05.06.2025
3.6.2025: Bombenstimmung beim U-Bahn-Bau zu erwarten?
Der Ingenieur Michael Neumann hat in der Vergangenheit immer wieder sachlich fundierte Kritik an den U-Bahn-Plänen auf der Ost-West-Achse geübt (siehe seinen Faktencheck). Ihm ist nun ein weiteres von den städtischen Experten unterschätztes Problem aufgefallen.
Er schreibt an die Verantwortlichen beim Ordnungsamt und Kampfmittelräumdienst der Stadt Köln:
Guten Tag Herr Mayer,
guten Tag Herr Brauns,
guten Tag Herr Leipertz,
haben Sie schon mal daran gedacht wie viele Bomben voraussichtlich entschärft werden müssen, wenn der Tunnel auf der Ost-West-Achse gebaut wird? Ausführung so wie er in den letzten 6 Jahren von dem „mehr als 20-köpfiges Expert*innenteam der Stadt Köln und der KVB und über 70 Mitarbeitenden aus externen Ingenieur-und Gutachterbüros“ für 29,4 Mio. EUR geplant wurde (siehe hier).
Laut diesem Planstand und den öffentlich zugänglichen Unterlagen werden in der Innenstadt Baugruben auf ca. 31.000 qm bis 34 m Tiefe erstellt (siehe Anlage).
In Anlage 4_1_Neu_Kriterienkatalog vom „Amt für Straßen und Radwegebau“ heißt es auf Seite 53: „Es sind vor der Ausführung Kampfmittelsondierungen durchzuführen. Die Fläche beträgt ca. 31.000 qm.“ Baubeginn ca. 2035. Bauzeit min. 30 Jahre.
Bei einem Evakuierungsradius von 500 m z.B. ab Neumarkt müssen sicher mehr als 7.000 Anwohner evakuiert werden, wie zuletzt in Merheim oder beim Unicenter.
Sollte der Tunnel zur Mauritiuskirche entfallen (Baugrubenfläche ca. 2.200 qm), werden die 4 neuen Haltestellen beim „Dürener Tunnel“ diese Minderung vermutlich doppelt ausgleichen.
Die Röhren mit 8,4 m Durchmesser auf 1,3 km Länge verlaufen auf einer Sohle von 30 m und sind angeblich nicht für die Kampfmittelsondierung relevant. Quelle: Ratsinformationssystem.
Aus dem Newsletter von K2A2
3.5.2025: Tunnelprojekt auf der Ost-West-Achse
Der Rat der Stadt Köln hat in seiner Sitzung am Donnerstag, 3. April 2025, den Ausbau der Ost-West-Achse zwischen Heumarkt und Moltkestraße in der Tunnel-Variante mit umfangreichen Änderungen beschlossen.
Die Einwände gegen den Beschluss aus Sicht der zivilgesellschaftlichen Tunnelgegner hatte Michael Neumann vor der Ratssitzung noch einmal in einem Schreeiben an die Ratsmitglieder zusammengefasst, aus dem wir die wichtigsten Argumente zitieren:
a) Bis heute ist der beauftragte Variantenentscheid nicht vollständig durchgeführt worden. Die Nutzen-Kosten-Analyse (NKU) für die oberirdische Variante wurde bis heute nicht erstellt. Entsprechende Klagen gegen den fehlerhaften Variantenentscheid sind bereits eingereicht.
b) Es soll nicht nach Sachkriterien entscheiden werden sondern nur ideologisch und nach Parteienräson.
c) Respektieren Sie die 6-jährige Planung und Auswertung von „20 Expert*innen der Stadt Köln und KVB sowie über 70 Mitarbeitende aus externen Ingenieur- und Gutachterbüros“. Ergebnis im Mai 2024: es sprechen 31 von 51 Kriterien gegen den Tunnel.
d) Es werden max. 850 Mio. gefördert, evtl. auch weniger. Alle weiteren Baukosten von 5-6 Mrd. gehen zu Lasten der Stadt trotz „dramatischer Haushaltssituation“.
e) Aus taktischen politischen Gründen wurden die geplanten Kosten viel zu niedrig angesetzt und sind viele bekannte Anforderungen nicht kalkuliert wurden oder anderswo versteckt. Es sind keine Reserven für Risiken und Unvorhergesehenes enthalten, obwohl das in der NKU gefordert ist.
