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Hamburg: Bündnis zum Internationalen 8.-März-Streik ruft zu dezentralen Kundgebungen auf

08.03.2021

Ohne uns steht die Welt still

Aufruf zum 8. März Streik 2021 in Hamburg:

Die Krise steckt im System! – Ohne uns steht die Welt still“

Der 8. März ist der internationale Frauenkampftag. Seit Jahrzehnten gehen wir an diesem Tag auf die Straße, um unsere Erfahrungen und die gesellschaftlichen Missstände sichtbar zu machen, denen wir täglich ausgesetzt sind. Dabei sind wir – Frauen, Lesben, inter, nicht-binäre und trans Personen mit und ohne Behinderung – Teil einer internationalen Bewegung. Bereits im letzten Jahr sind am 8. März Millionen Menschen weltweit für Gleichberechtigung auf die Straße gegangen. Allein in Hamburg waren es mehrere tausend Teilnehmer*innen. Diese Erfolge werden wir 2021 hier und in aller Welt weiterführen. Auch wenn wir durch Covid-19 unser Leben einschränken und auf die Reduzierung von Kontakten achten müssen, werden wir mit genügend Abstand und einem MundNasen-Schutz auf die Straße gehen und unsere unbezahlte Arbeit bestreiken!
Was macht uns wütend?

Seit Jahren beobachten wir mit Sorge, dass Feminizide[2] verharmlost und als angebliche „Beziehungstaten“ abgetan werden. Täglich gibt es in Deutschland Tötungsversuche an FLINTPersonen mit und ohne Behinderung und mindestens jeden dritten Tag endet einer auch tödlich. Ständig werden wir im Alltag, in Werbung und Medien oder im Beruf mit sexistischen, homo- oder transfeindlichen Kommentaren und stereotypen Geschlechtervorstellungen konfrontiert.

Unsere Arbeit wird gering geschätzt und unsichtbar gemacht: Noch immer verdienen wir durchschnittlich 20% weniger als cis-Männer[3]. Zuhause leisten wir unzählige Stunden an unbezahlter Erziehungs-, Haushalts- und Pflegearbeit, die eine zusätzliche Arbeitsbelastung darstellt. Im Alter sind wir deutlich häufiger von Armut betroffen, weil ein Großteil der von uns geleisteten Arbeit nicht als solche anerkannt und entlohnt wird. Wie selbstverständlich übernehmen wir außerdem mehrheitlich die emotionale Unterstützung aller Menschen in unserem Umfeld und stellen dafür häufig unsere eigenen Bedürfnisse zurück. Im Zuge der Covid-19-Pandemie wurden die sozialen Ungleichheiten und bestehenden Missstände besonders sichtbar und weiter verschärft. Ja, die Pandemie betrifft uns alle, aber sie trifft nicht alle gleich. Ausgangsbeschränkungen und Lock- Down bringen viele Unsicherheiten, existenzielle Ängste ebenso wie Überstunden und Doppelbelastungen mit sich. Während das gesellschaftliche Leben zunehmend eingeschränkt wird, soll die Lohnarbeit im Sinne eines neoliberalen, kapitalistischen Wirtschaftssystems wie gehabt weiter funktionieren. Die mehrheitlich von FLINTs geleisteten „systemrelevanten“ Arbeiten im Pflegebereich oder in Supermärkten sind schon seit Langem gesellschaftlich wenig anerkannt und zu gering entlohnt, doch anstelle einer nachhaltigen Verbesserung der Arbeitsverhältnisse und langfristiger Sicherheit gibt es Applaus und „mit Glück“ einmalige Bonuszahlungen. Darüber hinaus stellt der Appell „Alle sollen zuhause bleiben“ insbesondere für FLINT-Personen mit und ohne Behinderung eine sehr reale Gefahr dar. Durch finanzielle Notlagen oder häusliche Enge eskalieren Konflikte, sodass die Gewalt gegenüber FLINTs mit und ohne Behinderung während der Pandemie weiter zugenommen hat. Durch Schul- und Kitaschließungen muss außerdem mehr unbezahlte Arbeit im häuslichen Bereich geleistet werden. Diese wurde auch schon vor Corona mehrheitlich von FLINT- Personen mit und ohne Behinderung erbracht – meist zusätzlich zur eigenen Erwerbsarbeit. Da Krisensituationen immer mit Unsicherheiten und Ängsten einhergehen, wächst gleichzeitig auch der Bedarf an emotionaler Arbeit, der ebenfalls überwiegend von FLINTs mit und ohne Behinderung übernommen wird, die anderen Menschen unterstützend zur Seite stehen.
Was wollen wir?

