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Es ist nicht Sache der Corona-Helden, für die Corona-Krise zu bezahlen! Peter Mertens

Foto: H.S.

01.05.2020 - von Peter Mertens

Die virtuelle Aktion der belgischen Partei der Arbeit, zum 1. Mai 2020: Zuerst wird Bella Ciao gesungen. Video: 1.000 mal Bella Cioa aus Belgien:
Link Danach folgt die Rede von Peter Mertens, dem Vorsitzenden der Partij van de Arbeid van België (PVDA), die auf französisch Parti du Travail de Belgique (PTB) heißt. Die PTB ist eine marxistische Partei, die für eine sozialistische Gesellschaft in ihrem Land eintritt. Peter Mertens ist Vorsitzender seit 2008. Die PVDA/PTB gehört zu den wenigen Parteien Belgiens, die sowohl flämisch als auch frankophon sind.

Ein Leser dieser Webseite aus Kalifornien, kommentierte die Rede von Mertens so: "Thank you Ursula for sharing this. The writer, Peter Mertens, is so passionate about the welfare of all people! And I agree with his criticism of capitalism, which has not taken such good care of the elderly, the disadvantaged, and has been really slow to respond to the Corona virus pandemic. Excellent article!!

Es ist nicht Sache der Korona-Helden, für die Korona-Krise zu bezahlen
Rede zum 1. Mai von Peter Mertens, Vorsitzender der PTB-PVDA (Partei der Arbeit Belgiens)
Wir werden unseren Chef eher wiedersehen als unsere Familie und unsere Freunde. Ich darf einkaufen gehen, aber ich darf mein Patenkind nicht sehen. Es sei denn, wir treffen uns bei Ikea. Das ist absurd. Die Arbeitgeberverbände VBO und Voka haben dem Nationalen Sicherheitsrat unter Drück gesetzt. Die Wirtschaft wird angekurbelt, während das soziale Leben unter Quarantäne gestellt bleibt.

Wir sind menschliche Wesen. Wir leben. Wir leben zusammen. Wir arbeiten. Es gibt das Soziale, es gibt das Ökonomische und es gibt das Mentale. Eine Gesellschaft muss all diese Dinge in Betracht ziehen. Aber heute hört die Regierung mehr auf die Lobby des Großkapitals als auf die Lobby des Herzens. Es soll andersherum sein.

Natürlich wollen wir auch, dass die Wirtschaft wieder anspringt, wenn es sicher ist. Aber das ist noch nicht der Fall. Es gibt zu wenige Tests, zu wenige Kontaktverfolger und zu wenige Mundmasken.

"Stellen Sie die Mundmasken selbst her", sagt die Regierung. Dass wir in einer Do-it-yourself-Wirtschaft gelandet sind, sagt viel aus. Die Masken sind zum Symbol des Kampfes gegen das Coronavirus geworden. Eigentlich sollten wir alle schon eine haben. Aber es gibt noch nicht genug. Wir sind noch weit davon entfernt. Das ist nicht in Ordnung.

Wir haben die beste Textilindustrie der Welt, schon seit dem Mittelalter. Das ist eine unserer Stärken. Es sind belgische Textilunternehmen, die die weißen Anzüge für die Astronauten herstellen.

Warum wurde dann kein Weg gefunden, um Masken zum Schutz der gesamten Bevölkerung herzustellen?

Wir hatten einen Bestand von 63 Millionen Masken. Eine strategische Reserve, die auf Wunsch von Virologen angelegt wurde. Aber dieser Bestand wurde vor einigen Jahren vernichtet und ist seitdem nie wieder aufgefüllt worden. Und wissen Sie warum? Um es beim Namen zu nennen: damit Geld gespart wird, ganz eiskalt.

Wie ist es möglich, dass wir in unserer hochtechnisierten Gesellschaft, mit unserem technischen Wissen, mit unseren hochqualifizierten Arbeitskräften nicht in der Lage sind, jedem unserer Mitbürger eine Maske zur Verfügung zu stellen? Um wenigsten uns und die Menschen um uns herum schützen zu können?