f) Niemand glaubt wirklich, dass mit dem fast gleichen Budget wie der Opernsanierung die 2,7 km langen Tunnelröhren und 1,3 km offene Baugruben bis 34 m Tiefe mit allen technischen Einrichtungen quer durch die Stadt gebaut werden können.
g) Niemand weiß woher das Geld kommen soll, außer durch weiteren Kürzungen beim Ausbau das ÖPNV, Sanierung von Schulen, Straßen und Brücken, allen Sozialaufgaben der Stadt wie Obdachlosen- und Drogenproblemen, Sozialverbänden und Flüchtlingseinrichtungen, Wohnungen, Kultur, Sauberkeit und Ordnung. Durch diese nicht gelösten Aufgaben treiben Sie die Menschen zur AfD.
h) Die Stadt wird auf mind. 30 Jahre zur nie dagewesenen Baugrube, in der kein Verkehr mehr möglich ist. Allein das Römisch-Germanische Museum rechnet mit über 10 Jahren zur Sicherung der archäologischen Funde.
i) Es dürfen keine Milliarden zusätzliche Schulden gemacht werden für eine 3-4 Minuten schnellere Fahrt mit der KVB, 40 Sekunden Zeitersparnis mit dem Fahrrad oder der „Betonung von Sichtachsen“, nur damit Sie sagen können: „Wir haben ein Jahrhundertprojekt auf den Weg gebracht.“
j) Köln wird auch mit einem weiteren Tunnel nicht zur Metropole, wenn alle anderen Aufgaben vernachlässigt werden. (z.B. der Römerbrunnen in der Innenstadt!)
K2A2
„Oben bleiben mit der Straßenbahn! Verkehrswende statt Tunnel!"
9.4.2025: Der Kölner Stadtrat hat am 03.04.2025 die Tunnelvariante der Verwaltung beschlossen, die im Mai 2024 vorgelegt worden war. (Beschlussvorlage 1037/2024).
Die Darstellung in der Presse war vielfach falsch. Mit dem Beschluss der städtischen Vorlage wurde ein Tunnel vom Heumarkt bis zur Moltkestraße sowie der Abzweig unter dem Mauritiusviertel hindurch beschlossen, auch wenn diesen „kurzen“ Tunnel keine/r mehr wollte. Es gab dafür auch bei der Bürgerbeteiligung 2018 keinerlei Unterstützung, und selbst die SPD wollte ihn nicht.
Der einzige Grund für den Beschluss: Nur diese Tunnelvariante erfüllte die Voraussetzungen, um noch in die aktuelle Fördergeld-Runde zu kommen. Dafür ist die Aufnahme in den ÖPNV-Bedarfsplan NRW Voraussetzung. Die Beantragungsfrist dafür läuft am 31.07.2025 aus.
Das Verkehrsdezernat betonte, auch die oberirdische Variante (90-m-Bahnen durchgehend oberirdisch von Bensberg bis Weiden) habe die gleiche Planungstiefe und hätte bis zum 31.07. angemeldet werden können. Die vollständigen Unterlagen lagen jedoch nicht öffentlich vor, und es hätte auch keine Mehrheiten dafür gegeben.
So lief die Abstimmung im Rat am 03.04.2025:
Anwesende Ratsmitglieder in der Ratssitzung:
24 Die Grünen, 3 Mitglieder fehlten nicht abgestimmt
20 CDU, Fraktion komplett dafür
19 SPD, Fraktion - komplett dafür
6 Die Linke, Fraktion - komplett dagegen
5 FDP, Fraktion - komplett dafür
3 Volt, 1 Mitglied fehlte - 3 dagegen
4 AFD, Fraktion - komplett dafür
3 Die Partei, Fraktion - komplett dagegen
2 GUT + Klima Freunde, Gruppe - komplett dagegen
1 Oberbürgermeisterin dafür
87 Stimmen insgesamt
Die Tunnelfraktionen hatten mit der Stimme der Oberbürgermeistern 45 Stimmen und somit war die relative Mehrheit aufgrund der nur 87 anwesenden Ratsmitglieder bereits gegeben. Die Grünen haben leider zur Abstimmung den Sitzungssaal verlassen und so dafür gesorgt, dass der Tunnelantrag mit einer klaren Mehrheit durchgekommen ist: 49 dafür (CDU. SPD, FDP, AFD), 14 dagegen (Die Linke, Volt, Die Partei, GUT Klima Freunde).
