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12.01.2024 - von Hartmut Jeromin
So sagt die Legende!
Der heutige Staat sagt nicht so, er nimmt was er kriegen kann und noch mehr. Also nimmt er von den Rentnern rd. 42 Mrd Euro an Steuern und lässt sie auch für ihre Krankenkassen und Pflegekassen nochmals mit 60 Mrd. Euro belasten, so kommen rund 100 Mrd. Euro im Jahr zusammen! Von Leuten, die eigentlich ihr ganzes Berufsleben schon „vorgesorgt“ hatten. Die Steuerlast wurde schon immer vom Brutto ermittelt, da gehörten die Krankenkassen- und Pflegekassenbeiträge noch schön dazu.
Diese Steuern sollen nun aber schrittweise erst „nachgelagert“ erhoben werden. Im Klartext bedeutet das: Im langen Arbeitsleben wird weniger besteuert, dafür aber im Rentenalter mehr. Und hier liegt der Hund begraben!
Es betrifft nicht so sehr die „Geringverdiener“ sondern vorrangig die „Mehrverdiener“. Meist gar nicht die „Höchstverdiener“, die vermeiden Steuern. Und der „Arbeitgeber“ braucht den Leuten nicht so hohe Löhne und Gehälter zahlen, damit sie leben können, die werden ja zunehmend erst im Rentenalter besteuert, nachgelagert heißt das im Beamtendeutsch. In ein länger werdendes Seniorendasein, falls … und das dauert. Da kann man lange Werte schöpfen … oder so!
Der Sinn der Vorsorgeaufwendungen aber geht schleichend verloren, nämlich, siehe Überschrift. Wir sparen doch eigentlich vorsorglich etwas an, damit wir im Alter nicht nackt dastehen, finanziell. Und dass ich im Alter nicht so viel Geld brauche, das stimmt mit meinen Erfahrungen nicht überein. Das Seniorenwohnen kostet ca. 1000,- € im Monat, mit Betreuung schon das Doppelte, da musst du bei der Pflegekasse betteln, bei den Verwandten oder zum Amt. Dazu kommt die Tatsache, dass die Rentensteigerungen durch die Inflation sofort wieder aufgefressen werden. Bei den nötigen Einkäufen spürt man das sofort und man hält nach Angeboten Ausschau. Und wenn man sich mal eine Dose Linseneintopf für die schnelle Küche kauft, gibt es da immer auch schon die kleineren Dosen im Regal. Und man kauft sie.
Also Gürtel enger schnallen? Im Hintergrund grinst zudem der Dispo von deinem Konto. Und richtig schlimm wird es, wenn man im Internet dazu Fachauskünfte sucht. Ein Fachchinesisch sondergleichen. Das erscheint mir aber sehr gewollt. Man verrenkt sich die Gehirnwindungen wenn man z.B. Informationen zu „Doppelbesteuerung“ sucht!
Aber es kommt noch schlimmer: Wenn man bedenkt, dass 20 Mio. Rentner mühselig jährlich Steuererklärungen machen müssen, ihnen die Unterlagen in einer ersten Sendung zurückgeschickt werden (aufzubewahren), sodann ein weiterer umfangreicher Brief mit der Steuerfestsetzung ankommt, eventuell Einsprüche und Nachfragen erfolgen, also mindestens drei Briefe für ca. je 1 € Porto x 20 Millionen, das Personal, die Sachkosten, die Technik noch gar nicht einberechnet … welch irrer Aufwand ! und letztlich Steuern das Konto belasten, der nackte Wahnsinn. Hier könnten viele Ökonomen Lohn und Brot finden, das zu rationalisieren.
Und ich sehe ein Gerechtigkeitsproblem: Meine Rente ist ein klein wenig höher, weil ich im Berufsleben viele Überstunden geleistet hatte. Damit nicht so viel Unterricht ausfiel. Dafür werde ich nun mit höheren Steuern bestraft. Und weiter: Es zahlen nicht alle ein, z.B. die Beamten. Das zu ändern ist schwer aber nicht unmöglich! Und weiter: Die Lohnhöhe hat entscheidende Bedeutung. Wie aber will man mit dem derzeitigen Mindestlohn ein gutes Rentenkonto aufbauen? Genau daraus resultiert nun die Zunahme der Altersarmut!
Andere Länder können es wesentlich besser, manche zahlen sogar Urlaubs- und Weihnachtsgeld an ihre Ruheständler. Europaweit liegt das Rentenniveau (ein Fachausdruck) in Deutschland im hinteren Feld, obwohl wir ein reiches Land sein sollen!
Also wie ist es mit der vollständigen Überschrift? „Du sollst Vater und Mutter ehren, auf dass …“
Damit gibt es erhebliche Probleme, also einen Traktor besorgen und mit den Bauern … fragt sich Hartmut Jeromin auch 2024.
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1. Zum Thema Doppelbesteuerung gibt es eine informative Webseite des ADG-Mitglieds Dr. Morgan. Siehe: Link
2. Am Text übte ein Steuerberater Kritik und gab folgende Empfehlung: "Sie können Ihre kompletten Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge für die so genannte Basisabsicherung als Sonderausgaben in der Steuererklärung eintragen. Das Finanzamt zieht von den gezahlten Beiträgen zur gesetzlichen Krankenversicherung lediglich vier Prozent pauschal für Krankengeld ab.
Anders die Beiträge zur Rentenversicherung (Altersvorsorgeaufwendungen). Der steuerlich absetzbare Anteil steigt seit 2005 von 60% in 2%-Schritten bis 2025 auf 100%. Gleichzeitig steigt die Steuer auf die Rente bei Rentenbeginn von vor 2005 von 50% bis Rentenbeginn 2040 auf 100%, bis 2020 in 2%-Schritten, danach in 1%-Schritten, eine Änderung zu beiden Listen ist angedacht."
Das heißt, ab 2025 werden die Aufwendungen für die Altersvorsorge voll von der Steuer abgezogen, wer dann ab 2040 in Rente geht, zahlt auf die gesamte Rente Einkommenssteuer (nachgelagerte Besteuerung), kann natürlich Aufwendungen geltend machen (Pflege, Arztkosten [Zuzahlungen…], Handwerkerleistungen oder als Werbungskosten gegenrechnen (Gewerkschaftsbeiträge, Steuerberatungskosten usw.).
Mir erscheint der Aufsatz sehr populistisch. Natürlich kann die nachgelagerte Besteuerung problematisch sein. Es kommt aber nicht generell zu einer Doppelbesteuerung und das soll künftig ausgeglichen werden: Link in Steuerberater
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