Heute sollten wir alle eine Maske tragen. Aber es gibt nicht einmal genug Masken für das Gesundheitspersonal. Auch nicht für Menschen in Pflegeheimen, Krankenhäusern oder in der häuslichen Pflege. Und schon gleich gar nicht für alle diejenigen, die wieder arbeiten gehen müssen.

Der "Markt" löst unsere Probleme nicht. Seine "unsichtbare Hand" hat uns keine einzige Maske zur Verfügung gestellt und uns weder genügend Tests beschert, noch eine Politik der Gesundheitsprävention, die diesen Namen verdient.

Wir müssen selbst die Zügel in die Hand nehmen und planen, wie eine Regierung. Wir müssen vorausschauen und die Gesundheit schützen!

Als die Coronavirus-Krise zuschlug, wer hat die Produktion in den nicht lebenswichtigen Bereichen eingestellt? Es waren weder das Management noch die Regierung. Es waren die Arbeiter selbst, und zwar zusammen mit den Gewerkschaften, denn die Fortsetzung der Arbeit war häufig nicht mehr sicher und zu verantworten.

Im Anschluss daran waren es auch die Arbeiter selbst, die anboten, Teile für Atemschutzmasken bei Safran Aero in Lüttich, Seat in Spanien und Audi in Brüssel herzustellen. Die Liste ähnlicher Beispiele ist lang.

Es gibt keinen Plan, es herrscht das totale Chaos. Die verschiedenen Regierungen waren so dilettantisch, dass unsere Ärzte und Krankenschwestern von Médecine pour le Peuple (MPLP, Medizin für das Volk) schließlich eigenständig 60.000 Masken bestellt haben, die per Flugzeug angekommen sind. Schließlich führten sie auch selbst in den Altenheimen Tests durch, lange bevor die Regierung es tat. Und am Ende machten sie sich auf den Weg, um die unterbesetzten Seniorenheime zu unterstützen. Keine leeren Worte, sondern Taten zählen. So sind wir nun einmal.

Ich war dabei im Parlament, als Dr. Sofie Merckx der Gesundheitsministerin Maggie De Block insgesamt dreimal unsere Dienste anbot. "Unsere medizinischen Teams sind bereit, einzugreifen. Sagen Sie uns, wo Sie unsere Hilfe benötigen. Geben Sie uns die Mittel dazu.“ Die Ministerin hat sich noch nicht einmal die Mühe gemacht, zu antworten.

Was wirklich zählt, ist Solidarität. Ich bin tief bewegt zu sehen, wie Kuba ein Team von Ärzten und Krankenschwestern in die Lombardei, die reichste Region Europas, geschickt hat, um ein Feldlazarett einzurichten und gegen das Coronavirus zu kämpfen, während ganz Europa ihnen lediglich dabei zuschaut. Einige Länder exportieren Waffen, andere exportieren Solidarität.

Solidarität ist die einzige Möglichkeit, das Coronavirus loszuwerden. Das ist es, was wir tun. Wir sind vor Ort, und wir machen uns nützlich, wo wir können, mit dem, was wir haben. Mit all unseren Gesundheitsfachleuten von Médecine pour le Peuple, mit unseren Basisgruppen, in Unternehmen und Nachbarschaften, mit all unseren Mitgliedern, die mithelfen, die Masken nähen, in Seniorenheimen musizieren, Kindern helfen, die erzieherische Unterstützung brauchen, Kuchen für das Gesundheitspersonal bereitstellen, Plakate gegen häusliche Gewalt in Geschäften der Nachbarschaft aufhängen und Masken zur Feuerwehr bringen. Dies sind nur einige wenige Beispiele. So sind wir eben, es ist in unserer DNA, und darauf bin ich sehr stolz.
"Die Gesundheitsfürsorge soll wieder in der föderalen Zuständigkeit liegen"

Heute vor genau 130 Jahren ging der 1. Mai als Tag des Kampfes in die Geschichte ein. Im Jahr 1890 gab es kein Gesetz zum Schutz der belgischen arbeitenden Bevölkerung, welche rechtlos und den infernalischen Arbeitsrhythmen unterworfen waren: Beklagenswerte Lebensbedingungen, ohne jegliche Rechte. Kein Recht, sich als Arbeiterklasse zu organisieren und auch nicht zu streiken. Es gab nichts weiter, als das Recht, die eigene Arbeitskraft zu verkaufen, und jederzeit bestand die Gefahr, alles zu verlieren: sein Einkommen, seine Gesundheit und selbst sein Leben.