Die Grünen begründen ihren Mandatsverzicht damit, dass sie keine Ratsentscheidung dulden könnten, bei der die AFD das Zünglein an der Waage sei. Das war am 03.04. zu keinem Zeitpunkt der Fall. Außerdem wären dafür ggf. nicht die Grünen verantwortlich gewesen, sondern die Tunnelfraktionen.
Was ist nun mit dem Megatunnel?
Um den Megatunnel von 7,4 Kilometern im Spiel zu halten, den die Tunnelfraktionen eigentlich wollen, wurde ein umfangreicher Prüfauftrag an die Verwaltung beschlossen, der eine Vielzahl von Änderungen an dem „kurzen“ Verwaltungstunnel enthält. Das beinhaltet u.a. den Wegfall des Abzweigs Mauritiusviertel, eine Tunnelröhre weniger, mehrere Vorhaltebauwerken für künftige Verlängerungen des Tunnels unter dem Rhein her und bis weit in den Westen. Der gesamte Innenstadtabschnitt muss dafür neu geplant werden!!
Zudem wurden Prüfaufträge für die unsinnigen sogenannten „Metrolinien“ beschlossen. Dazu hatten wir in der letzten Mail an euch berichtet.
Die Verwaltung soll sich mit dem Fördergeber abstimmen, ob all diese Änderungen Teil eines späteren Förderantrags sein können. Das NRW-Verkehrsminsterium hat vor der Ratssitzung in einem Schreiben bereits signalisiert, dass dies für die jetzige Förderrunde nicht gegeben ist, weil es sich um ein völlig anderes Projekt handelt (Anlage 38 der Beschlussvorlage).
Dass dieser Mega-Tunnel kommt, ist also sehr unwahrscheinlich. Nichtsdestotrotz wurde die Verwaltung mit der Vielzahl von Aufträgen zur Prüfung und Umplanung durch die Tunnelfraktionen beauftragt, was Jahre dauert, laut Verwaltungsantwort bis mindestens Ende 2028 (Anlage 39), und Gelder wie Personalressourcen verschlingt. Damit sind die Ressourcen im Verkehrsdezernat erneut blockiert für die Umsetzung sinnvoller oberirdischer Ausbauprojekte, auf welche die Stadtgesellschaft schon lange wartet.
Unvereinbar ist das Ganze mit einer zügigen Klimawende, zu der sich Köln im Juli 2019 durch den erklärten Klimanotstand verpflichtet hat.
Der Beschluss ist komplett unverantwortlich.
Wir geben den Kampf gegen das Wahnsinns-Projekt nicht auf, weil die Verkehrs- wie auch die Klimawende in Köln davon abhängen.
Was können wir in der Zwischenzeit tun?
Unsere Petition wird so lange laufen, bis der Tunnel gekippt ist. Denn darüber können wir auch kommunizieren. Wir werden weiterhin die Öffentlichkeit aufklären durch Aktionen, Infostände, Flyer verteilen, Veranstaltungen durchführen.
Dazu benötigen wir eure Unterstützung. Stellt euch vor, wir schaffen es, ganze Stadtviertel mit unseren Infos zu versorgen!
Im September sind Kommunalwahlen – wählen wir die Tunnelfraktionen ab!
Schreibt weiterhin vor allem die SPD entsprechend an. Die E-Mail-Adressen aller Ratsmitglieder findet ihr auf unserer Webseite: Link
Die Linke sowie die Partei haben bereits Rechtsmittel gegen den Ratsbeschluss am 03.04. angekündigt. Der ordentliche Gremienlauf (Bezirksvertretungen und Ausschüsse) war wiederum nicht gegeben. Es lagen dem Rat nicht alle Informationen für eine verantwortungsvolle Entscheidung vor. Die Nutzen-Kosten-Berechnungen für die oberirdische Variante fehlte.
Wir haben ebenfalls Beschwerde bei der Bezirksregierung eingelegt mit ähnlichem Inhalt und mit der Bitte, die Feinstaubbelastung eines etwaigen Tunnelbaus zu prüfen. Denn die Feinstaub-Grenzwerte werden seit mind. 10 Jahren in Köln an vielen Stellen überschritten. Also unvereinbar mit einem Tunnelbau.
Wir sehen und hören uns!
Ganz herzliche Grüße und Kopf hoch!
