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Wohnverhältnisse in Deutschland - Analyse der sozialen Lage in 77 Großstädten

Foto: H.S.

17.02.2020 - von Dr. Henrik Lebuhn, Dr. Andrej Holm,Stephan Junker, Kevin Neitzel

WOHNVERHÄLTNISSEINDEUTSCHLAND|

Kurzfassung: Steigende Mieten und Verdrängungsprozesse, Leerstand und Vernachlässigung, Wohnungsmangel und Neubauboom – die Wohnung-frage polarisiert die politischen Debatten in vielen Städten. Doch die Problemlagen unterscheiden sich nicht nur zwischen wachsenden Metropolregionen und schrumpfenden Städten mit Arbeitsplatz-und Bevölkerungsverlusten, zwischen Schwarmstädten und entspannten Wohnungsmarktregionen,sondern auch zwischen verschiedenen sozialen Gruppen.

Eine moderne Ausstattung und ein hoher Flächenkonsum gelten als Wohlstandsmerkmale und eine gute Adresse kann zum Statussysmbol werden. Prekäre Wohnverhältnisse, Überbelegung und oft auch das Wohnen in bestimmten Stadtlagen gelten als Zeichen des Scheiterns, der Benachteiligung und der Ausgrenzung.

Wohnen ist ein zentraler Indikator der sozialen Lage und ein Gradmesser der Ungleichheit. In unserer Studie haben wir die Mikrozensusdaten für die 77 Großstädte in Deutschland ausgewertet, um die Wohnverhältnisse in verschiedenen Dimensionen des Wohnens zu untersuchen.

Herausgekommen sind gravierende Unterschiede, nicht nur zwischen den Städten, sondern vor allem zwischen verschiedenen Einkommensgruppen. Die Ungleichheit der Wohnverhältnisse entspricht in etwa den Einkommensunterschieden. Die sozialpolitische Dimension der Wohnversorgungssysteme, Einkommensunterschiede zu mildern und einen Beitrag zur sozialen Kohäsion zu leisten, haben sich weitgehend aufgelöst. Das Einkommen ist der entscheidende Faktor der Wohnverhältnisse: Haushalte mit geringeren Einkommen leben in schlechterer Qualität, auf kleinerer Fläche und haben eine deutlich höhere Mietbelastung zu tragen. Einkommensungleichheiten werden so in den Wohnverhältnissen nicht nur reproduziert, sondern sogar noch verstärkt. Jeder Ansatz einer sozial orientierten Wohnungspolitik sollte daher an Instrumenten zur Gewährleistung von einkommensorientierten Mieten ansetzen.

Bericht aus dem Forschungsprojekt „Sozialer Wohnversorgungsbedarf“.
Internetseite des Projekts: Link
Berlin/Düsseldorf, September 2017
Projektteam: Dr. Henrik Lebuhn, Humboldt-Universität zu Berlin(Leitung) Dr. Andrej Holm, Goethe-Universität Frankfurt a.M. (Leitung) Stephan Junker, Humboldt-Universität zu Berlin Kevin Neitzel, Humboldt-Universität zu Berlin Forschungsschwerpunkt: Zukunft des Wohlfahrtsstaat
Projektlaufzeit: 1. März 2017 bis 31. Oktober 2017
Projektnummer: 2016-299-4

Quelle: Hans Böckler-Stiftung

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