06.02.2022
„Lasst uns den 6. Februar zu einem globalen Tag des Kampfes gegen das tödliche Grenzregime machen. Für Wahrheit und Gerechtigkeit, für Wiedergutmachungen für die Opfer und ihre Familien.
Migrieren, um zu leben, nicht um zu sterben! Menschen, keine Zahlen! Bewegungsfreiheit für Alle!"
Liebe Freundinnen und Freunde.
„Wir sind Angehörige und Freund:innen von Menschen, die gestorben sind, die vermisst werden oder Opfer gewaltsamem Verschwindens wurden an den Land- oder Seegrenzen von Europa, Afrika und Amerika. Wir sind Menschen, die den Versuch überlebt haben, auf der Suche nach einer besseren Zukunft Grenzen zu überschreiten. Wir sind solidarische Bürger:innen, die Migrant:innen auf ihrem Weg unterstützen, indem wir medizinische Hilfen, Lebensmittel und Kleidung bereitstellen und ihnen in gefährlichen Situationen beistehen, damit sie ihre Reise sicher beenden können. Wir sind Aktivist:innen, die die Stimmen dieser Migrant:innen gesammelt haben, bevor sie verschwanden, die versuchen, die anonymen Leichen in den Grenzgebieten zu identifizieren und ihnen ein würdiges Begräbnis zu ermöglichen. Wir sind eine große Familie ohne Grenzen und Nationalitäten, die ankämpft gegen die tödlichen Regime, die an allen Grenzen der Welt herrschen. Wir kämpfen für das Recht auf Migration, für Freizügigkeit und für globale Gerechtigkeit für alle." Mit diesen Sätzen ruft ein transnationales Bündnis für den 6. Februar 2022 zu dezentralen „CommemorActions" auf, einer Kombination von Gedenkveranstaltungen und Protesten gegen die täglichen „bordercrimes", gegen das Morden an den Grenzen.
„Caminando Fronteras", eine der wichtigsten Menschenrechtsorganisationen in Spanien, veröffentlichte Anfang Januar 2022 schockierende Zahlen. Im Jahr 2021 sind nach ihren Angaben mindestens 4.404 Menschen beim Versuch ums Leben gekommen oder verschwunden, von Nordafrika nach Spanien zu gelangen. 91 % dieser Toten wurden allein auf der Atlantik-Route zu den Kanarischen Inseln gezählt. 4404 weitere Opfer des EU-Grenzregime, es ist und bleibt ein Horror.
In den Tagen rund um Weihnachten hat das Alarm Phone mehrere Bootsunglücke in der Ägäis dokumentiert und begleitet bis heute Überlebende sowie Familienangehörige der Opfer. Alarm Phone schreibt dazu: „Anstatt Hilfe bei der Bewältigung ihrer traumatischen Erlebnisse zu erhalten, wurden die meisten von ihnen im Abschiebeknast von Amygdaleza festgehalten. Darunter sind viele Menschen, die ihre Angehörigen, oft Kinder, verloren haben. Während sie im Gefängnis sind, haben sie keine Möglichkeit, ihre Angehörigen zu suchen oder zu identifizieren. Mindestens fünf Personen werden als "Bootsfahrer" für den Schiffbruch von Weihnachten 2021 verantwortlich gemacht. Sie sind inhaftiert und stehen vor unglaublichen Anklagen. Wir fordern die sofortige Freilassung aller inhaftierten Überlebenden, psychologische und materielle Unterstützung für alle, die sie benötigen, und die sofortige Einstellung der Kriminalisierung von Bootsfahrern."
Das Datum des Aktionstages CommemorAction erinnert an den 6. Februar 2014, als Guardia Civil an einem Strand von Ceuta mit Gummigeschossen auf Schwimmende schoß und dabei 15 Menschen tötete. Dazu aus dem Aufruf: „Das Massaker von Tarajal ist ein Symbol für das, was sich seit seit über 20 Jahren täglich wiederholt: Opfer ohne Gerechtigkeit, Gräber ohne Namen, Grenzen ohne Rechte."
Nach einer transnationalen Konferenz mit gemeinsamen Aktionen im Februar 2020 im marokkanischen Oujda plant das CommemorAction-Netzwerk für September 2022 eine weitere zentrale Veranstaltung in Tunesien. Doch zunächst steht jetzt die dezentrale Mobilisierung an: in den Tagen rund um den 6. Februar 2022 sind bereits Aktionen in vielen Städten quer durch Europa und Nord- und Westafrika angekündigt: von Calais bis Dakar, von Berlin bis Valetta, von Mailand bis Tunis, von Casablanca bis Chios.
<17>globalcommemoraction@gmail.com
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Journal der Transnational Migrants Coordination
„This journal collects contributions from migrants and activists involved in struggles around mobility and freedom of movement in different regions and countries that are integrated in the European border regime. The texts describe and discuss the situation in Greece and the Aegean, the Turkey-EU relations, the role of wars in displacing Kurdish people, struggles and violence along the Balkan Route, the dynamics and protagonists of the newly formed Belarusian route, anti-immigrant policies and forms of struggle in Spain, the conditions of migrant labor and asylum seekers’ struggles in Italy and the undocumented movement that for years now is organising in France. The pandemic has impacted on migrants’ life in different ways and containment measures have also impacted on border crossings, providing an argument for strengthening controls and arbitrariness against migrants. However, migrants’ movements have not stopped and the articles included in this journal illustrate a terrain of confrontation and struggles that is as fragmented as crisscrossed by common dynamics….“
The journal of Transnational Migrants Coordination is out now! Download it in ENG and FRA here: Link
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