Glücklicherweise haben wir uns damit nie abgefunden. Lange bevor es eine Sozialversicherung gab, zahlten die Arbeiter ihr hart verdientes Geld in einen Fonds ein, um ihren kranken Kollegen zu helfen: Die Krankenkasse. Diese frühen Gesellschaften auf Gegenseitigkeit wurden weder von Mäzenen noch vom Staat gegründet, sondern von einfachen arbeitenden Männern und Frauen. Sie sind die ältesten Arbeiterorganisationen des Landes.

Seit zehn Jahren versuchen die N-VA (Neue Flämische Allianz) und andere rechte Kräfte, sich der Gesellschaften au Gegenseitigkeit zu entledigen. Dies ist einer der Gründe, weshalb die N-VA das Land spalten will. Schwächung dieser Gesellschaften und der Gewerkschaften, die zu mächtig sind, als dass sie ihr gefallen könnten. Jeder Arbeiter, der eine Partei wie die N-VA wählt, stimmt gegen seine eigenen Rechte und gegen seine eigene soziale Sicherheit. Heute, am 1. Mai, bitte ich Sie, allen Mitarbeitern der gewerkschaftlichen Krankenkassen sehr laut zu applaudieren für die fantastische Arbeit, die sie während dieser Krise bereits geleistet haben.

Wir wollen, dass Prävention und Krankenversicherung wieder zu zentralen und föderalen Kompetenzen werden und nicht mehr so zersplittert sind wie heute. Die Absurdität der Teilung unseres Landes entgeht niemandem mehr. Wir haben neun Gesundheitsminister, die sich untereinander streiten, anstatt sich gemeinsam gegen das Coronavirus einzusetzen. Was wir brauchen, ist ein starkes nationales öffentliches Gesundheitssystem, wie wir es aus Schweden kennen. Nur so können wir im Falle einer künftigen Epidemie besser darauf vorbereitet sein, die Ausbreitung des Virus von vornherein zu verhindern.
"Man kann die Sterne erst bei Einbruch der Nacht sehen"

Man kann die Sterne erst bei Einbruch der Nacht sehen. Die Corona-Krise hat uns plötzlich in tiefe Dunkelheit gestürzt. Aber jetzt können wir die Sterne besser sehen.

Wir können durch diese Krise erkennen, wer unsere Gesellschaft heute wirklich am Leben erhält.

Und es sind nicht die Chefs mit den wahnwitzigen Gehältern, die Industriekapitäne und andere Steuerexperten, die seit Jahren so tun, als hätten sie ein Interesse daran, den Wohlstand unserer Gesellschaft zu sichern.

Nichts ist weiter von der Wahrheit entfernt. Die Arbeiterklasse ist es, die heute die Welt in Bewegung hält. Einfache, hart arbeitende Männer und Frauen. Abwesend in den Talkshows oder in den Presseberichten der Zeitungen, außer wenn man über "sie" spricht. Es sind diejenigen, die jeden Tag ihre Arbeitskraft verkaufen, diejenigen, die die Regale in den Geschäften auffüllen, diejenigen, die Lastwagen entladen und die sich um unsere Ältesten kümmern. Es sind die, die Container mit Gel und Masken füllen, die uns in den Läden bedienen, die die Fabriken am Laufen halten, Brände löschen, die Hallen sauber machen, und die sich um die Kleinen kümmern. Es sind unzählige, oft unsichtbare Heldinnen und Helden, die heutzutage die Gesellschaft in Gang halten.

