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Essen: Der »blutige Karsamstag« bei Krupp 1923

17.01.2023

In seinem Vortrag werden die Ereignisse am Ostersamstag 1923, die Reaktion der Öffentlichkeit, die inszenierte Beerdigungsfeier und der Krupp-Prozess eingehend betrachtet und die Frage aufgeworfen, warum dem „blutigen Karsamstag“ in der Essener Erinnerungskultur nicht mehr gedacht wird.

Am Morgen des 31.3.1923 wollte eine kleine französische Einheit in der Kruppschen Wagenhalle LKWs beschlagnahmen. Tausende von Arbeitern protestierten spontan gegen die Requirierung der Kraftwagen. Als sich die französischen Soldaten durch die Demonstranten bedrängt fühlten, eröffneten sie das Feuer und stürmten aus der Halle. Zu beklagen waren 13 Tote und zahlreiche Verletzte.

Es war der schwerste Zusammenstoß während der Besatzungszeit im Ruhrgebiet und fand weltweit Beachtung. Gustav Krupp von Bohlen und Halbach und das Direktorium wurden danach als die vermeintlich Schuldigen von einem Kriegsgericht zu langjährigen Gefängnisstrafen verurteilt. Die Regierung nutzte die Gelegenheit, um die antifranzösische Stimmung anzuheizen. Die Trauerfeierlichkeiten und die Beerdigung der Toten am 10.4.2023 wurden als machtvolle, die nationale Einheit demonstrierende Kundgebungen gestaltet. Obwohl auch in der Folgezeit alles getan wurde, um das Geschehen im Bewusstsein der Bevölkerung zu halten, ist dieser „blutige Karsamstag“ heute weitgehend in Vergessenheit geraten.

Dr. Klaus Wisotzky hat Geschichte und Germanistik in Düsseldorf studiert. Nach seiner Ausbildung zum höheren Archivdienst war er Leiter des Stadtarchivs Ratingen (1986 bis 1995) und des heutigen Hauses der Essener Geschichte/Stadtarchiv (1995 bis 2018). Er hat zusammen mit Monika Josten die Dauerausstellung „Essen – Geschichte einer Großstadt im 20. Jahrhundert“ im Haus der Essener Geschichte/Stadtarchiv konzipiert und zahlreiche Publikationen zur Stadtgeschichte Essens und Ratingens sowie zur Bergbau- und Archivgeschichte verfasst und herausgegeben. Zuletzt erschien 2019 „Unruhige Zeiten. Politische und soziale Unruhen im Raum Essen 1916–1919“.

Vortrag von Dr. Klaus Wisotzky im Rahmen der Ausstellung »Hände weg vom Ruhrgebiet! Die Ruhr­be­set­zung 1923–1925«
Ruhr Museum, Kokskohlenbunker

17.1.23 18:00 - 19:30
Dauer
1,5 Stunden
Kosten
Kostenlos
Keine Anmeldung erforderlich