Euer Bündnis Verkehrswende Köln
3.4.2025: Der Kölner Stadtrat hat am 3. April 2025 beschlossen einen Tunnel auf der sogenannten Ost-West-Achse von 2 Kilometern Länge mit vier Haltestellen zu bauen
Die Kölner Tunnelfraktionen CDU, SPD, FDP haben ihren Antrag zum Tunnel durchgebracht, auch die AfD hat zugestimmt
Dagegen gestimmt haben die LINKE, die PARTEI, GUT & KLIMA FREUNDE, VOLT.
Die Grünen, bei denen zudem drei Ratsmitglieder fehlten, sind vor der Abstimmung aus der Ratssitzung ausgezogen, haben ihr Mandat nicht wahrgenomnen an diesem Punkt.
Dieses Verhalten erschließt sich uns nicht.
Zuvor wurde eine Befragung der Bürger:innen von den vier Tunnelparteien und VOLT abgelehnt, dafür waren die Grünen, die Linken, die Partei und GUT & Klimafreunde.
Wir werden weiter gegen den Tunnelwahnsinn kämpfen.
von Angela Bankert auf facebook
Man fasst sich als Kölnerin an den Kopf. Jeder in Köln weiß, was das bedeutet!
"...Damit der Kommentar nicht zur Litanei verkommt, soll hier jetzt Schluss sein, ohne auf die kaum zu stemmenden Kosten abzustellen. Nur ein winziger Aspekt sei noch gestattet. Wie lange wird denn der Spaß in der Innenstadt dauern? Wer Lust hat sich das einmal vor Augen zu führen, dem sei eine Seite der Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) empfohlen. Ja, denn dort findet sich eine Chronik zum Bau der Nord-Südstadtbahn: Link Der interessanteste Fakt an der Chronik ist: Der Einsturz des Stadtarchivs wird dort nicht einmal erwähnt. ..."
Aus dem Kommentar von Andi Goral für Report.K zur Kölner Tunnelentscheidung unter: Link
14.2.2025: Stillstand und Polarisierung
Wer sich mit dem Thema Ost-West-Achse beschäftigt, der fragt sich, ob dieses Kapitel in der Kölner Stadtpolitik nicht bald eine eigene Bibliothek braucht, wenn man betrachtet, wie viel dazu geschrieben wurde. Nach der Entscheidung wäre zumindest ein vielseitiges Buchprojekt angebracht.
Alleine sechs Jahre dauerte der Prozess zwei Varianten auszuarbeiten, wie es der Rat beauftragte. Die Fronten sind verhärtet. Da sind die, die unten fahren wollen im Tunnel und sogar Megatunnel bohren wollen. Dann gibt es die, die oben fahren wollen in längeren Bahnen von 90 Metern. Wieder andere wollen oben fahren in 60-Meter langen Bahnen mit höherer Taktverdichtung. Die einen versprechen einen Traum von Stadt und malen romantisierende Bilder, die kleinstädtisches Biedermeier im zentralen Teil einer der Top-7-Städte Deutschlands verspricht. Papier oder digitale Dateien sind geduldig und Visualisierungen Illustrationen. Die Stadtverwaltung bloggt zur Ost-West-Achse ihre Propaganda, obwohl dies eigentlich nicht gestattet ist. Dagegen hält eine Gruppe standhafter Aktivist:innen, deren Protest einst mit einer Betonmaschine, in die Geld flatterte, auf dem Kölner Heumarkt begann. Die Kommunalpolitik begreift das Projekt zur Profilierung in ihrer eigenen Klientel – oder neudeutsch Bubble. Eines allerdings passiert nicht: Die Kölner:innen haben innerhalb dieser sechs Jahre kein besseres ÖPNV Angebot auf der Ost-West-Achse und in der gesamten Stadt. Ganz im Gegenteil: Sie schlagen sich mit Fahrplaneinschränkungen auseinander. Wer die Realität beschreibt, wird gerne in die Miesepeter-Ecke gestellt. ...
Report K über Sondersitzung des Verkehrsausschusses unter: Link
Report K über Hintergrund der Ost-West-Achse unter: Link
14.2.2025: Rat vertagt Entscheidung, Oberbürgermeisterin und Tunnellobby "beraten" SPD
War nix mit Demonstration. Die Entscheidung zum Tunnelbau wurde in der Ratssitzung zum zweiten Mal verschoben. Die Sondersitzung des Verkehrsausschusses, die für den 13.2. um 8 Uhr terminiert war, wurde am Mittwoch abgesagt und das Thema von der Tagesordnung am nachmittag gestrichen. Nun soll am 3. April darüber entschieden werden.
