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Brasilien: Mindestalter für Einstellung 59 Jahre !!!!

Brasilien - 26.02.2006 - von Friederike Bollmann

„Wenn wir könnten, würden wir unser jüngeres Servicepersonal durch Senioren ersetzen“
Interview mit Paulo Roberto de Souza, stellvertretender Filialleiter des Supermarkts Angeloni in Curitiba, Brasilien.

Service wird in Brasilien groß geschrieben. Die Öffnungszeiten der Supermärkte sind nur ein Beispiel hierfür: Der Angeloni-Markt hat Montag bis Samstag von 8 bis 23 Uhr, Sonn- und Feiertags von 9 bis 22 Uhr geöffnet.

Herr Souza, in Ihrem Supermarkt arbeiten viele Senioren im Servicebereich. Welche Arbeiten zählen dazu?

Souza: Unsere Seniorinnen betreuen zum Beispiel die Kinder im Kinderparadies, während die Eltern in Ruhe einkaufen. Beraterinnen helfen den Kunden, schnell die gewünschten Produkte zu finden. Andere Senioren bringen Ware, die an der Kasse liegen bleibt, zurück in die Regale. Und sie packen die Ware an der Kasse in Einkaufstüten.

Gibt es ein Höchstalter, um im Servicebereich eingestellt zu werden?

Souza: Nein, aber ein Mindestalter: 59 Jahre.

Wie beurteilen Sie die Arbeit der Senioren?

Souza: Wenn wir könnten, würden wir unser jüngeres Servicepersonal durch Senioren ersetzen. Sie sind zuverlässig, pünktlich und zuvorkommend. Sie fehlen nicht, sind gut gelaunt und reden mit den Kunden, während sie zum Beipiel die Ware einpacken. Ihre Arbeitsmoral ist einfach gut.

Sie müssen von Gesetzes wegen eine eigene Kasse für Senioren, Schwangere und Menschen mit körperlicher Behinderung vorsehen. Ist die Bevorzugung von Senioren im Supermarkt ein Nachteil?

Souza: Ganz im Gegenteil. Sehen Sie, wenn wir unsere älteren Kunden so bedienen, wie sie es wünschen, verdienen wir daran. Wir wollen, dass Senioren bei uns einkaufen. Einige kommen alleine, andere kaufen zusammen mit ihrer Familie bei uns ein. Senioren als Kunden zu haben ist kein Nachteil, sondern ein Vorteil. Senioren gehören zum Beispiel zu unseren besten Weinkunden. Die Kasse ist tatsächlich eine Pflichteinrichtung. Aber wir gehen noch weiter: wir bieten herkömmliche Rollstühle zur Benutzung im Supermarkt an und auch motorisierte Einkaufsrollstühle, mit denen der gehbehinderte Kunde ganz selbstständig seinen Einkauf erledigen kann. In Kürze werden wir zwischen den beiden Spezialkassen auch eine Sitzbank aufstellen, wo der Kunde zum Beispiel auf seine Begleitung warten kann, wenn er seine Runde durch den Markt schon gemacht hat.

Sie haben in Ihrer Tiefgarage Parkplätze für Senioren?

Souza: Ja. Viele Senioren, die mit dem Auto einkaufen kommen, können oder wollen einfach nicht aus der hintersten Ecke des Parkdecks zu Fuß bis in den Verkaufsraum gehen, aber sie sind eben keine Rollstuhlfahrer. Deshalb haben wir spezielle nahe Seniorenparkplätze angelegt, die auch als solche ausgewiesen sind.

Kann man sich die Einkäufe auch nach Hause bringen lassen?

Ja, Mitglieder des Angeloni-Clubs können, wenn die Wohnung gut zu Fuß zu erreichen ist, sich die Einkäufe nach Hause bringen lassen. Entweder liefern wir zu einer bestimmten Uhrzeit, oder junge Mitarbeiter begleiten die Kunden nach ihrem Einkauf auf dem Weg nach Hause. Besonders Senioren nehmen dieses Angebot gerne in Anspruch.

Man glaubt zu träumen, wenn man dieses Interview von Friederike Bollmann liest. Aber im fernen Brasilien, das vielen Bundesbürgern noch als Dritweltland gilt, gibt es für ältere Menschen Lebensbedingungen,
von denen wir in unserem ach so fortschrittlichen und wundervollen Hierzulande noch Lichtjahre entfernt sind!!! Bitte geben Sie diese Informationen deshalb unbedingt weiter! Nur so können wir die entsetzliche Rückständigkeit, die hierzulande herrscht, bewußt machen!!! Ansonsten gilt: Nix wie hin nach Curitiba!

Quelle: Interview mit Paulo Roberto de Souza, stellvertr. Supermarktchef in Curitiba

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