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Impfungen im Alter und COVID 19: Fleissige Vorarbeit von NGOs

Foto: H.S.

27.04.2020 - von Hanne Schweitzer

Seit 45 Jahren gibt es die Nichtregierungsorganisation "International Federation on Ageing (IFA)". Dem Verband über das Altern gehören Vertreter von Regierungen, NGOs, Unternehmen, Universitäten und aus der Ärzteschaft an. Ziel der IFA ist es, das Leben älterer Menschen zu verbessern. Dabei spielt die sozial-ökonomische Situation der älteren Menschen keine Rolle. Der IFA geht es vielmehr um die Förderung der Gesundheit und die Krankheitsprävention, speziell bei älteren Erwachsenen. Grundlage dafür ist die Ansicht, dass nur, wer gesund stirbt, das Gesundheitssystem und die Pflegeeinrichtungen entlastet. Erreicht werden soll das durch die Impfung älterer Erwachsener.

Um ihr Ziel zu erreichen, hat die IFA ein weltweites Bündnis aus Verbänden, Nichtregierungsorganisationen, Akademikern sowie Gesundheits- und anderen Experten geschmiedet. Mit deren Unterstützung sollen "falsche Einstellungen" über Impfungen korrigiert und Impfwiderstand minimiert werden, damit aus Impfskeptikern überzeugte Verfechter einer lebenslangen Durchimpfung der Bevölkerung werden.


Impfen für`s Leben - Gesund in die Kiste
Auf der Kampagnenseite "Vaccines4Life" (Impfungen für das Leben), sind einige Informationen über Expertentagungen zum Thema Immunisierungen im Alter veröffentlicht. So fand im Februar dieses Jahres, als körperlicher Abstand hierzulande noch nicht propagiert wurde, eine zweitägige Expertentagung in München statt mit dem Titel: "Influencing Policy to Improve Adult Vaccination in Germany” (Einflussnahme auf die Politik zur Verbesserung der Impfung von Erwachsenen in Deutschland). Finanziert wurde das Treffen vom zweitgrößten Pharmaunternehmen der Welt mit einer aktuellen Marktkapitalisierung von 191,4 Milliarden Euro: Pfizer. (Zweitgrößter Aktionär: Blackrock)

In der Abschlusserklärung des Münchner Treffens, die nicht auf deutsch vorliegt, werden die altersdiskriminierenden Stereotype vom alten und kranken Menschen, der die Gesellschaft belastet, weil er viel kostet, und nichts einbringt, gnadenlos bedient. So heißt es: "In Deutschland werden jährlich schätzungsweise 7.000 bis 14.000 Todesfälle mit Influenza in Verbindung gebracht, und fast 90% dieser Todesfälle treten bei älteren Erwachsenen auf. Außerdem kommt es bei Erwachsenen in Langzeitpflegeeinrichtungen häufig zu Lungenentzündungen, was zu erhöhten Morbiditäts- und Mortalitätsraten führt. (...) Zusammengenommen tragen diese Faktoren zu einem raschen Rückgang der Funktionsfähigkeit bei und können die Fähigkeit zur Selbstversorgung ernsthaft beeinträchtigen, was negative Folgen für den Einzelnen, seine Familien und die Gesellschaft hat. Dies ist ein ernsthafter Grund zur Besorgnis in Deutschland, wenn man bedenkt, dass über 50% der Erwachsenen über 65 Jahre an einer bis drei chronischen Krankheiten leiden."

Es folgt ein Tadel des unerwünschten, impfspezifischen Fehlverhaltens, welches auf "systemische" und "einstellungsbedingte Barrieren" zurückgeführt wird. "Obwohl Impfstoffe das Risiko, an VPD und den damit verbundenen Komplikationen zu erkranken, wirksam verringern, sind die Impfraten bei Erwachsenen nach wie vor niedrig, insbesondere bei Pneumokokken- und Grippeimpfstoffen. (...) So werden z.B. ein mangelndes Bewusstsein für die Folgen von VPDs, ein begrenztes Verständnis des Erkrankungsrisikos und ein zugrundeliegendes Misstrauen gegenüber Impfungen mit der geringen Impfquote älterer Erwachsener in Verbindung gebracht."

