17.12.2024
Österreichische Linguistiktagung 2024 • #ÖLT2024
17. bis 19. Dezember 2024, Innsbruck
Workshop
Formulare, Templates, Interfaces: Gestaltete Medienumgebungen und die
Vorstrukturierung und Normierung von digitaler Kommunikation
Im Workshop möchten wir uns Formen der Vorstrukturierungen von Medienumgebungen
widmen und deren Einfluss auf kommunikative Prozesse beleuchten. Vorstrukturierungen
finden wir in vielfältigen Formen: als Formulare, Vorlagen, Templates, gestaltete Interfaces usw.
Ausgangspunkt unserer Überlegungen sind Arbeiten zu Formularen, die Kommunikation in
besonderer Weise vorstrukturieren und sowohl analog als digital eine wichtige Rolle für viele
kommunikative Prozesse spielen. Formulare sind in der sprachwissenschaftlichen Forschung
bereits 1979 an einer Arbeitstagung des IDS thematisiert worden (Grosse/Mentrup 1980), in
der Folgezeit aber kaum noch Gegenstand von Untersuchungen gewesen (s. aber
Plener/Werber/Wolf 2021).
Wir verstehen dabei den Begriff der Formulare bzw. formularartigen Vorstrukturierung als
einen Arbeitsbegriff, dessen Konturierung im Zusammenhang mit linguistischer Forschung
eines der Ziele des Workshops sein soll.
Durch das Internet und die voranschreitende Digitalisierung sind formularartige
Vorstrukturierungen keineswegs weniger, sondern eher mehr geworden.
So lässt sich etwa die Social-Media-Kommunikation als formularbasierte Kommunikation beschreiben. Der
Austausch über Social Media, insbesondere digitalen Plattformen, basiert vielfach auf
Templates, die als „Textschablonen“ (Eisenlauer 2016, 446) kommunikative Handlungen
ermöglichen und vorstrukturieren.
Kurz, Formulare im Sinne von Eingabemasken, Vorlagen, Designs usw. scheinen uns in einem hohen Maße einflussreich, z.B. im Hinblick auf „Framing“ (Kress/van Leeuwen 2021) oder „Begrenzbarkeit“ (Hausendorf et al. 2017).
Wir gehen davon aus, dass eine solche formularartige Vorstrukturierung nicht folgenlos für
die kommunikativen Prozesse bleibt, die sie ermöglicht und unterstützt (s. allgemeiner auch
Brock/Schildhauer 2017, Zillien 2008) und möchten uns im Workshop damit beschäftigen,
wie diese Vorstrukturierung medialer Umgebungen die Kommunikation „durchformt“
(Luginbühl 2019).
Leitfragen des Workshops:
1. Gegenstand: In welchen Kontexten finden wir Vorstrukturierungen von
Kommunikation durch Formulare, Templates oder Interfaces? Wie ist der
Gegenstand linguistisch zu bestimmen und vielleicht auch einzugrenzen? Was sind
Grenzen, was der Nutzen beim Einsatz solcher Vorstrukturierungen?
2. Medialität: Wie durchformen Formulare im oben genannten weiten Sinne (analog
und digital) die jeweiligen mit ihnen vollzogenen Handlungen und Praktiken? Wie
wirken Formulare auf die kommunikativen Prozesse, die sie unterstützen sollen, und
umgekehrt? Welche spezifischen Aspekte (z.B. Strukturen, Eingabemöglichkeiten,
Begleittext, Vorlagen usw.) fördern oder hindern bestimmte Schreib- oder
Texthandlungen? Welche neuen Ausdrucksformen entstehen durch den Einsatz von
Formularen?
3. Multimodalität: Inwiefern unterscheiden sich Vorstrukturierungen in der
textbasierten Kommunikation und der Bildkommunikation oder der mündlichen
Kommunikation? Inwiefern beeinflussen Formulare die Bandbreite möglicher
semiotischer Ressourcen?
Literatur
Brock, Alexander/Schildhauer, Peter (2017): Communication Form: A Concept Revisited. In: dies. (Hrsg.), Communication Forms and Communicative Practices. Frankfurt: Lang, 13-43.
Eisenlauer, Volker (2016). Facebook als multimodaler digitaler Gesamttext. In: Nina-Maria Klug & Hartmut Stöckl (Hrsg.): Handbuch Sprache im multimodalen Kontext. Berlin, Boston: De Gruyter, 437-453. Link.
Grosse, Siegfried & Mentrup, Wolfgang (Hrsg.) (1980): Bürger – Formulare – Behörde.
Wissenschaftliche Arbeitstagung zum Kommunikationsmittel ‚Formular‘. Mannheim, Oktober
1979. Tübingen: Narr. Link
Hausendorf, Heiko/Kesselheim, Wolfgang/Kato, Hiloko/Breitholz, Martina (Hrsg.) (2017)
Textkommunikation. Berlin: de Gruyter. Link
Kress, Gunther/van Leeuwen, Theo (2021): Reading Images. London: Routledge.
Luginbühl, Martin (2019). Mediale Durchformung. Fernsehinteraktion und Fernsehmündlichkeit in Gesprächen im Fernsehen. In: Konstanze Marx & Axel Schmidt (Hrsg), Interaktion und
Medien, 125–146. Heidelberg: Winter.
Plener, Peter, Niels Werber & Burkhardt Wolf (Hrsg.) (2021). Das Formular. Berlin, Heidelberg: Springer. Link.
Zillien, Nicole (2008): Die (Wieder-)Entdeckung der Medien. Das Affordanzkonzept in der
Mediensoziologie. In: Sociologia Internationalis 46 (2), 161–181.
Link
Workshopleiter:innen
Ass.-Prof. Mag. Dr. Daniel Pfurtscheller
Institut für Germanistik
Universität Innsbruck
daniel.pfurtscheller @uibk.ac.at
Univ.-Prof. Mag. Dr. Ina Pick
Institut für Germanistik
Universität Innsbruck
ina.pick @uibk.ac.at
Tagungswebsite: Link
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