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01.03.2023 - von Deutschlandfunk
Krieg plus seine Folgen, Wirtschaftskrieg plus seine Folgen, Inflation plus ihre Folgen, wacklige Wirtschaft plus ihre Folgen, zunehmende Verarmung plus ihre Folgen, Rechtsradikalismus plus seine Folgen, Klimakollaps plus seine Folgen: Jetzt die Überlegung im Bundeswirtschaftsministerium, neue Öl- und Gasheizungen schon ab 2024 zu verbieten. Dazu notiert die Presseschau des Deutschlandfunks:
„Endlich wird es ernst mit der Wärmewende“, schreibt der TAGESSPIEGEL aus Berlin. „Ein Gesetz dazu wird im Lauf des Jahres in Kraft treten. Zeit dafür ist es, denn der Gebäudesektor reißt seine Klimaziele immer wieder. Wenn Deutschland klimaneutral werden will, führt um den Elefanten im Raum – den fetten Verbrauch von fossilen Energien im Wärmesektor – kein Weg herum. Neue Heizungen sollen deshalb ab 2024 überwiegend
aus erneuerbaren Energien gespeist werden. Das wird weniger heiß gegessen als gekocht werden, denn für Havarien gibt es Übergangsfristen. Trotzdem wird die Umsetzung ein Kraftakt“, hält der TAGESSPIEGEL fest.
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG kommentiert: „Vermutlich würden alle Deutschen den folgenden Satz unterschreiben: Wir müssen endlich Abschied nehmen von den fossilen Energien – um erstens das Klima zu retten, und zweitens uns selbst vor Putin. Interessant wird es bei der Frage, was aus solch einem Bekenntnis folgt. Nach Meinung womöglich sehr vieler: bitte nichts.“
Die NÜRNBERGER NACHRICHTEN betonen: „Bis 2045 will Deutschland klimaneutral werden, so die Zielvorgabe. Dazu gehört auch klimafreundlicheres Heizen – ein Sektor, auf dem von den Vorgängerregierungen viel versäumt wurde, was die Ampel nun nachholen will. Würde sie das nicht tun – das wäre ein Aufreger. Aber doch bitte nicht, dass die Regierung ernst macht mit dem Klimaschutz“, notieren die NÜRNBERGER NACHRICHTEN.
Die SÜDWEST PRESSE aus Ulm unterstreicht: „Natürlich müssen sukzessive Gas- und Ölheizungen ersetzt werden durch Wärmepumpen oder Fernwärme-Lösungen. Aber das geht nicht ad hoc. Wo sollen denn die Handwerker zum Verbauen der Heizungen herkommen? Und wer soll das bezahlen? Es braucht nicht nur mehr Zeit, sondern auch mehr Förderung“, findet die SÜDWEST PRESSE.
„Es führt kein Weg daran vorbei, dass mehr regenerative Energie effizienter eingesetzt werden muss als bisher“, meint die HEILBRONNER STIMME. „Doch nur weil die Luft-Wärme-Pumpe in Neubauten mit Fußbodenheizung funktioniert, heißt das noch lange nicht, dass sie die Lösung aller Heizungsprobleme ist. Denn ökologisch vorteilhaft ist sie nur bei Wind und Sonnenschein. Gebraucht wird sie im Winter aber auch bei eisiger Dunkelflaute – genau dann, wenn der Anteil der erneuerbaren Energien am Strommix im einstelligen Prozentbereich liegt. Dann heizt die Wärmepumpe schließlich auch mit Kohle und Gas“, gibt die HEILBRONNER STIMME zu bedenken.
Die SCHWÄBISCHE ZEITUNG aus Ravensburg moniert: „In einem früheren Leben hat Robert Habeck Kinderbücher geschrieben. Ein bisschen klingen die neuen Ideen aus dem Haus des Wirtschafts- und Klimaministers so, als stammten sie aus einem grünen Märchenland. In seinem Entwurf des Gebäudeenergiegesetzes steckt viel gut gemeinte Wünsch-dir-was-Ideologie, die jedoch allzu häufig von unrealistischen Annahmen ausgeht. Fernwärme im großen Stil? Wäre nur in Ballungszentren realistisch. Der Hauseigentümer fragt sich derweil: Wie wird der Strom für den Betrieb der Wärmepumpe erzeugt? Wie teuer wird die Kilowattstunde bald sein? Habecks Dirigismus beleidigt die Intelligenz der Eigentümer – und geht entschieden zu weit“, beklagt die SCHWÄBISCHE ZEITUNG.
Die NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG argumentiert: „Ohne Energieberatung und Überprüfung des energetischen Gebäudezustandes wird es kaum gehen. Doch Energieberater sind schwer zu kriegen. Zudem sind die Lieferfristen bei Wärmepumpen lang, die Anschaffungskosten hoch und die Fördermöglichkeiten kaum zu durchschauen. Hinzu kommt der Fachkräftemangel im Installationsbereich. Deshalb haben Verbände der Wohnungswirtschaft recht, wenn sie durchdachte und finanzierbare Konzepte fordern. Habeck sollte den Klima-Hardlinern in seinem Ministerium vielleicht in einer ruhigen Minute erklären, dass dem Klimaschutz nicht geholfen wird, wenn der Staat Traumschlösser baut, die sich in der Praxis für viele Eigenheimbesitzer wie Schikane anfühlen. Die Bürger müssen mitgenommen werden“, fordert die NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG.
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