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Gedicht: Laß mich mit dir gehen

24.05.2006 - von ???

Laß mich mit dir gehen
Der Mond scheint so hell,
so dass mein Haar golden leuchten wird, und du wirst nicht bemerken, dass es weiß ist.

Laß mich mit dir gehen,
denn ich ging durch das Haus,
und ich hörte meine Schritte hinter mir.
Ich hatte Angst vor diesen Schritten,
hatte Angst vor diesem Haus,
in dem die Möbel größer werden.

Laß mich mit dir gehen,
der Mond wirft seine Schatten,
und ich sehe sein Licht in meinem Spiegel.
Der Spiegel ist aber zerbrochen.
Ich sehe mein zerschnittenes Gesicht,
und mein Mund sieht wie eine Wunde aus.

Laß mich mit dir gehen.
Das Klavier beginnt zu wachsen,
und ich wage es nicht, näher zu treten.
Siehst du meine zitternde Hand?
Mit dieser Hand habe ich einstmals
Die zarte Haut derber Männer gestreichelt.
Ich habe viele Männer geliebt,
doch mit keinem war ich zusammen.

Laß mich mit dir gehen.
Für die Liebe bin ich zu alt geworden.
Ich möchte mit jemandem reden können,
um meine Schritte hinter mir nicht mehr hören zu müssen.
Meine Freunde – sie sind alle tot.
Und das Klavier sieht aus wie ein Sarg.
Wenn ich näher trete, dann habe ich Angst,
dass ich hineinfalle
und darin gefangen bin.

Laß mich mit dir gehen
Ich möchte spüren, dass ich noch am Leben bin.
Etwas raubt mir den Atem.
Dieses Haus ist so alt wie ich.
Es knistert in den Hölzern.
Manchmal sehe ich die Gläser,
und ich sehe das Mondlicht,
wie es sich wiederspiegelt.
Und das Licht sieht aus wie Fischaugen.
Rote Fischaugen.
Und ich fühle Wasser über mir
Und spüre, dass ich in einer Stadt
Unter dem Meer bin.
Mein Atem steigt in Kugeln hinauf,
doch niemand wird verstehen können,
dass sie von mir sind.

Laß mich mit dir gehen.
Ich möchte Wärme in deinen Augen sehen,
sonst nichts.
Hab keine Angst vor mir.
Meine Haut ist noch warm.
Meine Stimme ist mir fremd geworden,
denn ich höre sie nicht mehr.
Musik gab es in diesen Wänden
Schon lange nicht mehr.
Nur das Geräusch meiner Schritte
Klingt drohend hinter mir.
Laß mich mit dir gehen ...


Jannis hatte von diesem wunderschönen Gedicht erzählt, aber wer ist der Autor, die Autorin??? Wer es weiß, soll bitte Bescheid geben!

Link: http://www.altersdiskriminierung.de/themen/artikel.php?id=2695
Quelle: ???

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