"Ohne Arbeit gibt es keinen Wohlstand." Das habe ich am 1. Mai 2013, vor sieben Jahren, gesagt. Heute stimmt das mehr denn je. Aber diese Arbeitskräfte sind immer noch nicht sichtbar, werden immer noch nicht respektiert und auch nicht ausreichend bezahlt. 14 Euro pro Stunde? Für die Elite ist es immer noch zu viel. Aber heute, am 1. Mai, sagen wir, dass 14 Euro pro Stunde das absolute Minimum sind. Für alle. Diese unzähligen Helden und Heldinnen verdienen nicht nur um acht Uhr Applaus. Sie verdienen Respekt und eine dauerhafte Verbesserung ihrer Arbeits- und Lebensbedingungen. Unsere Gesundheit verdient es gleichfalls, so gut wie möglich geschützt zu werden.

Was sagen die Kapitalisten heutzutage? Danke, Leute! Und hopp, alle zurück an die Arbeit. In Spanien, Italien, USA, Ecuador, Indien,... Es ist überall dasselbe. Die Unternehmer wollen, dass die Arbeiterklasse so schnell wie möglich wieder an die Arbeit geht, obwohl die Schutzmaßnahmen noch immer unzureichend sind.

Und das ist auch hier der Fall. Ein Politiker wie Koen Metsu von der N-VA sagt wörtlich: "Alle müssen wieder an die Arbeit gehen, und wenn einige von ihnen das Virus bekommen, ist das Pech“. Die N-VA ist unbeeindruckt von kleinen "Kollateralschäden" bei den Beschäftigten. Das wichtigste ist, dass die Wirtschaft läuft! Für sie heißt es: An die Arbeit und Klappe halten.

Also ich sage Ihnen heute: Auf gar keinen Fall! Wir werden nicht den Mund halten. Wir werden dann zur Arbeit gehen, wenn wir dort in Sicherheit sind. Was wir wollen, ist maximaler Schutz, nicht maximaler Profit.
"Es kann nicht sein, dass unsere Heldinnen und Helden für diese Krise bezahlen“

Die Coronavirus-Krise geht in die Milliarden. Wenn wir die Regierung machen lassen, was sie will, werden wir die Rechnung bekommen.

"Am Ende des Tages ist es immer der Steuerzahler, der bezahlt", sagt Jan Jambon, Ministerpräsident von Flandern. Und für Bart De Wever, Vorsitzender der N-VA, "werden sich alle darauf einigen müssen, einen Schritt zurück zu treten".

Alle, außer sie selbst natürlich. Wenn wir vorschlagen, dass alle Politiker die Hälfte ihrer großzügigen Monatsgehälter für den Kampf gegen das Coronavirus einsetzen sollen, stoßen sie einen lauten Schrei aus.

Wir haben es geschafft. Alle unsere Abgeordneten haben dem Roten Kreuz, Médecins du Monde und Médecins sans Frontières insgesamt 140.000 Euro gespendet. Solidarität ist für uns kein leeres Wort.

Und wenn alle anderen Abgeordneten das gleiche täten, hätten wir insgesamt 1,3 Millionen Euro. Aber sie weigern sich, rufen, es sei Populismus und das war’s. Aber: Südafrika tut es, Bulgarien tut es, Neuseeland, die Türkei, Marokko und Österreich. Wenn es in all diesen Ländern gemacht wird, warum dann nicht auch in Belgien?

Wissen Sie, was populistisch ist? Politiker wie Jambon und De Wever, die 10.000 Euro im Monat erhalten und es normal finden, dass "jeder" sich anstrengen müsse, die sich aber weigern, auch nur den kleinsten Cent ihres Gehalts zu opfern. Dies ist reiner Populismus.

Wir müssen das kapitalistische Modell loswerden, welches vorsieht, dass "alle, die am wenigsten haben, auch noch die Verluste einstecken müssen, während die wenigen, die viel haben, sich die Gewinne in die Tasche stecken".

Dieses Modell ist überholt. Es handelt sich um ein Prä-Corona-Modell, nicht um ein Post-Corona-Modell. Wir wollen eine Corona-Steuer für Multimillionäre, eine Solidaritätssteuer für die Superreichen.

Als die Coronavirus-Krise ausbrach, haben wir als einzige diesen Vorschlag auf den Tisch gelegt. Jetzt greifen andere Parteien das Thema auf.