"Offenbar" schreibt der Kölner Stadt-Anzeiger, "offenbar sind der SPD nach einem Beratungsgespräch der Tunnelbefürworter am Dienstag mit dem Zweckverband go.Rheinland, an dem auch die Oberbürgermeisterin Recker teilgenommen hat, Zweifel" am Stopp für den Tunnelbau gekommen. Die Tunnellobbyisten sollen gesagt haben: "Habe sich Köln einmal für den oberirdischen Ausbau entschieden, werde es für einen Tunnel auf der gleichen Strecke kein Geld mehr geben."
Das soll die SPDler von ihrem Vorhaben, gegen den Tunnel zu stimmen, abgebracht haben.
Sorry, aber da sind wohl bei etlichen SPDlern nicht mehr alle Tassen im Schrank.
report K unter: Link
Am 13. Februar ist die nächste Ratssitzung in Köln. Die Tunnelfraktionen CDU, SPD und FDP haben nochmals ihren Mega-Tunnel-Antrag auf die Tagesordnung setzen lassen.
Wir sind wieder vor Ort und protestieren am:
Donnerstag, 13. Februar 2025, ab 13.30 Uhr vor dem Rathaus Spanischer Bau,
Theo-Burauen-Platz, Köln
Bitte kommt zahlreich! Wir brauchen euch!
Ihr erinnert euch:
Bei der letzten Ratssitzung im Dezember 2024 hatte die Oberbürgermeisterin Frau Henriette Reker den Antrag in letzter Minute mit großem Bedauern von der Tagesordnung genommen. Die Bezirksregierung hatte dies empfohlen, denn die Vorgehensweise wäre rechtsunsicher. Dieser umfangreiche neue Tunnelantrag war erst 6 Tage vor der Ratssitzung im Dezember bekannt gemacht worden – ohne Beteiligung der 9 Bezirksvertretungen. Völlig undemokratisch!
Und inhaltlich ein Desaster: Der Beschluss dieses Antrags würde einen weiteren ÖPNV-Netzausbau in Köln komplett unmöglich machen. Geld und Personalkapazitäten fehlen bereits jetzt, um das bestehende Netz instand zu halten, barrierefrei zu machen – geschweige denn, die vielen bereits geplanten und sinnvollen ÖPNV-Netzerweiterungen umzusetzen.
Mit einem Beschluss dieses Antrags wären alle Klimaziele für Köln auf Jahrzehnte gerissen und sehr wahrscheinlich gar nicht mehr erreichbar.
Was steht im Wesentlichen in diesem Antrag?
Der Kern des Antrags ist ein langer Tunnel von bis zu 7,4 Kilometern Länge – vom Bahnhof Deutz unter den Rhein hindurch bis Melaten, mit einem Tunnel-Abzweig unter dem Aachener Weiher und der Dürener Straße bis hinter den Militärring.
Die Erzählung der Tunnelbefürworter: Sie wollen Köln zu einer Metropole machen – mit 7,4 Tunnelkilometern. Das ist ein Hohn. In Köln liegen nur ca. 16 % der Stadtbahngleise unter Pflaster. Mit den 7,4 Kilometern zusätzlich wären es dann knapp 18 %. Köln hat keine U-Bahn. Nach ein paar Kilometern Unterpflasterfahrt steht die Straßenbahn ggf. wieder im Stau.
Was bedeutet der Antrag?
Enorme Kosten von mindestens 4 bis 5 Milliarden Euro wären zu erwarten. Mit Fördergeldern von Bund und Land wird von den Antragstellern geworben. Lieber solle Köln sie bekommen als etwa eine andere Kommune. Wir sagen: Steuergelder sollten dort eingesetzt werden, wo sie am sinnvollsten sind, und nicht in einem Milliarden-Tunnel vergraben werden.
Wir erinnern: Bei der Nord-Süd-Bahn ist der städtische Eigenanteil von 55 Mio. € bereits auf über 1,1 Mrd. € gestiegen – ohne die Einsturzkosten des Stadtarchivs (Mitteilung der Verwaltung Nr. 3040/2024).
Die Bauzeit unter Berücksichtigung der archäologischen Untersuchungen betrüge Jahrzehnte. Die Antragsteller selbst gehen von einer Fertigstellung im Jahr 2050 aus. In diesen Jahrzehnten wäre die Kölner Innenstadt eine riesige Baustelle, Geschäftsleute würden in den Ruin getrieben.
