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Im Alter Habenichtse

Foto: H.S.

12.09.2023 - von Ralf Wurzbacher, Tobias Bank

"... Fast die Hälfte aller heute sozialversicherungspflichtigen Vollzeitbeschäftigten wird sich später mit monatlichen Altersbezügen von unter 1.500 Euro begnügen müssen. Wie üblich trifft es die Menschen im Osten der Republik besonders hart. Hier droht eine Mehrheit mit 1.300 Euro abgespeist zu werden.

Geliefert hat die Zahlen das Bundesarbeitsministerium (BMAS) auf Anfrage der Bundestagsfraktion Die Linke. Gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) warnte deren Vorsitzender Dietmar Bartsch vor »sozialem Sprengsatz«, der bei der Ampelkoalition »alle Alarmglocken« schrillen lassen müsse. »Es reicht nicht mehr aus, an Stellschrauben zu drehen. Wir brauchen substantielle Verbesserungen«, befand er.

Um später staatliche Zuwendungen von 1.500 Euro zu erhalten, muss man gemäß BMAS-Erhebung 45 Jahre 40 Stunden wöchentlich bei einem Stundenlohn von 20,78 Euro gearbeitet haben, was einem Bruttomonatsverdienst von 3.602 Euro entspricht. Von den derzeit rund 22 Millionen Menschen in beruflicher Vollzeit erreichen etwa 9,3 Millionen gerade so diese Grenze beziehungsweise liegen darunter. ...
Ralf Wurzbacher für Junge Welt unter: Link

Pressemitteilung von Bundestagsfraktion Die Linke
Altersarmut betrifft bald nicht nur die Menschen mit einer Rente von 700 Euro. Auch wer zukünftig weniger als 1500 Euro Rente erhalten wird, muss seinen Ruhestand in Sichtweite zur Armutsgrenze fristen.
Zu der Meldung, wonach von 22 Millionen Vollzeitbeschäftigten in Deutschland später 9,3 Millionen eine Rente von weniger als 1500 Euro beziehen werden, meint Tobias Bank, Bundesgeschäftsführer der Partei DIE LINKE:

"Es kann nicht sein, dass fast 10 Millionen zukünftige Rentnerinnen und Rentner von weniger als 1500 Euro leben müssen. Altersarmut betrifft bald nicht nur die Menschen mit einer Rente von 700 Euro. Auch wer zukünftig weniger als 1500 Euro Rente erhalten wird, muss seinen Ruhestand in Sichtweite zur Armutsgrenze fristen. Angesichts der anhaltenden Inflation müssten jetzt im Bundesarbeitsministerium die Alarmglocke läuten. Allein seit dem Jahr 2000 hat die Durchschnittsrente rund ein Fünftel ihrer Kaufkraft verloren. Das war noch vor der extremen Inflation, die wir jetzt erleben und die auch durch die jüngsten Rentenerhöhungen nicht ausgeglichen wurde.

Wenn es so weitergeht, wird sich die Kaufkraft vieler Renten in den nächsten 20 Jahren halbieren. Arm ist dann auch, wer 1400 Euro Rente bezieht, weil sie einer heutigen Kaufkraft von 700 Euro entspricht. Deshalb muss die Bundesregierung das gesetzliche Rentenniveau auf mindestens 53 Prozent anheben. Wir brauchen zudem einen armutsfesten Mindestlohn und einen Solidarausgleich für Niedriglöhne: Die Zeiten niedriger Löhne müssen ausgeglichen werden. Wir wollen die »Rente nach Mindestentgeltpunkten« auch für Zeiten nach 1992 einführen und verbessern. Das gilt insbesondere für die Menschen in Ostdeutschland, die stärker von Niedriglöhnen betroffen sind.

Quelle: Junge Welt, 12.89.2023