Harry Belafonte März 2012, im Alter von 85 Jahren Foto: H.S.
26.04.2024 - von Hanne Schweitzer
Ältere Menschen kommen medial relativ selten vor, und wenn, fallen die Darstellungen tendenziell eher negativ aus, punktuell aber auch übertrieben positiv, sodass sie nicht selten unauthentisch wirken. Auch wird die Diversität von Lebenssituationen und Lebensstilen im Alter ausgeblendet.
In einem Leitfaden für Medienschaffende klärt Prof. Dr. Eva-Marie Kessler von der Medical School Berlin - Co-Autorin der Ageismus-Studie der Antidiskriminierungsstelle nun über Altersbilder auf. Der Leitfaden mit dem Titel „Altern – ältere Menschen – demographischer Wandel in Sprache und Bild“ ist im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend entstanden und richtet sich an Medienschaffende, Akteur*innen im Bereich Public Relations und Engagierte in der Seniorenarbeit.
Die Publikation versteht sich als „wissenschaftlich fundierte Hilfestellung, die für medialen Ageismus in Wort und Bild sensibilisieren möchte. Es werden acht konkrete Anregungen für zeitgemäße Darstellungen älterer Menschen, des Alterns und des demographischen Wandels jenseits von Stereotypen, Vereinfachungen und einseitig pessimistischen Szenarien gegeben, die die Komplexität, Diversität und Chancen in den Mittelpunkt stellen und damit die Realität individuellen und gesellschaftlichen Alterns. Jede Anregung wird durch eine prägnante Begründung erläutert“ (S. 8).
Den Kommunikationsleitfaden finden Sie hier: Link
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Dieser ministeriell, d.h. steuerzahlerfinanzierte "Nachhilfeunterricht" in Sachen Vermeidung von Ageism belegt zum wiederholten Mal, wie meilenweit uns z.B. die angelsächsischen Länder voraus sind, wenn es um das selbstverständliche Miteinander aller - egal ob behinderter oder älter Menschen - in einer Gesellschaft geht.
Was hierzulande seit Jahrzehnten von PolitikerInnen und MedienarbeiterInnen geschürt wurde: das miese Image älterer und alter Menschen - hat sich tief eingegraben ins Denken und Fühlen. Die kleinen Erfolge mühsamen Gegensteuerns, sie brechen schon weg, nach einer einzigen Äußerung des Herrn Raffelhüschen über die "unverschämte" oder "unbezahlbare" Rentenhöhe der gesetzlich Versicherten genügt: Und die Medien fallen nicht etwa über Herrn Raffelhüschen her sondern über die Alten, weil sie so frech sind und Rente haben wollen und weil sie so viele sind.
Davon, dass BeamtInnen, Öffentliche Dienstler, Landräte, Abgeordnete und ähnlich Privilegierte z.B 71% ihrer letzten Bezüge als Pension erhalten, wird selten berichtet. Ungleichbehandlung? Kein Thema.
Hanne Schweitzer
Siehe dazu auch: Verbot der Altersdiskriminierung im täglichen Leben - Ontario, 1962 !!!!
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