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Köln: Familiengeschichte während der NS-Zeit erforschen

29.10.2022

Für jüngere Angehörige stellt es sich häufig als schwierig dar, die eigenen Verwandten nach der Familiengeschichte während des Nationalsozialismus zu fragen. Die damals lebenden Angehörigen haben sie meist nicht kennengelernt, es sind nur Fragmente über ihre Lebensgeschichten zwischen 1930 und 1945 bekannt oder es wurde Jahrzehnte über diesen Aspekt der Familienvergangenheit geschwiegen.
In familiär überlieferten Erzählungen stehen häufig die Leiderfahrungen nicht-verfolgter Angehöriger, etwa während der Kriegsgefangenschaft, der Bombardierung oder der Nachkriegszeit, im Vordergrund. Selten treten sie dabei als aktiv Handelnde in Erscheinung.
Dennoch können Dokumente und familiäre Erinnerungen erste Ansatzpunkte bilden, mehr über die Familienvergangenheit und damit mögliche Täter*innenschaften und Beteiligungen von Angehörigen herauszufinden. Der Workshop richtet sich sowohl an Interessierte, die mit der Nachfrage beginnen wollen, als auch an jene, die sich bereits mit ihrer Familiengeschichte beschäftigen. Er ist für alle Altersgruppen offen und findet in deutscher Sprache statt. Im Fokus des Workshops stehen die Auseinandersetzungen in Familien, in welcher Täter*innenschaft oder Beteiligungen an NS-Verbrechen vermutet werden oder bereits bekannt sind. Inhaltliche Schwerpunkte liegen auf der Gesprächsführung mit Angehörigen und weiterführenden Recherchemöglichkeiten, aber auch den damit verbundenen Emotionen.

Die Workshopleiterin Maria Gleu hat im Rahmen ihrer Masterarbeit in Critical Studies an der Akademie der Bildenden Künste in Wien die Geschichte ihrer Familie während des Nationalsozialismus rekonstruiert. Dafür hat sie ihre Großtante und acht weitere Verwandte befragt. Heute bietet sie freiberuflich Workshops dazu an, wie man mit Angehörigen über die NS-Vergangenheit sprechen kann und welche Archive für Auskünfte angefragt werden können. Sie arbeitet im Bereich der politischen Bildung im Zentrum für Demokratie in Berlin.

Der Workshop findet im Rahmen der Ausstellung die Topografie der wOrte im Bunker K101 / Köln Ehrenfeld statt. Die Künstlerin Claudia Konold beschäftigt sich ausgehend von der eigenen Familiengeschichte mit der Frage, inwiefern die Aufarbeitung des Nationalsozialismus in den Familien tatsächlich stattgefunden hat und inwiefern langanhaltende Verdrängungsmechanismen in Bezug auf die Aufarbeitung nach wie vor wirksam sind und die heutige Lebensrealität prägen.

Termin: Sa.29.10.2022 ab 16h Ausstellungsbesuch Bunker Ehrenfeld / So.30.10.2022 ganztägig Motoki Kollektiv ev.
Anmeldung: FamilienGeschichte-Workshop@gmx.de
Workshopleiterin: Maria Gleu (*1986)