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Der Winter hat ein großes Maul

Foto: H.S.

15.11.2022 - von Hartmut Jeromin

Die ExpertInnen-Kommission („Gas und Wärme“, eingesetzt von der Bundesregierung am 23.09.22) leitet schon am 10.10.22 den Zwischenbericht ein mit: „Der Wegfall der Lieferungen von russischem Erdgas…“. Alles andere ergibt sich daraus. Aber zunächst fällt einfach mal was weg, einfach so. Wo ist das, weg? Wie konnte das passieren? Obwohl daraus sich die Inflation entwickelt, die Volkswirtschaft instabil wird, die Versorgungssicherheit gefährdet wird und der soziale Zusammenhang explodiert.

Dabei wussten schon die Alten: Dem fleißigen Hamster schadet der Winter nicht. Der Erdgasverbrauch durch Haushalte und Gewerbe (40%) und durch Gasverstromung (60%) betrug 2021 imerhin 1000 Terawattstunden. Eine Kilowattstunde kostete noch 6,8 ct. Nun aber schon 28,3 ct! Da steckt der soziale Sprengstoff.

Nur der Schnee ist billig im Winter. Aber heize eine Schule, ein Krankenhaus, ein Pflegeheim, ein Hotel, einen Kulturpalast, eine Universität, ein Theater, eine Kaufhalle oder den Stadtteil Gorbitz- da lernst du schnell die Preise kennen! Denn der Winter hat ein großes Maul. Und er kann dauern. Und es gibt da sehr energieintensive Bereiche in der Wirtschaft. Also ran an den Speck: Sparen, mindestens 20 Prozent.

Haben wir natürlich alles schon erlebt, außer den Jungen. Die werden nun aber auch nicht geschont und sind hinterher bestimmt schlauer. Und schuld daran ist nur die SPD, wie ein altes Schlagerlied so pfiffig tönt?
Ach wo. Auch dieses Mal ist es wieder nur der Russe! Mit dem Angriffskrieg in der Ukraine. Bums, so einfach ist die Ursache beschrieben.

Aber: Wer glaubt, wird selig, wer nicht glaubt, kommt auch in den Himmel. Wo soll er sonst hin, mit oder ohne Glauben. Die Kommission hatte nicht die Aufgabe nach den Ursachen zu forschen. Sie beschränkt sich deshalb auf eine halbe Zeile und gebraucht verschleiernd das unauffällige Wort „Gaspreiskrise“ dafür. Aber immerhin wird konstatiert, dass die Politik komplex herausgefordert ist, sie eine Bewältigungskapazität benötigt, ja offensichtlich auch Krisenresilienz. Da wird der Russe aber erschreckt, so etwas hat er nicht erwartet? Da flickt er sofort die Gasleitungen und alles wird wieder gut? Und wenn nicht?

Ja, also dann …: schnelle Entlastungswirkung, Schutz vor finanzieller Überforderung, klare Anreize zum Gassparen, den nächsten Winter gleich mitdenken und einpreisen, ja, auch Europa gleich mitdenken und sowieso die Energiestrukturen transformieren.

Zuvor aber schon mal bremsen, den Gaspreis. Und finanzielle Brücken bauen. Versorger und Vermieter müssen nun auch mit ran. Durch Kontingentierung von Verbräuchen zum Sparen animieren, wo es nur möglich ist! Eingeführt soll deshalb ein subventionierter Grundverbrauch/ ein haushaltsbezogenes Mindestkontingent werden. Das riecht nach Rationierung! Ja, und die kriegsbedingten Faktoren sollen vorübergehend in ihrer preissteigernden Wirkung eingeschränkt werden. Wenn‘s denn möglich ist.

Letztendlich muss der Steuerzahler ran und der Finanzminister. Mit Wohngeld, für Härtefälle, mit sozial-differenzierten Direktzahlungen. Wenn die Subventionen nicht ausreichen, hilft nur sparen, sparen und nochmals sparen.
Diese Rechnungen sind nur auszugsweise wiedergegeben, die Industrie hat ja da noch sehr spezielle eigene Interessen … ob wir damit aber den Russen in die Knie zwingen, bezweifelt Hartmut Jeromin im November 2022.

Jeromin: Die heiligste Kuh der s o z i a l e n Marktwirtschaft Link

Quelle: Hartmut Jeromin