Diskriminierung melden
Suchen:

Berliner Krankenhausbewegung: Durchbruch bei Tarifverhandlungen

Foto: H.S.

12.10.2021 - von ver.di

Bei den Tarifverhandlungen über die Entlastung der Beschäftigten bei Vivantes, dem größten kommunalen Klinikkonzern in Deutschland, haben sich die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und die Arbeitgeber auf Eckpunkte für einen Tarifvertrag geeinigt. Ziel des Tarifvertrages ist es, Belastungssituationen für die Beschäftigten, insbesondere im Pflege- und Funktionsdienst, zu beseitigen und dadurch eine deutliche, nachhaltige und messbare Verbesserung der Arbeitsbedingungen herbeizuführen.

Der Tarifvertrag soll bis zum 30. November 2021 ausgearbeitet werden und zum 1. Januar 2022 in Kraft treten. Die Streikmaßnahmen werden ausgesetzt.

ver.di-Verhandlungsführerin Heike von Gradolewski-Ballin: „Mit der Einigung auf die Eckpunkte sind wir unserem Ziel, eine nachhaltige Entlastung der Vivantes-Beschäftigten zu schaffen, einen großen Schritt nähergekommen.

Erzielen konnten wir dieses Ergebnis nur, weil die Beschäftigten konsequent für ihre Interessen eingetreten sind: mit Aktionen, mit Entschlossenheit, und mit einem langen Atem. Darauf und auf das Ergebnis können sie wirklich stolz sein. Die Einigung wird dazu beitragen, die Gesundheitsberufe attraktiver und die Versorgung der Patientinnen und Patienten sicherer zu machen.“

Im Einzelnen wird mit der Einigung u.a. für die Stationen und Bereiche definiert, wie viele Patientinnen und Patienten von wie vielen Beschäftigten in jeder Schicht betreut werden (Patienten-Personal-Ratio). Bei Unterschreitung der festgelegten Besetzungsregelungen erhalten die hiervon betroffenen Beschäftigten einen Belastungsausgleich. Dafür werden so genannte Vivantes-Freizeitpunkte vergeben; einen Punkt bekommt beispielsweise eine Pflegefachkraft, wenn sie eine Schicht lang in Unterbesetzung arbeiten musste. Im Jahr 2022 erhalten Beschäftigte für je neun Vivantes-Freizeitpunkte eine Freischicht oder einen Entgeltausgleich von 150 Euro; im Jahr 2023 genügen dafür je sieben Vivantes-Freizeitpunkte, und im Jahr 2024 je fünf Vivantes-Freizeitpunkte. Die Anzahl der zu gewährenden freien Tage ist gedeckelt: im Jahr 2022 auf sechs, im Jahr 2023 auf zehn und im Jahr 2024 auf fünfzehn freie Tage; über die Deckelung hinausgehende Ansprüche werden in Entgelt ausgeglichen.

Zur Förderung der Ausbildung werden Mindestzeiten definiert, in der die Auszubildenden Praxisanleitungen erhalten. Zudem erhalten alle Auszubildenden ein Notebook zur dienstlichen und privaten Nutzung, das nach Beendigung der Ausbildung ins private Eigentum übernommen werden kann. Bereits am Ende des 2. Ausbildungsjahres erhalten die Auszubildenden ein konkretes Übernahmeangebot.

Nachdem in der letzten Woche ver.di bei der Charité und heute bei Vivantes Einigungen auf Eckpunkte für Entlastungstarifverträge erzielen konnte, strebt die Gewerkschaft auch eine schnelle Lösung bei den Verhandlungen über die Anwendung des Tarifvertrages für den öffentlichen Dienst (TvÖD) auf alle Beschäftigten der Vivantes-Tochterunternehmen an. Am Donnerstag (14.10.21) werden diese Verhandlungen, moderiert durch den ehemaligen Brandenburger Ministerpräsidenten Matthias Platzeck (SPD), fortgesetzt.

Quelle: Ver.di, 12.10.2021