Jede Menge neue Barrieren und Angstträume entstünden. Schon heute sind 25 % aller Kölner:innen älter als 60 Jahre, Tendenz steigend. Hinzu kommen Fahrgäste mit Kinderwagen, Koffern und Rollatoren. Auch bei funktionierenden Aufzügen und Rolltreppen – was in Köln sehr häufig nicht der Fall ist – entstünden Staus vor Aufzügen.
Der Bau dieses Tunnels würde alle Kölner Klimaziele reißen. Dies haben z. B. Wissenschaftler:innen von ScientistsForFuture sowie die Kölner Stiftung Energieeffizienz errechnet. Beide Organisationen bitten den Stadtrat, dies zu berücksichtigen und sich verantwortlich für OBEN BLEIBEN zu entscheiden. Schließlich hat Köln im Juli 2019 den Klimanotstand erklärt, d. h. alle Großprojekte müssen erst auf ihre Klimafreundlichkeit geprüft werden. Nähme der Stadtrat seine eigenen Beschlüsse ernst, wäre jedweder Tunnel ausgeschlossen.
Stillstand für die dringend benötigten oberirdischen Ausbaustrecken und Lückenschlüsse. Die Ressourcen – Fördermittel, städtische Gelder, Personal – wären wieder jahrzehntelang in einem unsinnigen Großprojekt gebunden. Neue oberirdische Strecken rangieren im Antrag nur unter „ferner liefen“, sie seien „zu untersuchen und gegebenenfalls zu planen“. Konkrete Aufträge zur Planung und Kostenermittlung gibt es ausschließlich für den Megatunnel. Die sinnvollen oberirdischen Ausbaustrecken stehen zudem seit April 2024 auf der Streichliste des KVB-Vorstands. Nur an der Fertigstellung der Nord-Süd-Stadtbahn und am Ost-West-Tunnel will man festhalten. Dazu schweigen sich die Tunnelparteien aus.
Stillstand für die Kapazitätserhöhung auf der Ost-West-Achse für viele Jahre. Laut Stellungnahme der Verwaltung würde der Megatunnel-Antrag „zu einem sofortigen Stopp des Projekts Kapazitätserweiterung auf der Ost-West-Achse führen“ und erneut bis zu 10 Jahre Planungen bedeuten, da auf die bisherigen Planungen nicht aufgesetzt werden kann. Die von der Verwaltung dargestellten Fakten einfach vom Tisch zu wischen, ist unseriös und verantwortungslos. Hier die Stellungnahme der Verwaltung: Stellungnahme der Verwaltung
Unser Konzept zur kurzfristigen Ertüchtigung der Ost-West-Achse heißt:
OBEN BLEIBEN mit 60-m-Zügen, versetzten Doppelhaltestellen mit Mittelbahnsteigen an Neumarkt und Heumarkt, Taktverdichtung und mit mindestens der gleichen Kapazitätserhöhung wie bei den Verwaltungsvorlagen. Verantwortliche Politik muss dieses Konzept jetzt ernsthaft prüfen.
Mehrmals hieß es seitens einiger Ratsmitglieder, dass unser Konzept durchaus gut sei, aber es käme leider zu spät, die Stadt plane ja bereits seit vielen Jahren, dies könne jetzt nicht einfach über Bord geworfen werden. An dem vorliegenden Mega-Tunnel-Antrag sehen wir, wie schnell Pläne über Bord geworfen werden können – leider nicht zum Nutzen der Kölnerinnen und Kölner.
Der oberirdische Ausbau des Straßenbahnnetzes ist urbane Mobilität der Zukunft.
Seit zwei Jahrzehnten werden weltweit in über 100 Städten wieder Straßenbahnlinien reaktiviert und neue gebaut. Die Straßenbahn ist die am schnellsten umzusetzende, preiswerteste, klimafreundlichste und barrierefreieste Beförderungsart im ÖPNV.
Was ihr noch machen könnt:
Schreibt die Tunnelfraktionen an mit der Bitte, ihren Antrag von der Tagesordnung zu nehmen. Eine große Gefahr besteht darüber hinaus, dass aufgrund einer fehlenden Mehrheit im Rat die AfD zum Zünglein an der Waage wird. Die E-Mail-Adressen der Ratsmitglieder findet ihr auf unserer Webseite: Liste der Mailadressen aller Ratsmitglieder
Und: In diesem Jahr sind Bundestagswahlen und Kommunalwahlen in NRW.
Wählen wir die Tunnelparteien ab!!
Kölle bleibt oben
Euer Bündnis Verkehrswende Köln
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