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Streitgespräch zwischen Befürworter + Gegner von Krankenhausschließungen

Foto: H.S.

13.09.2021 - von Gemeingut in BürgerInnenhand

Liebe Freundinnen und Freunde,

es ist gelungen: Gemeingut in BürgerInnnenhand konnte letzte Woche einen der zentralen Befürworter von Klinikschließungen, Professor Reinhard Busse, live vor laufender Kamera befragen. Der ehemalige Klinikleiter Klaus Emmerich saß für das Bündnis Klinikrettung auf dem Podium und vertrat gegenüber dem Lobbyisten die Position vieler Menschen aus dem ländlichen Raum und der dort in Kliniken Beschäftigten.

In dem Streitgespräch wurde deutlich, wie immens die Kluft zwischen den Positionen ist. Wir begrüßen und wertschätzen es, dass Professor Busse sich auf den Dialog eingelassen hat. Nichtsdestotrotz ist uns bei manchen Aussagen von ihm ein kalter Schauer über den Rücken gelaufen. Kaum verhüllt hat Busse die Leistungen hunderter kleiner Krankenhäuser in Deutschland schlechtgeredet. Es würde den PatientInnen demnach besser gehen, wenn die dortigen Pflegekräfte und ÄrztInnen mit dem aufhören, was sie seit Jahren machen. Die Krankenhäuser, in denen sie arbeiten, verdienen laut Busse die Bezeichnung Krankenhaus nicht.

Busse präsentierte eine menschenfeindliche Allmachtsphantasie: Statt der derzeit rund 1.900 Kliniken würden bei optimaler Platzierung seiner Ansicht nach sogar 330 Krankenhäuser für Deutschland ausreichen, damit alle BürgerInnen theoretisch in 30 Minuten die nächste Notaufnahme erreichen können. Was Busse nicht sagte: Ein solches Szenario bedeutet, dass die Mehrzahl funktionierender Krankenhäuser aufgegeben wird, gleichzeitig in vielen Fällen neuer Beton an neuen zentralisierten Standorten in die Landschaft gekippt wird und hunderttausende Beschäftigte mit ihren Familien umziehen müssen.

Und das alles, um in der schönen neuen Krankenhauswelt die jahresdurchschnittliche Auslastung von derzeit 75 Prozent auf nahe hundert Prozent hochzutreiben. Denn Busse schlägt allen Ernstes vor, dass jedes einzelne Krankenhaus zu jeder Jahres- und Tageszeit viel stärker ausgelastet werden muss. Unvorhergesehenes und jahreszeitliche Schwankungen kommen in diesem radikalen Plan nicht mehr vor. Auch Wartezeiten auf Operationen, die jetzt schon eine Belastung für Kranke darstellen, würden sich ausweiten – sind aber kein Thema für Busse. Seine Pläne haben nicht unsere Gesundheit, sondern Gewinnmaximierung zum Ziel – werden sie umgesetzt, kostet das Menschenleben.

Spätestens die Pandemie hat gezeigt, dass Kliniken und Betten ein knappes Gut sind. Wie auch immer die nächste Regierung zusammengesetzt sein wird, wir wollen deutlich machen, dass viele lokale Initiativen und tausende Menschen sich dem Krankenhauskahlschlag entgegenstellen!

Helfen Sie uns mit Ihrer Spende, von Schließung bedrohte Standorte zu erreichen, zu vernetzen und zu unterstützen. Wir brauchen viel mehr Flyer, Protestbriefe, Petitionen, Straßenaktionen und Gespräche mit PolitikerInnen, um mit unseren Argumenten durchzudringen und die Macht der Schließungslobby zu brechen.
Mit herzlichen Grüßen
Laura Valentukeviciute und Carl Waßmuth
für das GiB-Team und das Bündnis Klinikrettung

PS: Die Vorschläge von Professor Busse und weiteren Lobbyisten sind keine Privatmeinungen, sondern sie finden beim Gesundheitsminister Jens Spahn und bei seinen LänderkollegInnen Gehör. Außer bei der Linken findet sich in den Wahlprogrammen von CDU, SPD, FDP und Grünen kaum etwas zum Schutz unserer Kliniken. Wir wollen daher die Koalitionsverhandlungen nutzen, um den Verhandlungsführenden unsere Forderungen zum Erhalt aller Krankenhausstandorte darzustellen.

Hier finden Sie die Aufzeichnung des Streitgesprächs: Link

Wir hatten alles selbst organisiert: einen Raum in einem Hotel gemietet, den renommierten Journalisten Stephan Hebel als Moderator gewonnen, Kameraleute angeheuert, Internet-Übertragung und Aufzeichnung organisiert. Im Grunde haben wir selbst eine Fernseh-Talkshow produziert. Das alles wurde möglich durch Ihre Spenden vom Frühsommer – danke dafür! Jetzt brauchen wir erneut Ihre Hilfe, um uns mit diesem Rückenwind weiter einmischen zu können.

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Quelle: Gemeingut in BürgerInnenhand