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Nach 7 Wochen Streik: Teigwaren Riesa – Stundenlohn steigt um 2 Euro

Foto: H.S.

26.11.2022

Erneut wurde bewiesen, daß eine kampfkräftige und organisierte Belegschaft flankiert durch eine entschlossene Gewerkschaft auch unter schwierigen Bedingungen erfolgreich sein kann. Die Erfolgsgeschichte schrieben die Kollegen bei Teigwaren Riesa und ihre Gewerkschaft NGG. Obwohl ohne Lobby und medialen Rückenwind und zu Beginn des Jahres noch schwach organisiert, schafften sie die Wende mit langem Atem nach 7 Wochen. Solidarisch unterstützt wurden sie vom Betriebsrat des Keksbäckers Bahlsen sowie Kollegen von Lieferando und den Sana-Kliniken. Die ausbeutende Unternehmerfamilie Freidler, Inhaber des Mutterkonzern Alb-Gold, erzielte in Riesa jahrzehntelang Extraprofite aufgrund des West-Ost-Lohngefälles von 15 bis 17 Euro Stundenlohn bei gleicher Arbeit. Durch den erstreikten Tarifvertrag verlassen die untersten Lohngruppen den Mindestlohnbereich und gewinnen stufenweise 346 € Brutto und eine monatliche Inflationsprämie von 50 €.

Meldung vom 23. November auf der Homepage von NGG Ost:

Die Beschäftigten von Teigwaren Riesa und ihre Gewerkschaft NGG können erfolgreich ihren siebenwöchigen Streik abschließen. Im Rahmen einer Moderation am Vortag gelang eine Einigung in Lohnkonflikt. Heute stimmte die Streikversammlung zu.
Danach steigen die Stundenlöhne für die rund 140 Beschäftigten des ostdeutschen Marktführers Riesa NUDELN bis zum nächsten Jahr in Stufen um 2 Euro. Das entspricht einem Lohnplus von 346 monatlich. Zusätzlich gibt es eine Inflationsprämie.

„Das ist ein großer Erfolg für die Beschäftigten. Damit wird ein wichtiger Schritt heraus aus dem Niedriglohn getan. Das ist mehr als nötig und überfällig. Alle freuen sich, dass dieser Abschluss gelungen ist“, erklärt Uwe Ledwig, Vorsitzender der NGG-Ost.

Der Gewerkschafter weiter: „Der Tariferfolg von Teigwaren Riesa sollte ein Signal für andere Betriebe im Osten sein. Wir brauchen einen Mindestlohnabstand und eine Schließung der Lohnlücke zu vergleichbaren Betrieben in Westdeutschland.“

Das Ergebnis im Einzelnen: Zum 1. Dezember diesen Jahres erfolgt eine sofortige Erhöhung um einen Euro. Zum 1. Juli nächsten Jahres erfolgt der nächste Schritt mit einer 50 Cent Erhöhung. Weitere 50 Cent mehr in der Stunde gibt es dann zum 1. Dezember 2023. Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit bis zum 31. Mai 2024. Zusätzlich zu der dauerhaften Entgelterhöhung wird ab 1. Januar 2023 bis zum Ende des Tarifvertrages eine monatliche Inflationsprämie von 50 Euro (netto) gezahlt. In der Summe sind dies über 850 Euro (netto).

Bei der NGG stehen in den nächsten Monaten weitere Tarifverhandlungen an. Unter anderem sind in Sachsen folgende Betriebe betroffen: Ölwerk Cargill Riesa, Tiefkühlwerk FRoSTA Lommatzsch, Margarinewerk Vandemoortele Dresden, Teiglingswerk Vandemoortele Dommitzsch, Knorrwerk Unilever Auerbach.

Zur gefundenen Einigung bei Riesa NUDELN merkt der Vorsitzender der NGG Ost an: „Dieser Tarifkompromiss wäre auch schon vor einigen Wochen möglich gewesen. Es muss nicht immer zu so langen Arbeitskämpfen kommen. Aber im Zweifelsfall sind wir dazu bereit.“

Der Einigung ging eine Moderation des Tarifkonfliktes am gestrigen Dienstag in Berlin voraus. Als Moderatoren traten Matthias Platzeck, ehemaliger Ministerpräsident von Brandenburg und ehemaliger SPD-Vorsitzender sowie Gerhard Binkert, ehemaliger Präsident des Landesarbeitsgerichts Berlin-Brandenburg auf.

Siehe auch: Streik bei Teigwaren Riesa seit 7 Wochen, Videotipp unter: Link
Die Streikversammlung, auf der über die Einigung abgestimmt wurde, fand heute in Dresden statt. Davor wurden die Streikenden von Vertretern der Landespolitik empfangen. Sie tauschten sich aus mit dem sächsischen SPD-Vorsitzenden von Henning Homann, Thomas Löser von der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie Herrn Jörg Kiesewetter von der CDU-Fraktion. Es ging um Wege aus dem Niedriglohn, den es noch in zu vielen Betrieben in Sachsen gibt und die Bedeutung des Arbeitskampfes bei Teigwaren Riesa.

Quelle: VKG, NGG