Wir sind solidarisch mit allen ausgebeuteten und unterdrückten Menschen und fordern das Recht auf ein freies Leben in einer Gesellschaft, in der alle Menschen gleichwertig sind. Wir fordern den gleichen Lohn wie Männer in gleicher Position!

Am 8. März werden wir auf die Straße gehen, um das sichtbar zu machen, was sonst im Privaten verschwindet. Sorge- und Hausarbeit sind kein Privatvergnügen, das sich nach der Lohnarbeit von selbst erledigt. Wir fordern deshalb eine flächendeckende, kostenlose Kinderbetreuung und Versorgung von Pflegebedürftigen, sowie eine allgemeine Arbeitszeitverkürzung auf 30 Stunden pro Woche bei gleichbleibendem Lohn, damit Sorge-Tätigkeiten unter allen Menschen im Haushalt gleichberechtigt aufgeteilt werden können.

Gemeinsam treten wir ein für eine Gesellschaft, in der alle haben, was sie brauchen. Wir fordern deshalb die materielle Aufwertung von so genannten „systemrelevanten“ Berufen wie z.B. Pflege, Erziehungs- und Reinigungsarbeit. Wir fordern eine solidarische Antwort auf die Corona-Krise: Die Privatisierung des Gesundheitsbereich muss rückgängig gemacht werden. Reproduktive Tätigkeiten wie Pflege und Erziehung müssen der Profit und Wachstumslogik entzogen, finanziell aufgewertet sowie personell aufgestockt werden. Statt Klatschen und einmaliger Bonuszahlungen braucht es eine langfristige Verbesserung der Arbeitsbedingungen in Pflegediensten und Kliniken. Dabei muss der Schutz vor Infektionen stets wichtiger sein als wirtschaftlicher Profit.

Wir sind solidarisch mit den Kämpfen von trans, inter und nicht-binären Personen mit und ohne Behinderung auf der ganzen Welt, denn nur wir bestimmen unser Geschlecht. Wir lassen uns nicht vorschreiben, wie wir auszusehen, uns zu verhalten oder uns zu kleiden haben – und erst Recht lassen wir uns nicht dafür angreifen oder beschimpfen.

Gemeinsam stehen wir ein für das Recht auf sexuelle und reproduktive Selbstbestimmung. Die Kriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen muss aufhören, Beratungsangebote und Informationen müssen ausreichend und frei zur Verfügung stehen. Our body – our choice! Wir fordern: Paragraphen 218 und 219a StGB abschaffen und sexuelle Identität in Artikel 3 Grundgesetz verankern!

Verhütungsmittel sowie Binden und Tampons sind keine „Luxusgüter“, sie sollten kostenlos zur Verfügung stehen.

Damit jegliche Gewalt an FLINTs mit und ohne Behinderung aufhört, fordern wir außerdem die vollständige Umsetzung der Istanbul-Konvention! Schutzplätze für von Gewalt bedrohte und betroffene Menschen müssen ausreichend zur Verfügung gestellt und FLINT-Personen mit und ohne Behinderung aus Frauenhäusern muss ein vereinfachter Zugang zum Wohnungsmarkt garantiert werden!

Wir treten für eine Gesellschaft ein, in der sich jede*r frei bewegen kann, in Sicherheit und in menschenwürdigen Verhältnissen leben kann. Dafür fordern wir einen gesicherten Aufenthaltstatus sowie ein ehegattenunabhängiges Aufenthaltsrecht für geflüchtete Personen und die sofortige Evakuierung aller Lager für Geflüchtete wie jene auf Lesbos oder in Bosnien! Wir fordern Abrüsten statt Aufrüsten jetzt! Denn die feministische Bewegung ist und war schon immer auch eine Friedensbewegung!

