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Über die Selbstzustellung eines DHL-Pakets

Foto: H.S.

20.02.2022 - von Hanne Schweitzer

Ein Mann hat auf der Webseite "Moderne Hausfrau" etwas bestellt. Um schnell an das Paket zu kommen, das er eigentlich gar nicht dringend erwartet, investiert er einige ehrenamtliche Arbeit in das Paketzustellunternehmen DHL, das die Post AG 2002 gekauft hat. Die wahre Begebenheit beginnt mit einer SMS von DHL. Es ist 14 Uhr21: "Die Sendung konnte nicht zugestellt werden, und wird zu einer Packstation gebracht."

"Damit konnte ich nichts anfangen. Also habe ich im Internet nachgeschaut, was das bedeutet, und wie ich an das Paket kommen kann. Auf der Homepage von DHL stand: das funktioniert über die DHL-App. Also habe ich die runtergeladen. Danach erst stellte sich heraus, dass es über die DHL-App nicht funktionierte, weil ich keine Registriernummer hatte. Bis man diese Nummer, als Belohnung für die freiwillige Datenabgabe, erhält, dauert es drei bis vier Tage. So lange wollte ich nicht warten.

Eine knappe halbe Stunde später, die nächste SMS von DHL: "Die Sendung liegt in der Packstation Nr. 109 zur Abholung bereit." Mit dieser SMS bin ich zur Packstation gefahren und habe versucht herauszufinden, wie ich so ein Fach öffnen kann. Das ist mir nicht gelungen, es gab keine Gebrauchsanweisung. Daraufhin bin ich zur Post. Der Schalterbeamte sagte, er wolle mit den Paketen nichts zu tun haben. Er habe keines der Seminare zu diesem Thema besucht, er hielte das ganze Hol mich ab-Verfahren für Quatsch.

Eine ältere Kollegin hörte das, und winkte mich heran. Ich habe ihr meine SMS gezeigt. Damit, meinte sie, nicht mal hämisch, könne ich nichts anfangen. Was ich bräuchte, das wäre eine gelbe Abholkarte. Ich hatte aber keine bekommen. "Ist nicht schlimm", dämpfte sie meine zunehmende Paketverlustangst, am späteren Nachmittag oder Morgen wäre die in meinem Briefkasten.

Also habe ich mein Fahrrad wieder aufgeschlossen, bin ich nach Hause gefahren - und siehe da, im Briefkasten lag, wie auf Bestellung, eine gelbe Karte. Für die Packstation 109, und mit einem Code für mein Paket. Also bin ich zum zweiten Mal an diesem Tag zur Packstation geradelt und habe die gelbe Karte mit dem Code vor den Scanner der Packstation gehalten. Obwohl ich bestimmt 20 Minuten Karte und Code in unterschiedlichen Abständen und Varianten vor den Scanner gehalten oder hin- und her geschwenkt habe, passierte nichts. Der Scanner funktionierte, denn er blinkte rot, aber den Code, den konnte er aus irgendeinem Grund nicht lesen.

Irgendwann stand dann da "Code nicht identifizierbar". Zeitgleich habe ich einen button entdeckt, das war die "manuelle Eingabe". Darauf habe ich gedrückt und dann langsam, damit ich mich bloß nicht vertippe, die 10 Ziffern auf der gelben Postkarte in die Tastatur getippt. Meine Brille hatte ich zum Glück dabei. Das hat geklappt. Es machte "Pling", die Tür eines Faches ging auf und das Paket ward mir zugestellt."

Zeitlicher Aufwand: 4-5 Stunden inclusive Internetrecherche.
Dafür zurückgelegte Kilometer: A: 109 m zur Paketstation, 109 m zurück nach Hause, von dort 500 Meter zur Post, 500 m zurück nach Hause. B: 109 m zur Packstation und 109 m wieder zurück nach Hause. Insgesamt:[b]= 1,436 km.

Nachtrag I:
"Einige Tage später erhielt ich die Registriernummer für die Post-App zugesandt. Ich probierte mehrfach, sie einzugeben. Das misslang, aus welchen Gründen auch immer. Nun reichte es mir. Ich habe die Post-App gelöscht."

Nachtrag II:
"Vorgestern war ich wieder bei der Post. Vor mir ein junger Mann, der dem Mann hinter dem Tresen darüber informierte, dass es nicht klappt mit der Post-App. Er reichte dem Mann hinter dem Schalter das eigene Mobil-Telefon. Der probierte. Mehrfach. Klappte aber nicht. Wie gut, dass ich die Post-APP gelöscht habe!"

Nachtrag III
"Eine Freundin erzählte mir heute, dass sie an einem Wochenende zwei gelbe Benachrichtigungskarten von DHL im Kasdten liegen hatte. Am Montag ging sie damit zur Post und musste sich belehren lassen, dass auf der einen gelben DHL-Karte als Abholort nicht die Post sondern ein Kiosk angegeben war. Sie also im strömenden Regen auch noch zum Kiosk. Der hatte draußen, an der runter gelassenen Jalousie einen Zettel hängen. Darauf stand: "Liebe Kunden, leider haben wir heute und Dienstag geschlossen."
Im Paket ist eine Orchidee. Ob sie die tagelange, völlige Finsternis und Trockenheit überstehen wird?"

Quelle: J.H.