Denn es ist inzwischen offenkundig. Wie soll man akzeptieren, dass Millionen von Beschäftigten und Selbständigen Verluste erleiden, während die Chefs börsennotierter Unternehmen 2 Millionen Euro im Jahr verdienen, dreißig Prozent mehr als im Vorjahr?

Außergewöhnliche Umstände erfordern außergewöhnliche Maßnahmen.

Wir schlagen daher eine außerordentliche Corona-Steuer von 5% auf Vermögen von mehr als 3 Millionen Euro vor. Dies würde 15 Milliarden Euro einbringen.

Das erfordert lediglich ein wenig politischen Mut. Die Zeit dafür ist jedenfalls gekommen.
"Das Coronavirus hat auf brutale Weise das wahre Gesicht des Kapitalismus gezeigt"

Die Ideologen des Establishments widmen den "wirtschaftlichen Kosten" der Koronakrise viel Zeit und Aufmerksamkeit. Sie verbringen aber sehr wenig Zeit mit den psychologischen und sozialen Problemen dieser Krise. Wenn sie über ältere Menschen sprechen, scheint es, als ob sie nicht mehr über "Menschen", sondern über "Kosten" sprechen. Schamlos fragen sie sich, was ein Menschenleben "wert" ist. Für sie ist dies keine philosophische, sondern eine kalte wirtschaftliche Frage.

Die Logik des Kapitalismus basiert auf Rentabilität. Sind Sie langfristig krank geschrieben? Nicht profitabel! Behindert? Nicht profitabel! Zu alt? Nicht profitabel!

Karl Marx und Friedrich Engels erklärten dies vor langer Zeit in ihrem Kommunistischen Manifest : ”Die Bourgeoisie (…) hat alle idyllischen Verhältnisse zerstört. Sie hat die buntscheckigen Feudalbande (…) unbarmherzig zerrissen und kein anderes Band zwischen Mensch und Mensch übriggelassen als das nackte Interesse, als die gefühllose „bare Zahlung“. Sie hat die (…) fromme Wehmut in dem eiskalten Wasser egoistischer Berechnung ertränkt. Sie hat die persönliche Würde in den Tauschwert aufgelöst”.

Lebewesen auf die Zahlen in einer makabren Gewinnrechnung zu reduzieren, das ist die perverse Logik dieses Systems.

Für mich ist diese Aussicht inakzeptabel. In unserer Gesellschaft dürfen ältere Menschen nicht die letzten sein. Im Gegenteil, sie sind die ersten, die Vorläufer, die Pioniere. Es sind diejenigen, die uns alles gelehrt haben, die uns den Weg geebnet haben. Ältere Menschen gehören nicht der Vergangenheit an. Sie sind die Zukunft. Sie sind dort, wo wir eines Tages ankommen werden. Es liegt in unserer Hand, jedem die Möglichkeit zu verschaffen, in Würde alt zu werden. Es ist eine Frage der Entscheidung. Was für eine Gesellschaft wollen wir?

Krisen sind Bruchstellen, Schlüsselmomente der Geschichte, in denen sich alles verändert und beschleunigt.

Das Coronavirus hat auf brutale Weise das wahre Gesicht des Kapitalismus enthüllt. Die absurde Idee, dass der "Markt" die Antwort auf alles ist, hat sich in Luft aufgelöst.

Einige möchten, dass alles so schnell wie möglich "wieder so wird, wie es vorher war". Aber nach dem Coronavirus wird die Welt nie wieder dieselbe sein.

"Das Soziale muss die neue Norm sein.“ Das war meine Botschaft am 1. Mai 2017. Sie ist heute wesentlicher denn je. Die neue Norm muss sozial sein. Noch nie zuvor haben wir so stark festgestellt, wie sehr wir uns gegenseitig brauchen. Wir vermissen die Nähe. Wir vermissen den Kontakt. Wir vermissen uns gegenseitig. Wir brauchen uns gegenseitig. Wir sind soziale Wesen. Deshalb brauchen wir auch eine Gesellschaft, die auf Zusammenarbeit und Beziehungen basiert und nicht auf Egoismus oder leicht verdientes Geld.

