leben lang, immer wieder als Statistin oder Kleindarstellerin für Hollywoodproduktionen.

Chet

Chet ging 1988 in Rente. Zu Hause langweilt er sich. An drei Tagen in der Woche jobt er deshalb bei der Kundenannahme einer Reifenreperatur in Santa Clarita, Kalifornien. Mit dem Palm geht der 78Jährige ganz selbstverständlich um.


Rockmen

Paul und Jack sind in Weaverville, Kalifornien als die "rockmen" bekannt. Das hat nix mit Musik, sondern mit ihrer Fähigkeit, Mauern setzen zu können zu tun. Jack ist 70. Er kann sich nicht vorstellen, mit der Arbeit aufzuhören. Langsamer arbeiten, das ja, aber den ganzen Tag zu Hause rumsitzen, keine Bewegung, keine frische Luft - kommt für ihn nicht in Frage.


Ilsebill aus Long Beach

Ilsebill aus Long Beach, Californien, begann ihre zweite Karriere bei einer Arbeitsvermittlungsagentur. Durch die hat sie eine auf drei Jahre befristete Stelle im 19. Stockwerke hohen Rathaus der Stadt vermittelt bekommen. Dort arbeitet sie in Abteilung für "policies in procedures". Ihre Kollegen sind meist zwischen 40 und 50. Seit Ilsebill aber vom Untergeschoß bis aufs Dach des Hochhauses die Treppen hochgelaufen ist, und etliche Kollegen mitsamt Chefin schwer atmend in den unteren Stockwerken zurückblieben, ist "Alter" in ihrer Abteilung kein Thema mehr.

Als die Fotos entstanden, kostete eine Gallone Super in Kalifornien 2,52$, darin enthalten waren 18,40 Ct. für Federal Taxes, 18,00 Ct. für State und Local Taxes, und 7% SalesTax.
Der Mindestlohn betrug 5,75 $. Arbeitslosengeld wurde für ein Jahr gezahlt, macht eine ganze Branche dicht auch bis zu zwei Jahre. Aushilfen bei der Post, die Mo - Sa auf Abruf zur Verfügung stehen müssen, wurden 10,54 pro Stunde angeboten. Bedingung: Führerschein und Drogentest. Selbstverständlich keine Altersbegrenzung.
Alle Fotos cc. Hanne Schweitzer

Quelle: Wenn Schweitzer eine Reise macht, dann achtet sie auf Alte

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