Trotz alledem könnten schon heute, wenn sie denn wollten und die finanziellen Mittel **bereit gestellt würden, Erwachsene ab 60 Jahren in Deutschland durchgeimpft werden. Das entspräche zumindest den "Empfehlungen des Ständigen Impfausschusses (STIKO) und der Verfügbarkeit von Durchimpfungen für Erwachsene ab 60 Jahren".

Vor allem: Impfungen dieser Art können als Einführung dienen, um die ältere Bevölkerung auf kommende Impfungen vorzubereiten, wie sie gegen COVID19 (und künftige Virusmutationen) bereits in der Mache sind. Aber COVID19 war schneller. Ein langsames Heranführen an Impfungen im Erwachsenenalter ist nicht mehr nötig. Die weltweiten Angst- und Ausnahmezustände bieten beste Voraussetzungen um die Impfquoten der Älteren und die Impfstoffproduktion massiv zu erhöhen. Aber der Impfstoff muss getestet werden.

Dazu heißt es auf der Webseite quarks.de unter der Überschrift: "Erste Studien schon seit März:" ... Anschließend könnten Phase- 2- und -3-Studien begonnen werden. Hier nehmen mehrere hundert bis hin zu tausend Probanden teil, möglicherweise bereits die Risikogruppen wie Ältere oder immunschwache Personen. Und weiter unten steht unter der Überschrift: "Eine Zulassung wird länger dauern": ... Ein frühestmöglicher und schon großflächiger Einsatz der Impfung wäre Mitte bis Ende 2021 zu erwarten – allerdings noch nicht als zugelassener Impfstoff, sondern im Rahmen einer Phase-3-Studie. Dabei werden mehrere tausend bis zehntausend Probanden geimpft, wahrscheinlich solche, die zur Risikogruppe gehören. Das sind ältere Menschen und solche mit Vorerkrankungen als Versuchskaninchen. Gibt ja genug davon! Markus Söder hat bereits eine deutschlandweite Imppfflicht gegen COVID19 gefordert.

Am Treffen in München haben namentlich nicht benannte "Leiter von Risikopatientengruppen und Experten aus den Bereichen Immunisierung, Gerontologie, Gesundheitsökonomie sowie Fachleute aus den Bereichen Kommunikation, Gesundheitspolitik und Marketing" teilgenommen. Sie sollen "Empfehlungen zur Änderung des Status quo" abgeben.

Schlussfolgerungen in der Erklärung:

  • - "Verbesserung der nationalen Immunisierungsstrategie".
  • - "Belastung durch derzeit bekannte Infektionskrankheiten" verringern.
  • - "Gesundheitsstrategie durch Maßnahmen mehrerer Interessengruppen" aufbauen, die "den Wert eines lebenslangen Impfkonzepts" anerkennen.
  • - Vorrang "der Impfung älterer Erwachsener und Personen mit erhöhtem Risiko für VPDs".
  • - Bessere Immunisierungsstrategie kann "als Schutzmaßnahme und als gute Praxis für neuartige Krankheiten wie COVID-19 dienen."
  • - Nur "gesunde ältere Menschen tragen sozial und wirtschaftlich zum Gefüge Deutschlands bei."
  • Unterschrieben ist das Ganze mit den Namen von Unternehmen und einer bundesdeutschen NGO:
  • - Pfizer,
  • - vfa. Die forschenden Pharmaunternehmen,
  • - BIVA Pflegeschutzbund, (auf der Webseite der BIVA findet sich über die Teilnahme bislang nichts)
  • - gsk (GSK is a science-led global healthcare company) und
  • - stw Steinbeis-Transferzentrum Soziale und technische Innovation.


  • Unterstützt wurde das Expertentreffen in München durch einen uneingeschränkten Bildungszuschuss von Pfizer Global.


    Expertentreffen in Frankreich, Ende 2019
    Im Dezember 2019 findet in Frankreich eine ähnliche Tagung statt mit dem Titel: "Vaccination in France: Changing the Public Perception" (Impfen in Frankreich: Veränderung der öffentlichen Wahrnehmung).