Wir brauchen keinen Kapitalismus. Was wir brauchen, ist Sozialismus. Ein neuer Sozialismus 2.0. In dem die Menschen ihre Menschlichkeit zurückgewinnen können und wir danach beurteilt werden, wer wir sind, und nicht nach unserer ökonomischen Rentabilität. Eine Gesellschaft, die auf Zusammenarbeit basiert. Nicht länger jeder für sich selbst. Das Schlüsselwort ist "gemeinsam". Es ist eine Gesellschaft, in der jeder seinen Platz findet und niemand zurückgelassen wird. Eine Gesellschaft, in der die Gesundheit Vorrang vor den ökonomischen Interessen einer Handvoll einflussreicher Lobbyisten hat. Wo ökologische und soziale Planung gegenüber dem ungezügelten Chaos einer auf Profit und Wettbewerb ausgerichteten Wirtschaft gefördert wird. Eine Gesellschaft, kurz gesagt, die den Menschen und die Umwelt in den Mittelpunkt ihrer Entscheidungen stellt. Das ist das Gesellschaftsmodell, wofür wir uns einsetzen.
Peter Mertens
Lang lebe der erste Mai!
Lang lebe die internationale Solidarität!


May First speech of Peter Mertens, chairman of the Workers`Party of Belgium (PTB-PVDA)
“It`s not up to the corona heroes to pay for the corona crisis”
We`ll see our boss again sooner than our family and our friends. I`m allowed to go shopping, but I`m not allowed to see my godson. Unless we meet at Ikea. That`s absurd. The employers organizations VBO and Voka have twisted the arm of the National Security Council. The economy is being started up, while social life is being quarantined.

We are human beings. We live. We live together. We work. There`s the social sphere, there`s the economic sphere, and there`s the mental sphere. A society has to take all those spheres into account. But today, the government listens more to the lobby of big business than to the lobby of the heart. It has to be the other way around.

Of course, we also want the economy to restart, if it`s safe to do so. But the government is not ready. There are too few tests, too few tracers and too few mouth masks.

"Make the mouth masks yourself," says the government. That we have ended up in a do-it-yourself economy says it all. Mouth masks have become the symbol of the fight against corona. Actually, everyone should have mouth masks by now. But there are still far too few. And that* s not normal.

We have the best textile industry in the world. We` ve always been good at that. Since the Middle Ages. The white suits worn by astronauts are made in Belgian textile companies.

But making mouth masks to protect the whole population? No, that can`nt be done.

We had a supply: 63 million mouth masks. A strategic reserve, at the request of virologists. But that stock was destroyed a few years ago and never replenished. And do you know why? Savings. Hard, cold savings.

How is it possible that in our high-tech society, with our technical knowledge, with our highly educated workforce, we are unable to provide everyone with a mouth mask? So we can at least protect ourselves, and the people around us?

Today we should all have a mask. But even for the health and care sectors they are in short supply. As for the nursing homes, the hospitals, the home care. And more so for all those workers who shortly should have to get back to work.

`The market` does not solve our problems. There has not been any `invisible hand`to provide mouth masks. Or sufficient corona testing. Or good health prevention.

We`ll have to act ourselves. Active. As a government. With planning. And active interventions to protect our health.

Who stopped production in the non-essential sectors when the corona virus broke out? Not the CEOs. Not the government. The workers themselves, with the unions. Because to continue to work was often no longer safe or responsible.

And afterwards, it was also the workers themselves who suggested making respirators at Safran Aero in Liège, Seat in Spain, Audi in Brussels. The list is long.

But there is no planning, there`s nothing but chaos. Because of the bungling of the various governments, our doctors and nurses of Medicine for the People finally ordered a flight with 60,000 mouth masks themselves. They ended up testing care homes themselves, long before the government. And in the end, they themselves went to help out in retirement homes where a lot of staff had dropped out. Not words, but deeds, that`s who we are.

I was there myself when Dr Sofie Merckx offered our services to Health Minister Maggie De Block in Parliament, three times in a row. "Our medical teams are standing by. Tell us where to help. Give us the means." She didn`t even get an answer.

