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Bürgergutachten widerlegt seniorenpolitische Ziele

03.01.2005 - von BürgerInnen aus Rheinland-Pfalz, die die Inhalte erarbeitet haben. Verschriftlichung + Auswertung: Susanne Achterberg und Lea Pistorius

Im Sommer 2004 hatte ich das Vergnügen und die Ehre, als Expertin für Altersdiskriminierung am Bürgergutachten des Landes Rheinland-Pfalz mitzuarbeiten. Durchgeführt wurde das Gutachten von der Bergischen Universität Wuppertal, Forschungsstelle Bürgerbeteiligung & Planungsverfahren.

Mit Hilfe dieses Gutachtens wollte die Landesregierung Rheinland Pfalz (Sozialministerin Malu Drever (SPD), Aufschluss gewinnen über die Wünsche der BürgerInnen an die Politik zum Thema Zusammenleben der Generationen.

Das Projekt erlaubte es, die Kompetenzen und Erfahrungen der repräsentativ ausgewählten BürgerInnen direkt für die Lösung gesellschaftlicher Probleme nutzbar zu machen.

An den acht Planungszellen in vier Städten von Rheinland-Pfalz (Trier, Kusel, Mainz, Vallendar), nahmen jeweils vier Tage lang insgesamt 160 BürgerInnen zwischen 16 und 92 Jahren teil.

Die Ergebnisse widersprechen in vielen Punkten deutlich den von Politik und Wissenschaft propagierten Zielvorgaben von Seniorenpolitik. Wegen des Umfangs nennen wir Ihnen hier nur die drei ersten Nennungen, die von den BürgerInnen erarbeitet und mit den höchsten Punktzahlen versehen wurden. Dazu (aus gegebenem Anlass) noch Nennungen, die sich auf Altersdiskriminierung beziehen. Hanne Schweitzer

Was sind Ihrer Ansicht nach die wichtigsten Ziele einer Alterspolitik?
1. Verhinderung von Altersarmut.

2. Verbesserung des Bildungssystems.

3. Förderung der Familie.

Wünsche zum Thema Alter
1. Gesellschaftliche Integration –intaktes soziales Umfeld.

2. Selbstständigkeit, Unabhängigkeit, Mobilität.

3. Ausreichende gesundheitliche, medizinische + pflegerische Versorgung.

Sorgen und Ängste zum Thema Alter
1. Vereinsamung und soziale Ausgrenzung.

2. Mangelnde finanzielle Versorgung – Armut.

3. Angst vor Abhängigkeiten.

6. Angst vor Diskriminierung.

Was kann und soll der Staat tun, um die Diskriminierung von jungen und alten Menschen abzubauen?
1. Aufklärung über Altersdiskriminierung.

2. Förderung der Familie.

3. Verbot von Altersdiskriminierung.

Mit welchen Maßnahmen kann die Familie bzw. können familiäre Netzwerke von Seiten des Staates gefördert werden?
1. Förderung der häuslichen Pflege.

2. Ökonomische Besserstellung der Familie.

3. Aufwertung der Familie (Wertewandel).

Was kann der/die Einzelne zur Verhinderung von Altersarmut tun?
1. Private Vorsorge durch Immobilien, Versicherungen, Rücklagen.

2. Die Familie zusammenhalten.

3. Gute Ausbildung.

Was kann der Staat zur Verhinderung von Altersarmut tun?
1. Erhaltung und Schaffung von Arbeitsplätzen.

2. Einführung einer Sockelrente.

3. Staatliche Umverteilung von Armut und Reichtum. (!)

Welche Probleme können durch den demografischen Wandel auf die junge Generation zukommen?
1. Einbußen bei der Entlohnung durch höhere Sozialversicherungsbeiträge.

2. Politischer Einfluss der jüngeren Generation wird sinken.

3. Längere (Lebens-)Arbeitszeit.

Welche Probleme können durch den demografischen Wandel auf die ältere Generation zukommen?
1. Fallendes Rentenniveau und geringerer Lebensstandard.