Wir wollen keine gleichberechtigte Teilhabe an einem System, das auf Konkurrenz, Abwertung, Diskriminierungen und Ausbeutung von Mensch und Umwelt basiert. Wir kämpfen für einen grundlegenden gesellschaftlichen Wandel und einen antikapitalistischen und antirassistischen Feminismus. Der 8. März ist eine Chance diese Kämpfe zusammenzuführen und solidarisch gemeinsam aktiv zu werden.
Sei du auch dabei!

Werden wir aktiv und organisieren wir uns! Reden wir mit Kolleg*innen, Freund*innen, Töchtern, Großmüttern, Müttern, Tanten und Schwestern! Wir alle können gemeinsam die unbezahlte Arbeit niederlegen und streiken. Üben wir Druck aus, gehen wir gemeinsam auf die Straße und vereinnahmen öffentliche Plätze. Lasst uns, wie unsere Vorgänger*innen und Mitstreiter*innen weltweit mit allen nötigen Mitteln für ein gutes Leben für alle kämpfen. Auf dass unsere Arbeit sichtbar wird und unsere Forderungen öffentlich gehört und durchgesetzt werden! Jeder Tag ist ein feministischer Kampftag! Schließt euch an!

Das Gender-Sternchen verweist generell auf den Konstruktionscharakter von Geschlecht und soll Raum für eine eigene Definition geben.
„Feminizid“ oder auch „Femizid“ bezeichnet einen geschlechterbasierten Mord an Frauen, nicht- binäre, trans und inter Personen mit und ohne Behinderungen.
Cis-Männer sind die Männer, die schon bei ihrer Geburt als Männer eingeteilt wurden und sich damit identifizieren. Auch Trans-Männer sind Männer, haben aber nicht die gleichen Privilegien, sondern erfahren Unterdrückung

Unterstützer:innenliste:

Adrian Hector (Sprecher:in der LAG Queer-Grün)

AG Queer Studies

Amiga

Alle Frauen* Referat

Arbeitsgemeinschaft für gewerkschaftliche Fragen Hamburg

Miriam Block , Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft (Fachsprecherin Wissenschaft und Hochschule)

Cansu Özdemir, KO-Fraktionsvorsitzende und frauenpolitische Sprecherin der Linksfraktion

CampusGrün Hamburg

Cornerlia Kost (Sprecher*innen der LAG Queer-Grün)

DIDF Hamburg

DIDF-Jugend Hamburg

Die GRÜNEN

Die Falken Hamburg

DIE LINKE. Hamburg

LAG DIE LINKE.queer

LAG Feminismus DIE LINKE

Dr. Carola Ensslen

enby:galactic + trans:tastic

EFRAS

Feministischer 8. März Lüneburg

feministische Partei DIE FRAUEN

femrep e.V.

Flot

Frauen* gegen die AFD

Gemeinsam Kämpfen

Gruppe Hausfriedensbruch

Hamburger Bündnis für mehr Personal im Krankenhaus

Landesvorstand GRÜNE Hamburg

Grüne Jungend Hamburg

Heike Wokon (DIE LINKE HH-Mitte)

Hildegard Heinemann KS und Sozialökonomin i. R.

Interventionistische Linke Hamburg

INKAN

Internationaler Jugendverein Hamburg

JungLesben*Zentrum Hamburg

Landesfrauenrat Hamburg

Lesbennetzwerk Hamburg

Lesbenverein intervention e.V

Dr. Michaela Will (Kirchenkreis hamburg-west Südholstein)

Migrantinnenbund Hamburg

Mittelbau Initiative Hamburg

mujeres sin fronteras

Netzwerkstelle Lesben* in Hamburg

Netzwerk Arbeitskämpfe Hamburg

Projekt Revolutionäre Perspektive (PRP)

profem e.V. Verbund Hamburger Frauen- und Mädcheneinrichtungen

Referat für behinderte und chronisch kranke Studierende

Rojbin Frauenrat

Seebrücke Hamburg

Sanne Klöne, Traumatherapie

TV Stud Hamburg

Verdifrauen

Young Struggle Hamburg

Zora Hamburg