Solidarity, that is what counts. I am deeply moved to see how Cuba is sending a team of doctors and nurses to Lombardy, the richest region in Europe, to set up a corona field hospital. The whole of Europe is standing by idly. Some countries export arms, others export solidarity.`
Solidarity, that`s the only way how to beat corona. That is also what we are doing. Being present on site. And help where we can, with what we have. With all our health professionals from Medicine for the People. With all our basic party groups in companies and neighborhoods. With all our members helping, sewing masks, playing music at residential care centres, helping children with tutoring, baking cakes for care givers, putting up posters against domestic violence in convenience stores, bringing mouth masks to the fire brigade. You name it. That`s who we are. That`s our DNA. And I`m very proud of that.

"Make health a federal competence"
May 1st came into being exactly one hundred and thirty years ago today, as a day of struggle. Then, in 1890, the Belgian working population was without legal protection and without any rights. Hellish work rhythms. Poor living conditions. And no rights. No right to organize as a working class. No right to strike. Only the right to sell his labour. And the right to lose everything: your income, your health, your life.

How fortunate that we never resigned ourselves to that. Long before social security existed, workers put their hard-earned money into a fund to help sick colleagues. The mutual health insurance. Those first mutualities were not founded by the employers, not by the State. But by ordinary workers. They are the oldest workers` organizations in the country.

For ten years now, the N-VA (New Flemish Alliance) and other right-wing forces have wanted to get rid of the mutual health organisations. That`s one of the reasons why the N-VA wants to split the country. Because they want to get rid of strong mutual health organisations and strong trade unions. Every worker who votes for a party like the N-VA, votes against his own rights and against his own social security. Today on May 1st, I ask a big applause for all the workers of the mutual health organisations of the trade unions for the fantastic work they have already done in this crisis.

We want prevention and health insurance to once again become a central, federal competence, instead of today`s crazy fragmentation. Whoever still doesn`t see today how absurd the division of our country is, is blind. We have 9 health ministers fighting each other instead of defeating corona together. What we need is one strong, national, public health service, as in Sweden. That`s the only way we`ll be better armed to contain the virus from the start in the next epidemic.
"You don`t see stars until it gets dark" You don`t see stars until it gets dark. In this crisis, it has suddenly become dark. Very dark. But you can better see the stars.

If there`s one thing we`ve learned today, it is who really makes society turn around.

That`s not the overpaid CEOs, the captains of industry, or the tax engineers. For years, they`ve been telling us that they take care of our prosperity.

No way. It is the working class that is running things today. Ordinary working men and women. Those who never get into talk shows or opinion pages, except when there is `talk about them`. Those who sell their labour every day. Those who fill the shelves. Who unload the trucks. Who take care of the elderly. Containers full of hand gels and mouth masks. Serving the shops. Getting the factories up and running. Putting out the fires. Cleaning the corridors. Taking care of the toddlers. These are the innumerable and often invisible heroes that make society run today.`
"Without a workforce, there`s no prosperity", I said on May 1, 2013, seven years ago. Today we see once more how true that is. But that work force still remains unseen, not respected and not properly paid. Even 14 euros an hour is too much for the elite. Well, today on May 1st we say: 14 euros per hour is the absolute minimum. For everyone. Those countless heroes not only deserve applause at eight o`clock in the evening. They deserve respect. A sustainable improvement of their working and living conditions. And maximum protection of their health.

What are the capitalists saying today? Than`s, and now everyone back to work. In Spain, in Italy, in the USA, in Ecuador, in India. It`s the same everywhere. The employers want the working class back to work as soon as possible, even if there are still not sufficient protective measures and materials available.

It is the same here. A politician like Koen Metsu of the N-VA says it literally: "everybody back to work, and if people get corona, so be it." At the N-VA they don`t care about a little `collatoral damage` among the work force. As long as the economy keeps going. Just work and shut up!

Well, forget it. We are not going to shut up. We want to work if it`s safe to do so. What we want is maximum protection, not maximum profit.
"It`s not up to the corona heroes to pay for the corona crisis"

The corona crisis is costing billions. If it depends on the government, we will be the ones to pay that bill.

"It`s always the taxpayer who pays," says Jan Jambon, Prime Minister of Flanders. And Bart De Wever (N-VA chairman) says that "everyone will have to take a step back".

