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Betriebe verschlafen demografischen Wandel

17.08.2012

Eine Umfrage unter Betriebsräten der IG Metall zeigt: Es gibt kaum Beschäftigte im rentennahen Alter in den Betrieben. Befragt wurden 3.700 Betriebsratsvorsitzende. Demnach sind derzeit in den Betrieben nur 3,8 Prozent der Beschäftigten über 60 Jahre, davon gerade ein Prozent über 63 Jahre alt. Die Gründe dafür liegen nach Einschätzung der Betriebsräte vor allem an den Arbeitsbedingungen. 79 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass die Beschäftigten das gesetzliche Rentenalter nicht gesund erreichen können.

Die IG Metall fordert deshalb von Arbeitgebern und Politik altersgerechte Arbeitsplätze und flexible Ausstiegsmöglichkeiten aus dem Arbeitsleben. "Notwendig sind Arbeitsplätze, mit denen Ältere gesund bis zur Rente arbeiten und zu fairen Bedingungen aus dem Erwerbsleben aussteigen können. Erforderlich ist eine Rente, die vor Armut schützt und eine faire Anerkennung der Lebensleistung darstellt", kritisiert Detlef Wetzel, Zweiter Vorsitzender der IG Metall.

Keine alternsgerechte Konzepte in den Betrieben
Nicht einmal jedes dritte Unternehmen betreibt eine mittelfristige Personalplanung, die den demografischen Wandel berücksichtigt. "Unter solchen Bedingungen auf der Rente ab 67 zu beharren oder öffentlich über weitere Anhebungen der Regelaltersgrenzen zu spekulieren, ist im eigentlichen Wortsinn "a-sozial" und verantwortungslos", sagt Hans-Jürgen Urban, geschäftsführendes Vorstandsmitglied und Sozialexperte der IG Metall. "Hier gibt es eine eklatante Diskrepanz zwischen öffentlicher Debatte und betrieblicher Praxis."

Die Befragung belegt, dass nur 21 Prozent der Betriebe über Angebote verfügt, die den Beschäftigten einen Ausstieg vor dem Eintritt des gesetzlichen Rentenalters ermöglichen. In 92 Prozent der Betriebe gibt es "selten" oder "nie" Maßnahmen zur altersgerechten Arbeitsgestaltung. Nur in drei Prozent der Unternehmen gibt es ausreichende Qualifizierungsangebote für Ältere. Zugleich fehlen für diejenigen, die nicht mehr können oder wollen, Möglichkeiten, zu fairen Bedingungen aus dem Erwerbsleben auszuscheiden: Nur jeder Fünfte Betrieb bietet ausreichend Angebote für einen flexiblen Ausstieg wie etwa Altersteilzeit. Insgesamt fühlen sich die befragten Betriebsräte angesichts der Herausforderungen des demografischen Wandels von ihren Unternehmensleitungen allein gelassen. Initiativen, sich mit dem Thema zu beschäftigen, gingen in fast 90 Prozent von Betriebsräten und Belegschaften aus.
Konkret schlägt die IG Metall vor:
einen erleichterten Rentenzugang für Erwerbsgeminderte
eine öffentliche Förderung gleitender Übergänge und
einen abschlagsfreien Rentenzugang für Beschäftigte mit langen Versicherungszeiten.

Die wichtigsten Ergebnisse der Betriebsrätebefragung und Infos zur Pressekonferenz in Berlin am 16. August 2012 gibt es hier:
Link

Link: Rente mit 67: Jonglieren mit Statistiken + Zahlen
Quelle: I.G. Metall 16.8.2012

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