    In diesem Tagungsbericht fällt auf, dass das Lebensalter niedriger ist, und der Hinweis auf die ökonomischen Folgen einer Erkrankung drastischer. "In Europa liegt der Prozentsatz der Menschen mit mindestens einer chronischen Erkrankung im Alter zwischen 50 und 54 Jahren bei 40 % und er steigt nach dem Alter von 65 Jahren auf bis zu 80% an. Ältere Menschen und Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes, Atemwegserkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs (bekannt als nicht übertragbare Krankheiten) sowie Menschen mit rheumatoider Arthritis gelten aufgrund eines deutlich geschwächten Immunsystems als gefährdet. (...) Studien haben gezeigt, dass Infektionskrankheiten wie die saisonale Grippe, Lungenentzündung und Herpes-Zoster ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Komplikationen beinhalten, die nach einer Krankenhauseinweisung bis zu 10 Jahre andauern können."

    Auch diese Tagung wurde durch einen uneingeschränkten Bildungszuschuss von Pfizer Global finanziert.


    Expertentreffen in Kanada, Herbst 2019
    Im September 2019 findet in Toronto, wo die IFA ihren Sitz hat, eine Tagung statt mit dem Titel: “Adult Influenza Vaccination: Calling Canadian Patient-Organizations to Action” (Influenza-Impfung: Kanadische Patienten-Organisationen zum Handeln aufrufen).

    Diese Tagung hat nicht von Pfizer, sondern Sanofi Pasteur Canada finanziert. Das Unternehmen soll weltweit das größte sein, das sich ausschließlich mit der Herstellung und Entwicklung von Impfstoffen befasst. (u.a. Impfstoffe gegen Blasenkrebs, Gelbfieber, Hepatitis-A, Hepatitis-B, Japanisches Enzephalitis-Virus, Masern, Meningokokken, Lungenentzündung, Influenza, Polio, Tollwut, Röteln, Pocken, Tetanus, Tuberkulose, Typhus, Diphtherie) Jedes Jahr werden 500 Millionen Menschen mit Sanofi Pasteur Impfstoffen immunisiert.
    Nachtrag: "Jens Spahn hat in einem Interview mit der Funke Mediengruppe Absatzgarantien für die Pharmahersteller in Aussicht gestellt", meldet FAZ.net am 26.4.2020 abends. "Zuvor habe der für Impfstoffe zuständige Vorstand des französischen Pharmaherstellers Sanofi, David Loew, in der FAZ staatliche Unterstützung gefordert". (...) "Die stellvertretende Vorsitzende des Europaparlaments, Katarina Barley, (SPD) unterstellte Sanofi auf Twitter „Gier“, denn dem Unternehmen winkten hohe Gewinne."


    Expertentreffen im District of Columbia, Sommer 2019
    Im Juni 2019 findet in Washington D.C. das Vaaccines4Life-Gipfeltreffen "Immunisierung für alle Altersgruppen 2019" statt. Hier wird ein wichtiger Grundstein für die Realisierung von Impfungen der älteren Bevölkerungen in den Ländern, die es sich leisten können, gelegt. In der Abschlusserklärung heißt es dazu u.a.: "Die Arbeitsgruppe `Immunisierung für alle Altersgruppen` wurde unmittelbar nach dem Gipfel tätig in Form eines Schreibens an die WHO zur Impfstrategie 2021-2030, um sicherzustellen, dass die nächste Zehnjahresstrategie zur Immunisierung das Gebot "für alle Altersgruppen" enthält."
    Auf dem Gipfeltreffen spricht JP Sevilla von der Harvard T.H. Chan School of Public Health darüber, welche sozialen Vorteile Immunisierungen älterer Menschen haben.
    "Das Impfen" sagt er, "gehört zu den wichtigsten Gesundheitsmaßnahmen." Der Schwerpunkt liege dabei traditionell auf der Impfung von Kindern. Es bestehe aber "die dringende Notwendigkeit, den Einsatzbereich von Impfstoffen auf andere Lebensabschnitte und Risikopopulationen auszudehnen, indem nachgewiesen wird, dass Impfstoffe im Vergleich zu anderen Gesundheitsausgaben und anderen Ausgaben, die nicht die Gesundheit betreffen, eine höhere Rendite abwerfen."