2. Schlechtere medizinische und pflegerische Versorgung.

3. Altersarmut.

10. Diskriminierung Älterer.

Welche Maßnahmen soll der Einzelne ergreifen, um die Berufsfähigkeit bis ins höhere Lebensalter zu erhalten?
1. Bereitschaft zur Fort- u. Weiterbildung und zum lebenslangem Lernen.

2. Gesundheitsbewusstes Leben.

3. Anpasssungsfähigkeit an gesellschaftliche Veränderungen erhalten.

Was kann die Politik tun, um die beruflichen Fähigkeiten und Erfahrungen von älteren Menschen zu erhalten und zu nutzen?
1. Flexibles Renteneintrittsalter ermöglichen.

2. Förderung von Weiterbildungsmaßnahmen für ältere Menschen.

3. Gesetze gegen Diskriminierung Älterer.

10. Öffentlichkeitsarbeit gegen die Diskriminierung Älterer.


Was kann die Politik tun, um junge Menschen auf die Anforderungen eines modernen Berufslebens vorzubereiten?
1. Verbesserung des Ausbildungssystems (Kindergarten, Schule, Uni).

2. Berufsvorbereitende Maßnahmen früh in der Schule beginnen.

3. Ausbildungsplätze schaffen.


Welche persönlichen Bedingungen müssen erfüllt sein, damit sich ältere Menschen nach ihrem Berufsleben für das Allgemeinwohl engagieren?
1. Interesse, Motivation.

2. Körperliche und geistige Gesundheit.

3. Soziale Kompetenzen wie Kontaktfreudigkeit, Offenheit.

Was soll die Politik tun, um die Bedingungen für das bürgerschaftliche Engagement älterer Menschen zu verbessern?
1. Organisatorische Voraussetzungen und Rahmenbedingungen schaffen.

2. Steigerung der Anerkennung des Ehrenamts, Öffentlichkeitsarbeit.

3. Initiierung und Koordination von Ehrenamt.


Welche Maßnahmen kann die/der Einzelne treffen, damit ein Verbleib im gewohnten Wohn- und Lebensumfeld bis ins hohe Lebensalter möglich ist?
1. Frühzeitiges Planen der wohnlich baulichen Situation, Anpassung der eigenen Wohnung.

2. Aufbau eines sozialen Netzwerks.

3. Krankheiten vorbeugen und Gesundheit erhalten

Was kann Politik tun, damit auch hochaltrige Menschen in ihrem gewohnten Wohn- und Lebensumfeld bleiben können?
1. Förderung des barrierefreien Bauens
2. Förderung der Organisation öffentlicher Unterstützungs- und Pflegedienste.

3. Gesetzliche Regelungen für altengerechtes Bauen durchsetzen.


Was kann man von den Projekten des generationenübergreifenden Zusammenlebens lernen?
1. Geben und Nehmen zwischen den Generationen.

2. Eigeninitiative und Engagement.

3. Das alltägliche Miteinander der Generationen.

Welche neuen Lebens- und Solidaritätsformen können das Miteinander der Generationen fördern?
1. Generationenübergreifende Wohnformen.

2. Tauschbörsen für kleine Dienstleistungen.

3. Kontaktzentren und Begegnungsstätten.

Was kann die Gemeinschaft (Nachbarschaft, Gemeinde, Bürgerinitiative) tun, um die Altersrisiken sogenannter Minderheiten zu reduzieren?
1. Bereitschaft zur Integration, Abbau von Vorurteilen.

2. Konkrete Integration von Minderheiten (in Vereinen etc.).

3. Nachbarschaftshilfe leisten.

Was kann der Staat tun, um die Altersrisiken so genannter Minderheiten zu reduzieren?
1. Verbesserung des Gesundheitssystems.

2. Gettoisierung vermeiden, Integration fördern.

3. Sprachliche Bildung fördern und neue Einwanderer dazu verpflichten.

Welches sind die wichtigsten Themen, die in die Planung des zukünftigen Miteinanders der Generationen einbezogen werden sollten?
1. Sozialverträgliches Rentensystem.

2. Familienförderung.

3. Verbesserung des Schul- und Ausbildungssystems.

Link: http://www.altersdiskriminierung.de/themen/artikel.php?id=390
Quelle: Forschungsstelle Bürgerbeteiligung &Planungsverfahren der Bergischen Universität Wuppertal

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