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WEM dient das Kölner Seniorenjahr 2006 ???

09.02.2006 - von Lisette Milde

Zum Bericht des Kölner Stadt-Anzeigers vom 08. Februar 2006 über die Auftaktveranstaltung zum Kölner Seniorenjahr 2006 in der Kölner Universität.

Wer sich bis jetzt gefragt haben sollte, was ein solches Seniorenjahr bezwecken kann, die/der weiß seit dem Zeitungsbericht mit der dicken Überschrift „Verantwortung für die Zukunft“ Bescheid.

Es werden Foren gebraucht, die reichlich alte Leute zusammenbringen, damit ihnen die Interessensbotschaften der unterschiedlichsten Bereiche, kollektiv nahe gebracht werden können.

Mit Empörung lese ich den Einleitungssatz von Professor Horst M. Schellhaas, der so vereinnehmend beginnt: “Wir müssen uns von dem Gedanken verabschieden, dass die Älteren nur konsumfreudig und reiselustig sind. Die„Wir“-Form ist anmaßend, weil nicht klar ist, wer mit wir gemeint ist.

Als Rentnerin mit 468 Euro Rente, worin 38 Euro Rente für die Erziehungsarbeit für drei Kinder enthalten sind, fühle ich mich verhöhnt. Die heutige Rentnergeneration hat in der Kindheit und in der Jugend unter der Kriegs-und Nachkriegsarmut gelitten.

Es wird uns Jammerei auf hohem Niveau vorgeworfen. Die aber nicht zu denjenigen gehören, „für die alles immer mehr geworden ist“, wie Professor Gronemeyer das für sich berichtet, die leiden unter dem ungerechtfertigten Vorwurf, der da aussagt, sie hätten auf Kosten der nachwachsenden Generation gelebt.

Von Wissenschaftlern, Ökonomen und Soziologen kann erwartet werden, dass sie die Schutzbehauptungen bestimmter politischer Interessensgruppen nicht unkritisch nachbeten.
Zum Glück gibt es auch Vertreter dieser Berufssparten, ( Prof. Hagen Kühn und Dr.Heiner Flassbeck) „Ökonomische Legenden zur Zerstörung des Sozialstaates“, die ganz andere Rechnungen aufmachen.

So frage ich mich nach der Berichterstattung in der Zeitung, die ja einerseits die Mitverantwortung der Jüngeren fordert und andererseits den „mobilen Alten“ die Aufforderung mit auf den Weg gibt, sich mehr um die weniger Mobilen zu kümmern, WESSEN INTEReSSEN DIENT EINGELTICH DAS KÖLNER SENIORENJAHR?

Es mag ja sein, dass, wie Prof.Gronemeyer das in der „sympathisch brüderlichen Form“ ausdrückt: „Unser Lebensstil nicht demokratisierbar“ ist.
Es mag ja sein, dass er da
Recht hat. Das gilt dann aber in verschiedene Richtungen, denn Kleinstrenten, von denen man nicht leben kann, sind auch „nicht demokratisierbar“.

Lisette Milde
Mitglied im Büro gegen Altersdiskriminierung

Quelle: Kölner Stadt-Anzeigers vom 08. Februar 2006

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