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Klassentreffen, immer wieder schön

Foto: H.S.

10.11.2023 - von Hartmut Jeromin

Dieses Mal aber besonders, weil die Herrschaften sich besonders dahintergeklemmt haben: Es begann mit der Einladung, die plötzlich erschien und sich fortsetzte mit Organisation. Sie hatten 50 Jahre Schuleingang zu begehen und damit auch 40 Jahre Schulentlassung. Also ein Jahrgang aus meiner beruflichen Arbeit an der „Höheren Töchterschule zu Blasewitz“. Eine Schule mit einem mittleren Abschluß wie man heute sagt, damals eine zehnklassige polytechnische Oberschule.

Von der 1. Klasse bis zur 10. alles unter einem Dach, mit einem einheitlichen Kollegium, mit nur einer Leitung, mehrzügig, meist dreizügig. Es gab also je Jahrgang die Klassen A, B und C. (Das macht heute manchmal 3 Klassentreffen in einem Jahr oder ein Treffen gemeinsam mit dem ganzen Jahrgang, wenn sich Organisatoren dafür finden. Und natürlich drei Klassenleiter. Und viel mehr Fachlehrer, deren man dann in Gesprächen vielfältig gedenkt.

Aber das Eigentliche war das Einzugsgebiet, das Umfeld: Ein Villenvorort ehedem, nun wegen der großen Wohnungen viele kinderreiche Familien, gemischt mit allem was sich denken lässt…daneben die Kreuzschule, die MANOS, auf den Straßen noch Gaslaternen. Das Blaue Wunder nahebei, der Schillerplatz, die Elbe. Alles was man will also drum herum. (Heute die größte Grundschule Sachsens!) Und oft so eigenartige Berufe der Eltern, so Geigenbogenbauer, Drechsler, Professor, Ingenieur, Offizier, Heizungsbauer, Leiter Handel und Versorgung, Polizist, vermutlich auch jede Menge „Geheime“ mit Eintrag im Klassenbuch: Behördenangestellter.

Es war also Leben in der Bude und auch bei den Schülern. Und dieses Leben pflanzte sich durch die Schuljahre fort und stand nun bei schönstem Sonnenschein mit mir auf dem Ernemannturm. Ein kleiner Umtrunk war organisiert. Und Geschwätz begann nach dem Motto: Wisst ihr noch! Jeder/ Jede trieb sein/ihr Kalb aus und offenbarte sich mehr oder weniger was und wie er/ sie schon immer gewesen waren…nun etwas gereifter aber doch noch erkennbar. Es musste nun sich niemand hinter dem Berg halten. Und das setzte sich dann fort beim Bummel durchs zuvor von oben besichtigte Wohngebiet. Und immer: Wisst ihr noch…hier, da, dort und dahinter, da oben…so näherten wir uns der Schule, machten das Gruppenfoto wie schon vor Jahrzehnten. Der alte Kasten gab immer noch einen respektablen Hintergrund ab und ein Stück simple Sandsteinmauer entpuppte sich als ehemaliger Dauertreff vor und nach der Schule. Wir zogen über den Schillerplatz zum Schillergarten, dort wieder Umtrunk, Nachzügler trudelten noch ein.

Dann ging es plötzlich hinein ins Warme, es gab zu trinken. Die Beate setzte sich neben mich, wir bekaterten die Familie, die Geschwister. Weil, einen ihrer Brüder hatte ich in meiner Klasse, demzufolge war Familienkontakt vorgeschrieben und ich erfuhr, wie es da die letzten 40 Jahre so lief, in Kurzfassung. So etwas lässt keinen kalt, schon gar nicht einen Lehrer, der ja mit seinen Schülern lebte, das war mit seiner Arbeit verbunden. Wenn er es ernst meinte. Und dieses Echo hallte nun nach beim nächsten Halt im Elbegarten auf der anderen Flussseite. Es wurden Reden geredet, die Plätze gewechselt, so bekam man immer ein anderes gegenüber und ich erfuhr noch manches Geschehen, welches mir schon völlig entfallen war über mich, au weia, au Backe. So sollst du also auch gewesen sein? Na meinetwegen.
Später eine überaus herzliche Verabschiedung, beschwingt fuhr ich danach vom Körnerplatz bis zum Pohlandplatz zu meinem da abgestellten Auto und schwupps war ich wieder in Kreischa. Und da ich ja noch länger an der Schule arbeitete, meldete sich auch prompt der nächste Jahrgang an mit seinem Jubiläumstreff und wenn ich nicht gestorben bin, da würde ich gerne noch hingehen zu meiner Klasse und den anderen des Jahrgangs. Das ist so schön und deshalb bedankt sich Hartmut Jeromin bei den Ehemaligen. Geschadet hat es doch sicher keinem?

Quelle: Hartmut Jeromin

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