Everyone, except them, of course. When we propose that all politicians donate half of their generous monthly salary to the fight against corona, then all hell breaks loose.

We did it however. All our Members of Parliament donated a total of €140,000 of their remunerations to the Red Cross, Doctors of the World, and Médecins Sans Frontières. For us, solidarity is not a hollow phrase.

If all the other Members of Parliament did so, it would generate 1.3 million euros. But they don`t want to. "Pure populism!" they say. But South Africa does it. Bulgaria does it. New Zealand. Turkey. Morocco. Austria. If it can be done there, why can`t it be done in Belgium?

You know what "pure populism" is? Politicians like Jambon and De Wever who earn 10,000 euros per month, think that it is normal that `everyone` has to do his share, but don`t give up a eurocent themselves. That is “pure populism”.

We have to get rid of the capitalist model according to which `the losses are for the many who have little, and the profits for the few who have much`.

That model is a thing of the past. It is a pre-corona model, not a post-corona model.

We want a corona tax on multimillionaires, a solidarity tax for the super-rich. When corona broke out, we were the only party to suggest it.

Today other parties copy our proposal. Because it has become inexplicable that millions of workers and self-employed people suffer losses, while CEOs of listed companies earn 2 million euros a year, or thirty percent more than the previous year.

Exceptional times call for exceptional measures.

We propose an exceptional corona tax of 5% on all fortunes above 3 million euros. That would bring in 15 billion euros.

It is a matter of political courage. This is the moment.
"The coronavirus has brutally ripped off the mask of capitalism"

The ideologues of the establishment devote a great deal of time and attention to the `economic cost` of the corona crisis. They spend very little time on the psychological and social problems of this crisis. When they talk about the elderly, it seems as if they are no longer talking about `people` but about `costs`. Unashamedly, they wonder what a human life is `worth`. For them, this is not a philosophical question, but a cold economic one.

Profitability is the logic of capitalism. Prolonged illness? Unprofitable! A handicap? Unprofitable! Too old? Unprofitable!

Karl Marx and Friedrich Engels explained that long ago already in their Communist Manifesto: “The bourgeoisie (...) has put an end to all (...) idyllic relations. It has pitilessly torn asunder the motley feudal ties (...), and has left remaining no other nexus between man and man than naked self-interest, than callous “cash payment”. It has drowned the most heavenly ecstasies (…) of philistine sentimentalism, in the icy water of egotistical calculation. It has resolved personal worth into exchange value.”

Reducing living creatures to numbers in a macabre accounting of profit, that is the perverse logic of this system.
That is not my vision. Older people in society should not be the last. In fact, they are the first. They are the discoverers, the pioneers, those who have taught us everything, those who have shown us. The elderly are not the past. They are the future. They are where we still have to go. It is up to us to give everyone a chance to age with dignity. It is a matter of making choices. Which society do we want?

Crises are tipping points. Key moments in history when everything changes and accelerates.
The coronavirus brutally ripped off the mask of capitalism. The crazy idea that the market` would solve it all by itself lies in shambles.

Some want to get back to `the old normal` as soon as possible. But the world after corona will never be the same again.

"Make social the new normal". That was my message on May 1, 2017. And look how highly topical this has become. The new normal must be social. Never have we been so aware of the need of each other. We miss proximity. We miss contact. We miss each other. We need each other. We are social animals. And so we also need a society that is based on cooperation and connection, not on selfishness or cold money gain.

We don`t need capitalism. What we need is socialism. A new socialism 2.0. Where people are allowed to be human again. Where we are judged on who we are rather than on economic profitability. A society where cooperation is central. It is not everyone for himself. It is together. A society where everyone is included and no one is left behind. Where health takes precedence over the narrow economic interests of large lobby groups. Where ecological and social planning comes first, instead of the unbridled chaos of an economy that revolves around profit and competition. A society, in short, where people and the environment come first. That is the society we stand for.

Long live the May First!
Long live international solidarity!

PTB-PVDA
Secretariat of the Department of International Relations
Boulevard M. Lemonnier 171,
B-1000 Brussels
Belgique

Peter Mertens

Quelle: PTB