    Eine wirtschaftliche Evaluierung biete deshalb einen guten Rahmen, "um den Nutzen von Impfungen während des gesamten Lebenszyklus durch die Messung des PreisLeistungs-Verhältnisses (VFM) sowohl aus der Sicht der Kostenträger im Gesundheitswesen (d.h. Gesundheitsnutzen und Kosteneinsparungen) als auch aus der Sicht der Gesellschaft nachzuweisen, zu überdenken und zu kommunizieren." Sevilla weiß: "Das U.S. Advisory Committee on Immunization Practices (ACIP) und WHO SAGE¹ untersuchen das Preis-Leistungsverhältnis zunehmend aus beiden Perspektiven." Dabei beruhe die Untersuchung des Preisleistungsverhältnisses von Impfstoffen "auf der Herstellung einer Kette von Beweisen, um die Auswirkungen von Impfstoffen auf die Gesundheitszustände und den Zusammenhang zwischen diesen mit umfassenderen sozioökonomischen Ergebnissen zu demonstrieren." Als Beispiele für die sozioökonomischen Vorteile zählt Sevilla auf: "Bildung, bezahlte und unbezahlte Arbeit, Schutz vor finanziellen Risiken, Konsum/Freizeit, geringere Armut/größere sozioökonomische Gerechtigkeit, steuerliche Vorteile, makroökonomisches/ökonomisches Wachstum, geringere sozioökonomische Belastungen durch alternde Bevölkerungen und sozio-politische Stabilität."

    Dem Redner Justin Ortiz, von der University of Maryland, School of Medicine, missfällt, dass die WHO-Gruppe SAGE, "der pädiatrischen Impfung Vorrang vor einem lebenslangen Ansatz zur Immunisierung eingeräumt habe. Auch die Nationalen Technischen Beratungsgruppen für Immunisierung (NITAGs) würden sich stark darauf konzentrieren. "Angesichts der einzigartigen Natur und Position der NITAGs und der sich verändernden demografischen und biologischen Landschaft (d.h. zunehmendes Risiko einer antimikrobiellen Resistenz)" sei es sinnvoll, "die NITAGs zu ermutigen, sich mit der "Anerkennung der Relevanz eines lebenslangen Ansatzes in ihren Beratungen" zu befassen. Der transformative Wandel der WHO (2018-2019) sei eine günstige Gelegenheit für die Zivilgesellschaft, ihr Engagement für einen lebensumspannenden Ansatz zu bekräftigen und dabei von der WHO und den Mitgliedstaaten eine größere Rechenschaftspflicht einzufordern.

    Das Gipfeltreffen, auf dem auch der frühere US-Botschafter Richard Burt, einige Worte spesprochen hat, wurde finanziert von Pfizer.


    ¹ "SAGE berät die WHO in Bezug auf globale Gesamtpolitiken und -strategien. Diese reichen von Impfstoffen und Technologien, Forschung und Entwicklung bis hin zur Durchführung von Impfungen und deren Verknüpfung mit anderen Gesundheitsmaßnahmen. SAGE befasst sich mit allen durch Impfung vermeidbaren Krankheiten."

    Übersetzungen mit Hilfe von DeepL.com/

    Nachtrag: 28.4.2020
    Die Gewerkschaft CGT protestiert gegen die geplanten Dividenden von 4 Milliarden Euro für den Impfstoffhersteller Sanofi. Die französische Gewerkschaft CGT, will diese Auszahlung (von der etwa 200 schlappe Millionen an Blackrock gehen sollen, aber nur 100 Millionen an Frankreichs Gesundheitswesen, versuchen zu verhindern.

    Link: Söder wäre für deutschlandweite Impfpflicht gegen Corona
    Quelle: Büro gegen Altersdiskriminierung